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Fünf Laptops... - Fotos: Florian Dietz.

14.06.10 - GROSSENLÜDER

Hacking, Viren, Spionage - Thema: Cyberkriminalität & Millionenverluste

"Wer von Ihnen ist `SexyMama´?" fragt Berufshacker Götz Schartner von der 8com GmbH aus Ludwigshafen. Es wird still im Lüderhaus, nur vereinzelt tuscheln oder lachen die etwa 150 Gäste, unter ihnen viele Unternehmer und Geschäftsführer aus der Region Fulda. "Und wer ist `Der Checker´?", fragt Schartner. Nun ist es aus mit der Contenance der Besucher, Gelächter brandet auf. Zu den Spitznamen bekennen, die auf mehreren Metern Breite an eine Leinwand projiziert sind, möchte sich aber niemand. Kein Wunder, denn der Hacker hat die Namen aus Handys ausgelesen, die während seines Vortrags zu Computersicherheit im Saal sind.

Das Großenlüderer Unternehmen Solitus GmbH hatte heute Nachmittag ins Lüderhaus eingeladen, um auf die große Gefahr hinzuweisen, die von ungesicherten Firmennetzwerken, veralteten Handy-Betriebssystemen und nicht-funktionierenden Antivirus-Programmen ausgeht. Dabei führte Gastredner und Berufshacker Schartner auf fünf Laptops und einigen Mobiltelefonen live vor, wie leicht es böswillige Angreifer aus dem "Cyberspace" haben. Dabei war das Auslesen von Telefonbuchdaten und SMSen von Handys mit veralteter Betriebssoftware nur die Spitze des Datenklau-Eisbergs. Über ein per "Trojaner" (eine Art Computer-Virus) kompromittiertes Blackberry (ein Handy mit erweiterten E-Mail- und Daten-Funktionen) konnten Schartner und sein Publikum live mithören, was Solitus-Mitarbeiter Frank Nitsch mit seiner Sitznachbarin tuschelte.

Als der Computerfachmann schließlich demonstrierte, wie man sich in ein Firmennetzwerk einhackt, war den Besuchern nicht mehr zum Lachen zumute. Dabei griff Schartner tief in die Trickkiste: Erst spähte er einen (fiktiven) Firmenmitarbeiter über soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing aus, dann schrieb er diesem Mitarbeiter eine Mail mit gefälschtem Absender. Beim Anklicken eines in der Mail enthaltenen Links installierte sich dann ein Programm auf dem Computer des Empfängers, das dem Angreifer Zugriff auf sein System erlaubt - und damit auf das ganze Firmennetzwerk.

Schartner konnte auch von einigen Datenklau-Beispielen aus seiner Berufsgeschichte berichten: 2008 habe er im Rahmen einer Überprüfung herausgefunden, dass die Computer einer mittelständischen Maschinenbaufirma regelmäßig Daten an zwei Server in China sendeten. Es stellte sich heraus, dass die Computer mit Trojanern infiziert worden waren - von vermeintlichen Geschäftspartnern in Fernost. Die Daten seien direkt an einen chinesischen Nachrichtendienst gegangen, der sich mit Wirtschaftsspionage beschäftige. Dem deutschen Unternehmen sei durch dieses "Sicherheitsloch" ein Schaden von fünf bis zehn Millionen Euro entstanden, da chinesische Konkurrenzfirmen so auf Angebote, Ausschreibungen und technische Entwicklungen ihrer deutschen "Geschäftspartner" zurückgreifen konnten.

Natürlich hatte Fachmann Schartner auch einige Tipps und Tricks im Gepäck, um die eigene IT sicherer zu machen: aktuelle Antivirus-Programme und Firewalls einzusetzen und den Mitarbeitern das private Surfen zu untersagen ("so schwer das auch fällt, ohne diese Maßnahme lässt sich keine hundertprozentige Sicherheit herstellen") sei ein guter Anfang. Er stellte aber klar: Ohne fundiertes IT-Wissen geht es auf lange Sicht nicht.

Beruhigendes Detail am Rande: Auch ein Computer-Profi wie Götz Schartner ist nicht vor PC-Problemen gefeit. Während seines Vortrags hatte er mit störrischen Programmen und einem langsamen Internetzugang zu kämpfen - letztlich gelangen alle seine "Live-Hacks" aber trotzdem. (dz)+++


...und einige Handys benutzte Götz Schartner für seine Hacking-Vorführungen. - Fotos: Florian Dietz.

Solitus-Geschäftsführer Christian Schreiner...


...begrüßte die Besucher im Lüderhaus.

Ein Bluetooth-Adapter mit drei Kilometern Reichweite...


...und eine Mini-Kamera gehörten auch zur Ausrüstung des Hackers.

Kompromittierende Handy-Namen.



Er wurde vom Berufshacker per Handy belauscht: Solitus-Mitarbeiter Frank Nitsch (mitte).


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