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Schwerverletzte werden aus dem Sanitätswagen getragen

...der verunglückte ICE-Triebkopf im Tunnel

05.05.08 - Fulda

ICE-Unglück: Bahn wollte keinen Rettungszug, aber Leitstelle machte Druck

Das Unfallmanagement der Bahn ist nach dem schweren ICE-Unglück im Landrückentunnel südlich von Fulda einmal mehr in die Kritik geraten. Einem - vorab veröffentlichten - Hinweis auf einen Bericht im heute erscheinenden Magazin "FOCUS" zufolge soll sich die zuständige Notfallleitstelle der Deutschen Bahn in Frankfurt/Main zunächst geweigert haben, den speziell für Bahnunfälle in Fulda bereitstehenden Rettungszug für die Versorgung und Rettung von Menschen abfahren zu lassen.

Diese Information ist nicht grundsätzlich neu und war schon lange in Feuerwehrkreisen bekannt - doch jetzt wird dieser Umstand erstmals öffentlich gemacht. Tatsache ist auch, dass erst auf "massiven Druck" der von der Feuerwehr Fulda betriebenen "Leitstelle Fulda" dann der von Feuerwehrleuten und Rettungskräften besetzte Zug in Richtung Unfallstelle fahren konnte und dort - nur knapp eine Stunde nach dem Unglück - gegen 22.00 Uhr eintraf.

Offiziell wollten sich weder die Feuerwehr Fulda noch eine Bahn-Sprecherin "wegen des laufenden Verfahrens und der staatsanwaltlichen Ermittlungen" dazu äußern. Doch es gibt bei der Leitstelle Fulda eine verbindliche Ausrückeordnung, in der jeder Einsatzfall genau beschrieben ist. Fachleute jedenfalls können sich erinnern, dass es nach ersten Alarm-Meldungen über eine "ICE-Entgleisung" zunächst hieß, es gebe keine Verletzten. Möglicherweise hat das zur ersten "Bahn-Verweigerung" geführt. Als später der Rettungszug vor Ort war und in den Tunnel bis zur Unglücksstelle fuhr, konnten mindestens vier Schwerverletzte in einem der Spezialwagen medizinisch versorgt werden.

Hintergrund: Rettungszüge der Bahn

Von den Rettungszügen gibt es insgesamt sechs, davon sind zwei entlang der Schnellbahnstrecke in Fulda und Würzburg stationiert. Weitere Standorte sind Kassel, Mannheim, Hildesheim und Stuttgart. Der erste Rettungszug wurde am 19. Mai 1988, damals noch von der Deutschen Bundesbahn, in Fulda der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Fuldaer Feuerwehr - damals unter Stadtbrandinspektor Hans-Joachim Kramer - war maßgeblich an der Entwicklung beteiligt. Im rettungsdienstlichen Bereich war es neben der Beratung durch Prof. Dr. Sefrin aus Würzburg aber der DRK-Kreisverband Fulda, der insbesondere die Rampenlösung (anstelle fest montierter Beladeeinrichtungen wegen Notrückzug) aber auch in Bezug auf die Ausstattung der Züge maßgeblich beteiligt war. Ebenso wurde der Lehrfilm in Fulda mit der SEG und dem Rettungsdienst erstellt. Auch die Präsentation des rettungsdienstlichen Systems auf dem Rettungskongress in Köln (1994) wurde dem DRK-Fulda übertragen. Von ursprünglich 14 geplanten Zügen wurden seitdem letztlich insgesamt sechs in Dienst gestellt. Ihr Unterhalt kostet nach Bahninformationen jährlich rund 13 Millionen Euro.

Die Rettungszüge Fulda und Würzburg kamen im Zusammenhang mit dem Unglück im "Landrückentunnel" vor einer Woche - als der ICE in eine Schafherde fuhr und entgleiste - zum Einsatz. An Bord führen sie ausreichendes technisches Gerät mit, weiterhin Atemschutzgeräte, Löschwasser, eine eigene Stromversorgung und im speziellen Sanitätswagen für die Erstversorgung von Verletzen sind sogar 15 Liegendplätze und zwei Intensiv-Behandlungsplätze bis hin zur Möglichkeit kleiner Operationen vorhanden. Der in Fulda stationierte Rettungszug ist als so genannter Zweirichtungszug aufgebaut. Er verfügt über zwei Sanitätswagen, um in nördlicher und südlicher Richtung eingesetzt werden zu können.

Lesen Sie dazu auch einen ausführlichen ON-Bericht von einer großen Rettungsübung im September 2003 im "Landrückentunnel":

28.09.2003 Rettungsübung (1) mit 1.400 Helfer: "ICE-Unglück in Bahn-Tunnel"

http://www.angelstein-tv.de/OsthessenNews/beitrag_C.php?id=6064&Aktiv=checked

28.09.2003 BILDERSERIE zur Rettungsübung "ICE-Unglück"

http://www.angelstein-tv.de/OsthessenNews/beitrag_C.php?id=6063&Aktiv=checked

Aktueller Stand im Landrückentunnel

Die ICE-Strecke Fulda - Würzburg bleibt wegen Reparaturarbeiten noch weiter teilgesperrt. Zwar sind die letzten Teile des Unfall-ICE schon seit Freitagmittag aus dem Tunnel, doch die Reparaturen an den beschädigten Gleisen, Oberleitungen und technischen Einrichtungen werden wohl noch ein oder zwei Tage andauern. Wegen der notwendigen Umleitung dauerte deshalb eine Zugfahrt zwischen Hamburg und München rund 30 Minuten länger. +++


....verbogene Schienenteile...

Der Fuldaer Rettungszug am Nordportal...


...und am Sammelplatz in der Unglücksnacht

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