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Helmut Liersch (Bildmitte), Schul- und Heimleiter von Schloss Bieberstein - Fotos: Hendrik Urbin
Pressekonferenz heute mittag im Kolpinghaus Fulda mit großer Medienbeteiligung
15.11.12 - FULDA
Er galt nicht als „Partymacher", war ein eher stiller, aber nicht zurückhaltender junger Mann - der 17-jährige Schüler aus Süddeutschland, der am Mittwochmorgen tot auf dem Gelände des Elite-Internats „Schloss Bieberstein" bei Hofbieber (Kreis Fulda) aufgefunden wurde. Im nächsten Jahr sollte er Abitur machen - Lehrer sprachen von einem „leistungsfähigen, begabten" Gymnasiasten. Bei seinen Mitschülern galt er als „beliebter Zeitgenosse" - er sei erst seit dem letzten Schuljahr in Bieberstein gewesen und habe sich gut in die Gemeinschaft eingelebt, hieß es.
osthessen-news berichtete gestern bereits ausführlich: http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1222675
Einen Tag nach dem tragischen Unglück, das die rund 130 Internatsschüler und 60 Mitarbeiter auf "Schloss Bieberstein" erschütterte, äußerten sich am Donnerstag um 13:00 Uhr erstmals Verantwortliche der Hermann-Lietz-Schule auf einer knapp 40-minütigen Pressekonferenz. Das Medieninteresse war groß und das Thema von überregionaler Bedeutung - rund 20 Journalisten von TV, Hörfunk, Print und Online kamen ins Fuldaer Hotel Kolpinghaus. Allein sechs Fernsehsender waren vor Ort.
"Als Konsequenz aus diesem schrecklichen Todesfall ist es unumgänglich, alle Kontrollsysteme auf den Prüfstand zu stellen", kündigte Helmut Liersch, Schul- und Heimleiter von Schloss Bieberstein, an. „Für uns alle ist es auch heute noch schwer, die passenden Worte zu finden." (Die Ausführungen von Helmut Liersch lesen Sie hier im WORTLAUT: http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1222731 ). Der Schulbetrieb wurde sofort gestoppt. Theologen, Psychologen und Kriseninterventionsteams kümmern sich um Schüler und Mitarbeiter. Aktuell seien nur noch 50 Jugendliche im Internat - für sie gebe es Gesprächs- und Sportangebote.
Immer wieder wurden Gerüchte laut, dass auf dem Internat - rund 15 Kilometer östlich von Fulda - Drogen konsumiert werden. Dem hr-Boulevard-Magazin maintower wurde eine Information von der Mutter eines ehemaligen Schülers zugespielt, in der sogar von einem "Drogensumpf" die Rede ist. Auch auf der facebook-Seite von osthessen-news schreibt ein Leser: "Ist ja nix neues mit den Drogen da oben."
"Wir haben kein Drogenproblem", sagte der Schulleiter während der Pressekonferenz. Klar ist: im Schulvertrag ist verankert - bei Alkohol- und Drogenkonsum droht die sofortige Entlassung aus der Schulgemeinschaft. Und in den vergangenen Jahren seien zwei Schüler positiv getestet und rausgeschmissen worden.
Die genaue Todesursache ist am Donnerstagmittag noch nicht geklärt - das abschließende Obduktionsergebnis steht noch aus. Ein Fremdschulden konnte allerdings schnell ausgeschlossen werden. "Der junge Mann könnte an Erbrochenem erstickt sein oder ist möglicherweise durch eine Mischintoxikation aus Alkohol und anderen Stoffen gestorben, auch eine Kombination ist als Todesursache denkbar", sagte Schulleiter Liersch wörtlich.
Um Konsequenzen aus dem Vorfall an der Privatschule zu ziehen, sei es noch zu früh, erklärte Leitender Schulamtsdirektor Wolfgang Kremer vom Staatlichen Schulamt (Fulda) im ON-Interview. "Unsere Psychologen sind vor Ort stark vertreten - und wir müssen die Ermittlungsergebnisse sorgfältig auswerten. Einen Schnellschuss halte ich für falsch."
Die Chronologie der Ereignisse
Am Dienstagabend hätten Lehrer und Schüler auf einer Faschingsveranstaltung gemeinsam gefeiert. Diese sei um 21:00 Uhr beendet worden. Um 22:30 Uhr sei der junge Mann auf seinem Zimmer gewesen - so die Aussage des diensthabenden Lehrers. Zum letzten Mal habe eine Mitschülerin den 17-Jährigen um 1:30 Uhr (Mittwochmorgen) auf dem Schlossgelände angetroffen. Dann - um 7:00 Uhr - der schreckliche Fund: Küchenmitarbeiter finden den jungen Mann tot - vor dem Schlossgebäude. Sofort wurden der Rettungsdienst mit Notarzt alarmiert, doch die Reanimationsversuche blieben erfolglos. Die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen eingeleitet. (Christian P. Stadtfeld). +++
Großes Medienintresse: zahlreiche Journalisten am Mittag im Kolpinghaus in Fulda.
Helmut Liersch (re.), Schul- und Heimleiter von Schloss Bieberstein und Burkhard Werner, Vorsitzender der Leiter Konferenz der Hermann-Lietz Schulen
Zahlreiche Fernsehsender berichten aus Fulda.
Burkhard Werner, Vorsitzender der Leiter Konferenz der Hermann-Lietz-Schulen
Helmut Liersch , Schul- und Heimleiter von Schloss Bieberstein
Schulpsychologin Dr. Janet Grätz-Tümmers (re.) und die PR-Beauftragte der Hermann-Lietz-Schulen Sabine Ick.
Nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz mussten die Teilnehmer noch...
... viele Einzelinterviews geben.