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- Fotos: Anne Baumann

BÜCHENBERG Herrlicher Schwank in drei Akten

Eine Leiche unterm Weihnachtsbaum? Theater "KulturSchock" überzeugte

20.10.14 - Der Schwank als volksnahe Erzählung oder Theaterstück handelt meist von zwei Personen, die sich über zum Teil triviale, teils lustige Dinge austauschen. Im Literaturlexikon wird er als „lustiger Einfall“ bezeichnet, der immer einen Wendepunkt besitzt. Mehrere lustige Einfälle muss der Meister des Schwanks, Bernd Gombold gehabt haben, als er „Ach, du fröhliche!“ verfasste. Dabei geht es nämlich nicht nur um jede Menge Witzeleien und das typische Motiv des verpatzten Heilig Abend, sondern auch um eine tiefgehende Vater-Sohn Geschichte. Wunderbar inszeniert wurde diese am vergangenen Wochenende von der Büchenberger Laienspielgruppe „KulturSchock“ unter der Regie von Linda Fritz, die mit ihren Aufführungen an drei Abenden rund 700 Zuschauer ins Bürgerhaus lockten.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Familie Maier, denen ein chaotischer Weihnachtstag bevor steht. Vater Anton - liebenswert verpeilt und herrlich versoffen gespielt von Ottmar Klüber – war mit seinem Sohn Markus (Michael Gerst, der mit deutlicher Stimme und treffender Gestik überzeugte) am Vorabend des 24. Dezember bei der Weihnachtsfeier ihres Sportvereins. Dabei wurde natürlich nicht nur ein wenig, sondern sogar jede Menge Hochprozentiges geleert, sehr zum Leidwesen von Ehefrau und Mutter Rita – dargestellt von Andrea Chevalier, die die gute Seele der Familie authentisch verkörperte. Als sie ihre durch und durch verkaterten Männer im Wohnzimmer der Familie, wo sich auch das weitere Geschehen des Dreiakters abspielen wird, findet, ist schnell klar: die beiden haben weder den Weihnachtsbaum besorgt, noch die Weihnachtsgans oder das Gästezimmer vorbereitet. Mitten in den familiären Zwist platzt Nachbarin Martha Strecker (Kerstin Müller, die das aufdringliche Wesen einer klassischen Dorftratsche absolut präzise verkörpert). Die Klatschbase berichtet von einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht, bei dem ein Mensch ums Leben gekommen und auf den eine wilde Schießerei im Park des Ortes folgte.

Zu allem Überfluss nähert sich zudem der Besuch von Ritas Bruder Karl-Otto Edelstein (Frank Hieret, der mit subtilem, leisen Witz genauso überzeugte, wie die anderen Charaktere), der von seiner vorlauten Ehefrau Agathe Edelstein unterdrückt und gegängelt wird. Manuela Aha gibt dabei die dominante, kreischende Ehefrau, die sich trotz aller Peinlichkeiten krampfhaft an ihre scheinbar hohe Stellung in der Gesellschaft und dem „Ladies Club“ klammert. Die beiden berichten empört, dass in ihr Juweliergeschäft eingebrochen wurde. Zu allem Überfluss taucht schließlich auch noch Nachbar Theo Müller (Arno Matzner) auf, dessen Weißtanne angeblich gestohlen und er am Kopf schwer verwundet wurde. Alles deutet nun darauf hin, dass die betrunkenen Maier-Männer an den Schreckenstaten beteiligt sind, erinnern sie sich jedoch keinesfalls mehr an die vergangene Nacht. Das Chaos erreicht seinen Höhepunkt, als Markus Freundin Sabine (Karolina Klüh) erscheint, die Licht ins Dunkel bringt und alles Geschehene aufklären kann.

Neben der tollen Requisite war es vor allem die Regie von Linda Fritz, die dem ganzen Schwank Professionalität verlieh, so dass die Inszenierung über das sketchhafte Spiel einer Laiengruppe noch hinausging. Punktuelle Komik, das richtige Tempo und passende Running Gags – wie der, dass Sohn Markus ständig den Weihnachtsbaum austauschen musste, um weder den Nachbarn noch seine Mutter zu verärgern – standen Charakteren gegenüber, die nur auf den ersten Blick Typen sind. Stattdessen wurden im Fortgang der Handlung mehr und mehr Charakterzüge der agierenden Personen deutlich, die auf Tiefgründiges hinwiesen - sei es die bröckelnde Schimmer-Fassade der Agathe oder das sinnlose Gekeife der Nachbarin Martha, die eigentlich nur nach einem Mann sucht, der sie liebt. Allem voran war es aber eine anrührende Vater-Sohn-Geschichte, die den Zuschauer zum mitfühlenden Komplizen machte.

Insgesamt war es die gelungene Vorstellung der Theatergruppe „KulturSchock“, die ein illustres Wochenende bescherte und uns bereits jetzt in vorweihnachtliche Stimmung versetzte. Dabei half auch die Tanzeinlage der vier Büchenberger Jungs Florian Arnold, Manuel und Martin Happ und Lukas Klüber, die den Saal zum Kochen brachte und die Unterstützung der Souffleusen Dorothée Vilmin, Simone Happ und Tanja Zans. Bravo! (Anne Baumann) +++


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