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Der Angeklagte steht unter Polizeibewachung - Fotos: Anne Baumann

FULDA Schocksituation oder schlichtes Kalkül?

Prozess um Mord in Bebra: "Teile des Hinterkopfes fehlten"

02.09.14 - Es sei kein Eheleben mehr gewesen, sondern nur noch ein Nebeneinander herleben. Die Mutter hätte psychische Probleme gehabt, sei depressiv gewesen und zurückgezogen gelebt, der Vater sei Alkoholiker gewesen und hätte Geldprobleme gehabt. Ihre Mutter könne Jemanden zur Weißglut bringen und der Vater könne dann auch mal ausrasten. Laut polizeilichen Angaben hat die Tochter der Familie H. aus Bebra am 21.Februar 2014 so über ihre Familie gesprochen. Sie war an diesem Tag auf das Präsidium nach Rotenburg gekommen und hatte ihre Mutter als vermisst gemeldet. Die Polizei suchte zunächst vergebens bei den Nachbarn und im Ferienhaus der Familie. Also fuhr ein Ermittlungsteam zu der Wohnung der Vermissten nach Bebra. Nach dreimaligem Klingeln öffnete der Ehemann und spätere Angeklagte Reinhard H. die Tür und ließ die Beamten ein, die nach einiger Zeit die Leiche der 67-Jährigen im Ehebett fanden. In der Hauptverhandlung, die am Dienstag fortgeführt wurde, wurde der Angeklagte vom Hohen Gericht und den Anwälten befragt und die ersten Zeugen gehört. 

Reinhard H. erklärte erneut, dass er, nachdem seine Ehefrau dreimal mit dem Messer vor ihm gestanden habe, Angst bekommen und nach seiner Jagdwaffe gegriffen habe, "die für mich aber nicht geladen war". Er sei hinter ihr her gelaufen, sie sei gestolpert, er fiel über sie und dabei habe sich ein Schuss gelöst. Anschließend habe er ihre Füße und Beine aufs Bett gelegt, sich dann im Bad übergeben und sie anschließend zugedeckt, "weil ich den Anblick nicht ertragen konnte". Auf nähere Nachfrage von Staatsanwalt Andreas Hellmich, warum er denn plötzlich nach der Waffe gegriffen, warum diese geladen und warum er seine Waffe so früh bereit stellte, obwohl er erst am nächsten Tag auf die Jagd gehen wolle, konnte der Angeklagte nicht antworten. Er erinnere sich einzig daran, dass "er plötzlich ein so beklemmendes Gefühl bekam und wohl deshalb nach der Waffe gegriffen" habe. 

Richter Josef Richter stellte weitere Detailfragen zu der Waffe und wie genau er und seine Frau gelegen haben, nachdem der Schuss gefallen war. Der Angeklagte brauchte bei seinen Ausführungen vor Gericht jeweils lange Zeit, sich zu erinnern, zitterte und oft versagte ihm die Stimme. Manchmal schien er genau zu überlegen, in welcher Reihenfolge und welchen Details sich alles zugetragen habe. Sein Anwalt, der TV-Star Christopher Posch flüsterte ihm ab und zu etwas zu, versuchte auch, ihn zu beruhigen. 

Als Erster von 36 noch folgenden Zeugen sagte Polizeioberkommissar Köthe aus, der mit seinen Beamten die Leiche der Ehefrau gefunden hatte. Durch ihn und den Angeklagten selbst kam deutlich zum Vorschein, dass das Opfer psychisch krank und stark depressiv gewesen war. Zudem habe das Ehepaar sehr viel Alkohol getrunken: Reinhard H. gab an, zeitweise sogar 12 bis 13 Flaschen Bier am Tag zu sich genommen zu haben. "Ich war so traurig wegen meiner Frau und ihren Problemen. Aber ich habe sie nie gehasst", sagte er während der Verhandlung. Dazu kamen wohl noch Probleme in der Steuerkanzlei, die der Angeklagte führte.

Als die Polizeibeamten die Leiche der Ehefrau im Februar fanden, machte der Ehemann laut Köthe "einen gefassten Eindruck" und schien zu wissen, was die Ermittler im Schlafzimmer vorfanden. "Dort lag eine Frauenleiche, Teile des Hinterkopfs fehlten und an Bettende, Wand und Gardinen war Blut", so der Oberkommissar. Auf Nachfrage bei dem Ehemann, was denn passiert sei, machte dieser keinerlei Angaben. Er wolle erst mit seinem Anwalt sprechen. Ob diese scheinbare Gefasstheit aus heimtückischem Mord resultiert oder einfach durch die Schocksituation eines Unfalls herbeigerufen war, sollen die nächsten Verhandlungstage klären. (Anne Baumann) +++

Die Staatsanwaltschaft, Gutachter und Nebenklage

Christopher Posch mit seinem Mandanten

Auch am zweiten Verhandlungstag ist das Publikumsinteresse hoch

Das Hohe Gericht


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