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12.06.13 - FULDA

Traditioneller Priestertag: Orientierung geben inmitten der Gleichgültigkeiten

„Gott, der uns berufen hat, ist treu; er wird das Entscheidende tun!" So in Anlehnung an Offb 1,6 das Fazit der Predigt von Bischof Heinz Josef Algermissen am Mittwoch beim traditionellen Priestertag der Diözese in Fulda. Rund 200 Welt- und Ordensgeistliche nahmen an einem feierlichen Gottesdienst im Dom teil. Ihnen galt der Dank ihres Bischofs: Er freue sich darüber, dass Gott die Priester im Bistum an einem Tag im Jahr zusammenführe, da man zusammengehöre und gemeinsam unterwegs sei zum Herrn. Allerdings stellte Bischof Algermissen auch fest, dass der priesterliche Dienst schwieriger geworden sei: Kirche und Gesellschaft seien gekennzeichnet von deutlichen Krisensymbolen, es gebe gewaltige Veränderungen, die Ängste, Trauer und Abschiedsschmerz auslösen könnten. Diesen Wandlungsprozess zu steuern und zu einem Ziel zu führen nehme mitunter so sehr in Anspruch, dass die Gefahr bestehe, die Glaubensfreude zu verlieren.

Klar zeigte Fuldas Oberhirte die Anforderungen der Zeit auf: „Inmitten einer rapide permissiven Gesellschaft mit all ihrer Gleichgültigkeit sollen wir Orientierung geben; in einer innerlich sich auflösenden, zerstrittenen Welt Menschen zusammenführen; in einer Zeit, in der immer weniger dienen wollen, eher nach Leitung schielen und nach Ämtern streben, uns für andere einsetzen." Eindringlich rief Bischof Algermissen dazu auf, nicht angesichts dieser Anforderungen zu resignieren. Denn dann zögen „Leere, Trägheit und Widerwillen, Frustration und Aggression in unsere Herzen ein" – ein Zustand, den die Mönche der christlichen Frühzeit wohl wissend als eine der Todsünden (Akedia / Trägheit) bezeichnet hätten.

Bei dem Versuch, aus geistlicher Mattigkeit herauszukommen, helfe das Wort Jesu, das er den Apostel während des Abschiedsmahles sagte: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch." Daher sollten die Priester Jesus Christus, den Guten Hirten, jeden Tag neu in ihre Mitte holen, mit Mitbrüdern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gemeinschaft leben und dadurch den „Motor der Hoffnung in Bewegung" setzen. Er glaube fest, dass ein notwendiger Aufbruch der Diözese nur möglich sei, wenn gerade Priester, natürlich in Verbindung mit den Gläubigen, eine, wie er es nenne, „mentale Wende" vollzögen. „Wenn es bei uns nicht beginnt, beginnt es gar nicht", so Bischof Algermissen.

Vortrag zur Familienkatechese: Wege zur Erstkommunion

Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke die in der Orangerie versammelten Geistlichen. Besonders hob er unter den Geistlichen, Missionaren, neu geweihten Priestern und Diakonen sowie Pensionären die Jubilare hervor und erinnerte an die im vergangenen Jahr verstorbenen Geistlichen. Im Anschluss daran begrüßte Generalvikar Stanke den Referenten des Tages, Prof. Dr. Albert Biesinger, von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, der zum Thema „Missionarische Katechese – Erfahrungen mit Eltern und Kindern auf dem Weg zur Erstkommunion" sprach.

Prof. Biesinger verwies in seinem Vortrag einerseits darauf, dass Papst Franziskus in Buenos Aires mit der sogenannten Familienkatechese vertraut sei, andererseits, dass er selber, immerhin seit Jahren ein gestandener Theologieprofessor, sehr viel von der lateinamerikanischen Katechese gelernt habe. Daher gab der Referent den anwesenden Priestern vor allem den Rat, die Vorbereitung zur Erstkommunion nicht in die kurze Zeit von acht Wochen zusammenzupressen. Besser sei es, über einen längeren Zeitraum mit den Kindern zu arbeiten, da dies maßgeblich zur Entschleunigung beitrage, aber auch dazu führe, dass, wie die Neurologie längst nachgewiesen habe, einfach „mehr hängenbleibe". Bei der Katechese mit Kindern seien allerdings das Wichtigste nicht die Kinder, sondern deren Eltern. Denn diese seien Trägerinnen und Träger der Verkündigung, so dass diese ernstzunehmen und zu unterstützen seien. Denn obwohl diese zum Teil schwierige Berufe ausübten, überwiege die Angst, ihre Kinder religiös falsch zu erziehen. Daher sei es als Vater und Mutter sehr wichtig, sich auf dem Weg zur Erstkommunion auf das eigene Kind religiös einzulassen und zu Hause zu fördern. Damit dies möglich werde, habe er ein Familienbuch entwickelt, das er selbst mehrfach erprobt habe und für einen Einsatz in der Familienkatechese der Pfarrgemeinden dringend empfehle.

Zwangsläufig gehörten, so der Referent, zu einer sinnvollen Familienkatechese auch Elterntreffen. Aufbauend auf positiven und negativen Erfahrungen der Eltern zur eigenen Kommunionvorbereitung gelänge es schnell, Interesse für die Frage „Wie mache ich es besser" zu wecken. Diese Elterntreffen hätten sich in seiner konkreten Praxis längst als eine der sinnvollsten zeitlichen Investitionen erwiesen.

Familienbuch „Gott mit neuen Augen sehen"

Während seines Vortrags bat der Referent die anwesenden Geistlichen mehrfach, sich in die Rolle von Eltern zu versetzen, während er selbst die Rolle des Gemeindereferenten übernahm, um auf diese Weise anschaulich anhand ausgewählter Passagen mit dem Familienbuch zu arbeiten. Neben dem eigentlichen Familienbuch stellte der Referent auch die von ihm entwickelten Leitfäden für Kindertreffen sowie für das Leitungsteam bzw. Elterntreffen vor. Eindringlich warb Prof. Biesinger dafür, alltagstaugliche Maßnahmen der religiösen Erziehung wahrzunehmen. Dazu gehörten zumindest kurze Tischgebete, ein Abendgebet beim Zubettgehen, das auch eine kleine Reflexion des Kindes zum Tagesgeschehen beinhalten könne. Wenn ein Kind das Haus verlasse, könne ein Kreuzzeichen auf die Stirn des Kindes deutlich machen, dass man das eigene Kind dem Schutz Gottes anvertraue. Denn, so der Referent, wenn Rituale vollends wegbrächen, gäbe es keine Chancen mehr. +++

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