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- Fotos: Gerhard Manns

LUDWIGSAU Nie wieder Krieg

Gedenkfeier an die Luftschlacht vor 70 Jahren- Gegen das Vergessen

28.09.14 - Am 27.09.1944 fand über dem Seulingswald, im Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine der verheerendsten Luftschlachten des 2. Weltkrieges statt, bei der 118 Amerikanische Flieger und 18 deutsche Piloten den Tod fanden.

Hans Eichel Hauptredner
Bürgermeister Thomas Baumann freute sich, dass er ca. 300 Besucher, viele Ehrengäste, und als Hauptredner der Feierstunde am Ehrenmal, den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten und ehemaligen deutschen Finanzminister Hans Eichel, den 94-jährigen Jagdflieger im 2. Weltkrieg Hans Horn aus Bebra und den Initiator dieser Fliegergedenkstätte, Walter Hassenpflug begrüßen konnte.

Was war vor 70 Jahren geschehen
Von den ursprünglich in England gestarteten 35 „Liberator“ US-Bombern gingen bei dem Luftkampf über dem Seulingswald 30 verloren. Von den 118 gefallenen US-Amerikanern wurden 11, die nach dem Abschuss ihrer Bomber mit ihrem Fallschirm auf deutschem Gebiet gelandet waren, ermordet. Von den Besatzungen, deren Maschinen abgeschossen wurden, überlebten 121 in deutscher Kriegsgefangenschaft. Das waren die höchsten Verluste, die eine US-Bombergruppe im 2. Weltkrieg erlitten hatte. Auf deutsche Seite gingen 29 Jagdflugzeuge verloren und 18 Piloten fanden dabei den Tod. Weil das Führungsflugzeug der US-Bombergruppe zwei km östlich von Friedlos im Wald zerschellte, wurde nahe der Absturzstelle am 01.08.1990 diese wohl einmalige Gedenkstätte im Rahmen einer Feierstunde eingeweiht und in die Obhut der Gemeinde Ludwigsau übergeben.

Deutschland hat den Krieg angefangen, gegen das Vergessen, für Versöhnung
In seiner Rede erinnerte Hans Eichel daran, dass es das Nazi Regime und Hitler Deutschland war, die damals den Krieg angefangen hatten. Es seien die Nazis gewesen, die an den Juden, Sinti und Roma Völkermord begingen. Der Krieg ist ein mörderisches Handwerk der entmenschlicht und solche Denkmäler, wie dieses im Seulingswald, setzten ein Zeichen der Versöhnung und gegen das Vergessen. Hans Eichel dankte den Initiatoren, besonders Walter Hassenpflug aus Friedlos, die diese Gedenkstätte ins Leben gerufen und geschaffen hatten. Deutschland habe die Vergangenheit aufgearbeitet, das habe 40 lange Jahre gedauert. Der Tag der Kapitulation, am 08.05.1945 war für Deutschland ein Tag der Befreiung, an diesem Tag wurde auch der Grundstein für Demokratie und Freiheit gelegt. Hans Eichel erinnerte auch an die Ostpolitik des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, der damit die Voraussetzungen für die spätere Wiedervereinigung geschaffen habe. Dass wir aber heute schon wieder soweit seien, dass Moscheen und Synagogen von der Polizei geschützt werden müssen, das ist ein untragbarer Zustand, das erfülle ihn mit großer Sorge. In diesem Zusammenhang wies er auch auf den Artikel eins des Grundgesetzes hin, in dem es heißt, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.

Durch Fliegergedenkstätte sind Freundschaften gewachsen
Der ehemalige Oberst der Bundeswehr-Luftwaffe und ehrenamtliche Referent für Geschichte, Tradition, Suchdienst und Archiv der Gemeinschaft der Flieger deutscher Streitkräfte, der ehemaligen Gemeinschaft der Jagdflieger, Wilhelm Göbel wies in seinem Redebeitrag darauf hin, dass die Besatzungen der Bomber und Jagdflugzeuge überzeugt waren, für ihr Land zu kämpfen. Er verlor im 2. Weltkrieg sechs Verwandte, alle fielen in Russland und sein Vater wurde bei Stalingrad schwer verletzt. Wilhelm Göbel lobte die große Hilfsbereitschaft der Amerikaner beim Wiederaufbau nach dem Krieg. Der Marshall Plan und die Care Pakete seien ihm unvergessen.

Hinter jedem Namen eine Geschichte
Gerald Pitman berichtet als Vertreter der „Kassel Mission Historical Society“ (KMHS) von seinem Einsatz im Vietnam Krieg, wo er schwer verwundet wurde. Jeder verwundete US-Soldat, der vom Feind verwundet wird, bekommt die „Purple Heart Medaille“ verliehen. Auch die auf den Gedenksteinen aufgeführten US-Flieger und die Überlebenden bekamen diese Medaille. Hinter jedem Namen auf den Steinen steht eine Geschichte von Trauer und Verlust. Gerald Pitman forderte dazu auf, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um denjenigen Tribut zu zollen, die ihr Leben für uns und die Nachwelt geopfert haben.

Frieden nicht überall auf der Welt
Martin Brunotte, Sohn des im Luftkampf über dem Seulingswald umgekommenen deutschen Jagdfliegers Martin Brunotte, war mit seiner 94-jährigen Mutter gekommen. Sie war gerade mal 24 Jahre, als ihr Ehemann im Luftkampf starb. Es ist die Aufgabe von uns Kindern und Hinterbliebenen, die Erinnerung wach zu halten und der nächsten Generation weiterzugeben. Friede ist nicht selbstverständlich, das zeigen die Entwicklungen in der Ukraine und im Nahen Osten. Martin Brunotte bedankte sich bei den Initiatoren dieser weltweit einmaligen Gedenkstätte, Walter Hassenpflug, Frank Bertram und William Dewey für die Versöhnung ehemaliger Kriegsgegner, die wir hier erleben durften. An die Jugend richtete Martin Brunotte den dringenden Appell, seid wachsam, informiert euch immer aus mehreren Quellen, respektiert und toleriert anderen Glauben, andere Ethnische, kein Rassismus.

Zum Abschluss der Veranstaltung sprach Simone Zell ein Gebet und das gemeinschaftlich gesprochene „Vater unser“ schloss sich an. Die Feierstunde wurde musikalisch begleitet von der GBO Oldtimer Big Band der Modell-und Gesamtschule Obersberg Bad Hersfeld unter der Leitung von Helgo Hahn, dem gemischten Chor des MGV Friedlos, Leitung ebenfalls Helgo Hahn, der Jagdhornbläsergruppe des Kreisjagdvereins Hersfeld e.V. und von Stabsunteroffizier d.R. Thomas Conrad, mit den Trompetensolos „Taps“ und „Der gute Kamerad“. Die Ehrenformation wurde von der Reservistenkameradschaft Bad Hersfeld gestellt.  (Gerhard Manns) +++

Viele Hände musste Hans Eichel schütteln.

Die BGO Oldtimer Big Band

Bürgermeister Thomas Baumann

Der ehemalige SPD-MDB Berthold Wittich.

Hans Eichel

Oberst a.D. Wilhelm Göbel

Gerald Pitman

SPD-MDL Thorsten Warnecke und Walter Hassenpflug, von rechts.

Der gemischte Chor des MGV Friedlos, Leitung Helgo Hahn.

Martin Brunotte.

Thomas Conrad bei seinem Trompetensolo.

Simone Zell beim Gebet

: Major General Donald Ralph von der US-Air Base Ramstein, links.

Ina Rumpf vom HR Info beim Interview mit dem 94 jährigen Hans Horn.

Hans Horn hat auch ein Buch geschrieben.


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