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FREIENSTEINAU "Rote Karte für Al-Wazir"

Jubelfeier und Gegendemo - Nasse Eröffnung im Windpark Hallo - VIDEO

22.09.14 - Die einen wollten mit dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir (Grüne) die Eröffnung des Windparks Hallo feiern, die anderen ihm die "Rote Karte"zeigen: in der Gemarkung Freiensteinau im Vogelsberg stießen sich die verschiedenen Interessen heute hart im Raum. Der Minister und der Gießener Regierungspräsident Lars Witteck, die eigentlich als Ehrengäste der Feier fungieren sollten, hatten ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt, weil für die sieben Windkraftanlagen eine größere Fläche als erlaubt gerodet worden war. Diese ca. drei Hektar große Fläche, bei der es sich nicht um Wald, sondern eine Windbruchfläche handele, werde wieder aufgeforstet, hatte der Windparkbetreiber Luftstrom dagegen angekündigt. Doch auch ohne Polit-Prominenz fanden sich genügend Interessenten am Fuße der sieben "Spargel" ein, um bei Blasmusik und Bratwurst feuchte Volksfeststimmung zu verbreiten.

Mit ihren Trillerpfeifen zwar in Hörweite, doch über zwei Kilometer entfernt hatten sich rund 800 Windkraftgegner auf einem nassen Acker versammelt und skandierten lautstark: "Rote Karte Al Wazir, stopp den Wahn, sonst weg mit Dir!" Symbolträchtiger Beginn der Gegenveranstaltung sollte um "5 vor 12" sein. Erwartet worden war zwar mehr als die doppelte Anzahl , aber es herrschte wahrlich kein Ausflugswetter und die Demonstranten hatten zum Teil einen längeren Anfahrtsweg: aus Alsfeld, der Wetterau und ganz Hessen waren Bürgerinitiativen angereist, um dem Aufruf "Pro Lebensraum Blaues Eck" und dem überregionalen Landesverband "Vernunftkraft Hessen e.V." Folge zu leisten. Aber das ungemütliche Regenwetter dezimierte die Teilnehmerzahl auf beiden Seiten und verkürzte sowohl Jubelfeier als auch Protestmarsch.

Konkreter Anlass für den Aufmarsch der Gegner war nicht nur die feierliche Eröffnung des neuesten Windparks, sondern auch die energiepolitische Regierungserklärung von Minister Al-Wazir, der sich einmal mehr ausdrücklich zum weiteren Ausbau von Windkraftanlagen ausgesprochen hatte. Es gebe keine Alternative zum Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Gegen 14:30 weihte Freiensteinaus Bürgermeister Friedel Kopp und Luftstrom-Geschäftsführer Michael Häußer den Windpark bei strömendem Regen schließlich offiziell ein. Beide sahen sich durch die zahlreichen Besucher bestätigt, dass die große Mehrheit in der Bevölkerung der Energiewende im allgemeinen und der Windkraft im speziellen positiv gegenüber eingestellt sei. Die Energiewende müsse jetzt gemeinsam vollzogen werden. "Ohne gangbare Alternative zu protestieren, reicht eben nicht aus". Kopp betonte auch die wirtschaftlich positiven Aspekte für die Gemeinde Freiensteinau, die die Fläche für den Windpark als Pachtgelände zur Verfügung gestellt hatte.

Auf der Gegnerseite bemühten sich derweil die verschiedenen Redner am Mikro, Argumente gegen den ihrer Meinung nach "ungezügelten Windwahn" unter die Zuhörer zu bringen. Nur mit allen windkraftkritischen Hessen ließe sich gemeinsam etwas gegen die ministerialen Pläne tun, die das Land mit Windkraftanlagen weiter zupflastern wolle, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Bevölkerung oder Narturschutzbelange zu nehmen. Pressesprecher Hans Teegelbekkers forderte ein sofortiges Moratorium für den weiteren Ausbau der Windkraft und sprach sich stattdessen dafür aus, mit dem so eingesparten Geld die Forschung nach alternativen Lösungen zu finanzieren.

Ungefähr zeitgleich gegen 15 Uhr machte der anhaltende Regen beiden Veranstaltungen ein eher unspektakuläres Ende. Doch die Gräben zwischen Windkraftbefürwortern und -Gegner vermochte er nicht zuzuschütten.+++ci

Luftstrom Hallo Geschäftsführer Michael Häußer (links) und Tom Lange vom Bundesverband ...

Die Feiergäste saßen wenigstens im Trockenen

Fachgespräche in der Windkraftanlage

In gebührendem Abstand hatten sich die Gegner versammelt

Jörg Rehmann, Journalist und Autor

Hans Teegelbekkers ist Pressesprecher von "Vernunftkraft e.V."


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