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Das ehemalige Wirtschaftsgebäude biete sich zur Nutzung als Kreisjugendheim oder Fortbildungsstätte an, denn eine Aktivierung der Gaststätte sei im Moment nicht realisierbar -

ULRICHSTEIN Alternative Wohnlösungen gesucht

Erstes Seniorendorf soll zügig realisiert werden

13.09.14 - Neue Wohnformen für Senioren stehen derzeit im Mittelpunkt der sozialpolitischen Diskussion. Wie zahlreiche Umfragen bestätigen, kann sich die Generation 60Plus ein späteres Leben im "Altersheim" kaum noch vorstellen. Gesucht werden alternative Wohnlösungen, die es ermöglichen, so lange wie möglich selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben. Organisierte Nachbarschaftshilfe, Quartiersmanager oder auch "Kümmerer", aber auch gewerbliche Pflegedienstleister sollen dafür sorgen, dass auch bei fortschreitender Hilfsbedürftigkeit das gewohnte Lebensumfeld nicht verlassen werden muss. Während "Seniorenresidenzen" im traditionellen Stil bereits über Leerstände klagen, haben Senioren-Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenhäuser und "Seniorendörfer" Konjunktur.

Nach zweijähriger Vorbereitung hat sich jetzt in Ulrichstein, Hessens höchstgelegener Stadt mitten im Naturpark Hoher Vogelsberg, eine Initiativgruppe mit dem Eigentümer Werner Abel, Ulrich Lange und drei Interessesenten die sich im Vorfeld bereits über derartige Projekte informiert hatten, gebildet, die den Anfang der 1980er Jahre errichteten "Ferienpark Burgblick" zu einem Seniorendorf weiterentwickeln will. "Gründen" im strengen Sinne des Wortes müsse man den "Wohnpark Burgblick Ulrichstein", eigentlich nicht, meint der Sprecher der Initiative, Ulrich Lange, in einem Gespräch mit dem Lauterbacher Anzeiger, denn informell bestehe auf dem Areal des ehemaligen Ferienparks bereits ein solches "Seniorendorf" allein aufgrund der Tatsache, dass ein Großteil der Bewohner Ruheständler seien.

In der Errichtungsphase des "Ferienparks Burgblick" beziehungsweise während des späteren Verkaufs des Immobilienbestands an Einzelerwerber durch die noch bestehende Ferienpark-GmbH hatten nur rund 60 Prozent der ein- und anderthalbgeschossigen Ferienhäuser mit Wohnflächen zwischen 50 und 100 m² einen neuen Eigentümer gefunden. Der Leerstand in über 40 Häusern, zu denen noch weitere kommen, die von den Ersterwerbern aus Alters- oder anderen Gründen wieder abgestoßen werden, macht die Kernstadt Ulrichstein zu dem zentralen Brennpunkt des Leerstandsproblems in der Region. Von daher erhofft sich Ulrich Lange Unterstützung von Stadt und Landkreis: "Hier könnte einmal ein übergreifendes Konzept entwickelt werden, um Leerstände durch gezielte Ansiedlungspolitik systematisch abzubauen."

Als zukünftige Neubürger sieht Lange vor allen Ruheständler aus den großstädtischen Ballungsgebieten des Rhein-Main-Gebietes. Denn es habe sich mittlerweile herumgesprochen, dass ältere Menschen dort im Wettbewerb um knappen Wohnraum oft den Kürzeren zögen. Viele könnten und wollten die explodierenden Wohnungsmieten und Preise für Wohneigentum auch nicht mehr bezahlen. Wenn sich das Einkommen mit dem Rentenbezug deutlich verringere, sei die Anpassung der Lebenshaltungskosten durch Verlagerung des Wohnsitzes in eine Region mit deutlich niedrigeren Wohnkosten eine adäquate Maßnahme, um das verfügbare Einkommen und damit die Lebensqualität auf dem gewohnten Niveau zu halten. "Alterseinkommen", so Lange, "ist eben das, was nach Abzug der fixen Kosten noch übrig bleibt." Und da biete der "Wohnpark Burgblick" unschlagbare Vorteile. 270 Euro (Kaltmiete) koste es etwa, sich den Traum von einem barrierefreien Häuschen im Grünen zu erfüllen. Großzügige Mietkaufoptionen ohne Bankenbeteiligung ermöglichten es zudem auch Interessenten im Rentenalter, die von der Finanzwirtschaft häufig als nicht mehr kreditwürdig eingestuft würden, selbst auf ihre alten Tage noch Eigentümer zu werden.

Als wichtige Anlaufstelle für Ulrichsteiner Neubürger sieht Ulrich Lange seine Initiativgruppe "Wohnpark Burgblick Ulrichstein". Lange, seit über dreißig Jahren ehrenamtlicher Verbraucherschützer, seit 2010 Dauerbewohner des ehemaligen Ferienparks und gerade selbst Rentner geworden, legt größten Wert darauf, dass diese mit Vermietung und Verkauf der noch verfügbaren Immobilien nichts zu tun habe. "Wir weisen gern auf alle Vorzüge und Möglichkeiten des Wohnpark-Projekts hin, reichen Miet- und Kaufinteressenten jedoch an die Ferienpark-GmbH weiter." Dies diene der Direktvermarktung und damit der Vermeidung von kostentreibenden Maklerprovisionen. Die Initiativgruppe "Wohnpark Burgblick Ulrichstein" sieht ihre Hauptaufgabe darin, zukünftigen Neubürgern die Schwellenangst zu nehmen: "Niemand lässt sich hier auf ein unsicheres Experiment ein, bei dem er über den Tisch gezogen wird. Das Wohngebiet existiert seit vielen Jahren und kann nicht „Pleite gehen“. Eine angenehme Nachbarschaft sei bereits vorhanden, die überwiegend aus "Zugereisten" bestehe und von daher jeden weiteren Nachbarn gern in ihrer Mitte willkommen heißt. Wer mietet oder kauft, kann sich bereits im Vorfeld mit der Initiativgruppe vernetzen, die in den Häusern Burgblick 1-3 ein Kontaktbüro unterhält und demnächst dort eine kleine Begegnungsstätte eröffnen will.

Was aber geschieht, wenn die Wohnpark-Bewohner nach und nach hilfsbedürftiger werden? Auch dieser Problematik nimmt sich die Initiativgruppe an. Ulrich Lange: "Im Normalfall sind die Interessenten beim Erstkontakt noch nicht hilfsbedürftig. Manche sind sogar noch im Beruf und wollen rechtzeitig die Weichen für einen sorgenfreien Ruhestand stellen. Einzelne investieren sogar zu einem noch recht frühen Zeitpunkt in die eigene Zukunft, weil es an anderen attraktiven Investments derzeit fehlt und die Zuschüsse für den seniorengerechten Umbau nicht an das Alter des Antragstellers gebunden sind.“

Wer heute einsteige, habe die Chance, die Nachbarschaftshilfe für die später Unterstützungsbedürftigen mit aufzubauen. Um Vorsorgesicherheit zu schaffen, entwickele man zurzeit in enger Kooperation mit Stadt- und Kreisverwaltung eine engagementfördernde Infrastruktur und ein Informations-Netzwerk. Auch bei plötzlich eintretender Hilfsbedürftigkeit stünden also die üblichen Leistungen sofort zur Verfügung. Selbst ein traditionelles Pflegeheim befinde sich in direkter Nachbarschaft des Wohnparks. Perspektivisch wollen wir allerdings mehr bieten als Routine-Pflege im Minutentakt oder Seniorenaufbewahrung nach dem Prinzip „Satt-und-sauber". Bürgermeister Edwin Schneider steht dem Projekt positiv gegenüber. Im Rahmen der Diskussion um den demografischen Wandel soll es demnächst mit beraten werden. Weitere Informationen unter: http://seniorendorf.jimdo.com/ und http://seniorenvertretungen-vb.jimdo.com/ (gr)+++

Häuser dieses Typs stehen derzeit zum Kauf oder zur Vermietung an


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