Vom Kriegsszenario zur idyllischen Natur

ADAC Deutschland Klassik Tag 4: Zu Besuch beim Klassenfeind auf Point Alpha

10.07.2017 - Am vierten und letzten Tag der ADAC Deutschland Klassik 2017 bestimmten Kontraste das Programm: Für einige Teilnehmer aus Ostdeutschland war der ehemalige amerikanische Beobachtungsstützpunkt Point Alpha bei Rasdorf die erste Begegnung mit Kriegsszenarien aus westdeutscher Perspektive. Über die Brücke der deutschen Einheit in Vacha ging es ins idyllische Waldhessen nach Heringen und Bad Hersfeld.

Jürgen Bahnert und Klaus Dose aus Dresden hatten mit ihrem Porsche 944 aus dem Jahr 1984 ein passendes Fahrzeug fürs orwellsche Überwachungs-Szenario auf Point Alpha: "Wir hatten bisher nur Grenzanlagen auf der ostdeutschen Seite besichtigt und keine Vorstellung von der Infrastruktur auf westlicher Seite. Wer die Panzer und Hubschrauber hier auf dem Gelände sieht, will sich nicht vorstellen, wie ein Heißer Krieg ausgesehen hätte. Die freie Fahrt von Ost nach West ist ein geschichtliches Privileg, das man kaum hoch genug einschätzen kann", so Bahnert. Stiftungs-Direktorin Ricarda Steinbach erläuterte den Oldtimer-Freunden die Bedeutung des Stützpunkts, der im Zentrum der NATO-Verteidigungslinie "Fulda Gap" lag, wo im Ernstfall die Truppen des Warschauer Pakts erwartet worden wären.

Auch für ...

Der Deutsch-Amerikaner ...

Vom Wachturm ...


Auch für Frank Riedel aus Zwickau war der Besuch des ehemaligen amerikanischen Beobachtungsstützpunktes eine besondere Sache: Obwohl er seinen Wehrdienst um 1970 herum an der innerdeutschen Grenze ableistete, war der brisante Posten der Amerikaner dem Ostdeutschen unbekannt: "Hier kamen auf beiden Seiten nur die besonders verdienten Soldaten unter, im Osten vor allem aus Vertrauensgründen. Wenn man sich mit der jüngsten deutschen Geschichte befasst, kann man froh sein, dass hier im "Fulda Gap" zwischen Hessen und Thüringen die Situation nie eskaliert ist", so Friedel. Das Horch 780 Sport-Cabriolet Friedels aus dem Jahr 1932 ist dagegen von Ideologie unbelastet und konnte schon damals für die jeweilige Verwendungs-Situation angepasst werden: "In den Horch-Werken wurden sieben verschiedene Getriebe gebaut: Fürs Flachland, fürs Hochgebirge und andere topografische Besonderheiten konnte der Kunde sein Wunsch-Getriebe aussuchen", so Friedel.

Heinz Fringes ...

Kurz vor ...


Das VW 1500 Cabriolet von Heinz Fringes aus Biebergemünd dagegen hatte seinen Fahrer gestern Abend trotz jahrelanger treuer Dienste kurz hinter Steinau an der Straße im Stich gelassen: Die Lichtmaschine verweigerte den Dienst, die herbeigerufenen "Gelben Engel" konnten den Klassiker nur noch abschleppen. Am Telefon schilderte Fringes dem Bosch Car Service abends das Malheur - mit dem Nacht-Express wurde von Köln eine neue Lichtmaschine nach Fulda geschickt und vorm Bäder Park Hotel am Morgen gleich verbaut. Von dort führte die Oldtimer-Enthusiasten ihre Fahrt erst nach Point Alpha, von dort zur Werrabrücke nach Vacha. Der historische Werra-Übergang, der bereits vor mehr als 1000 Jahren das Rhein-Main-Gebiet auf kürzestem Weg über das Thüringer Becken mit dem Raum um Leipzig verband, vermittelte als symbolische Verbindung von Ost und West die geschichtliche Dimension.


Eine Zeitreise auf den Spuren des Bergbaus in der Region konnten die Fahrer im Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen unternehmen: Seit über 100 Jahren graben sich die Kalibergleute im Werrarevier durch das Salz. Dabei haben sie auf zwei Sohlen die begehrten Kalirohsalze auf einer Fläche von mehr als 350 Quadratkilometern und bis in über 1.000 Meter Tiefe abgebaut. Über Tage wird aus dem Rohsalz in Kalifabriken vor allem Dünger für die Landwirtschaft hergestellt. Das repräsentative Schlosshotel Prinz von Hessen in Friedewald bei Bad Hersfeld bot mit reich gedeckter Tafel erlesener Speisen einen willkommenen Kontrast, das Landwirtschaftszentrum Eichhof in Bad Hersfeld gab im Anschluss einen Einblick in den modernen Garten- und Pflanzenbau.

Von Point ...

Matthias ...


Von 15.45 Uhr bis etwa 17.45 Uhr rollten die Fahrzeuge in der Pauluspromenade ins Ziel. Hier boten sich Schaulustigen wieder faszinierende Einblicke ins Innenleben der automobilen Raritäten. Am Abend fand zudem die Sieger-Ehrung im Maritim Hotel Fulda und damit der Abschluss der ADAC Deutschland Klassik 2017 statt. (Marius Auth) +++

Als Abschluss ...

Uhren ...

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