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HÜNFELD SEK-Einsatz

Nervenaufreibendes Szenario in JVA: Inhaftierter vier Stunden auf Lichtmast

20.11.14 - Nervenaufreibend war der Montagmorgen in der Hünfelder Justizvollzuganstalt sowohl für die Insassen als auch für das Personal. Ein Inhaftierter war auf einen Lichtmast in einem der drei Gefängnisinnenhöfe geklettert und hockte dort - in 15 Metern Höhe - vier Stunden lang. Bei seinem Hofgang war der Mann auf die Schultern eines Mithäftling geklettert und von dort aus auf die erhöhte Leiter des Lichtmastes gelangt. Der Mitgefangene warf ihm von unterhalb des Mastes Kleidungsstücke zu.


"Der Inhaftierte war perfekt präpariert", sagte JVA-Leiter Dr. Philipp Gescher gegenüber  OSTHESSEN|NEWS, "das war wohl geplant." Als Grund für das Handeln des Häftlings nimmt die JVA-Leitung eine kurz zuvor veranlasste Haftverlängerung an. Der Anfang 30-Jährige Insasse sitzt eigentlich wegen eines Raubüberfalls ein, wegen eines Diebstahls kamen zur ursprünglichen Haftstrafe von etwas mehr als einem Jahr acht weitere Monate hinzu. Auf dem Mast sitzend forderte der Inhaftierte ein Kamerateam und einen Staatsanwalt an. "Diesen erachtete er wohl für die Notierung der weiteren Strafe für veranwortlich", sagt Genscher. Er drohte mit Suizid - bei sich trug der Häftling Rasierklingen und Kleidungsstücke, aus denen er einen Strick geformt hatte.

Das JVA-Personal ließ sich auf die Forderungen nicht ein. Jegliche Versuche der Kontaktaufnahme durch die Bediensteten verweigerte der Häftling. Einzig dem JVA-Psychologen gelang es, ihn zu einem längeren Gespräch zu bewegen. Doch auch dieser konnte den Mann nicht überzeugen, seinen Sitz zu verlassen. Herunterholen konnten die Mitarbeiter den Strafgefangenen nicht. Um die Lichtmaste herum lässt sich das Gelände laut Gescher kaum absichern, die Gefahr, dass er fallen könnte und verletzt würde, sei zu groß gewesen. 

Daher kam das SEK zum Einsatz. Mit speziell geschultem Personal reiste dieses aus Kassel und schaffte es schließlich, dass der Mann freiwillig herunterkam. "Vermutlich war es wichtig, dass jemand von außen kommt", sagte Gescher gegenüber ON


Erster Zwischenfall dieser Art

Doch wie konnte es überhaupt zu diesem Zwischenfall kommen? Einen ähnlichen Fall hat Gescher in seiner Zeit als Leiter der JVA Hünfeld noch nicht erlebt. Die Freistundengelände werden stets von ein bis zwei Bediensteten und zusätzlich mit Kamera überwacht. Zwar hätten die JVA-Angestellten sofort bemerkt, was geschah, dennoch sei alles so schnell gegangen, dass in der Kürze der Zeit keine Möglichkeit gewesen sei, den Vorfall zu verhindern. Alle anderen Insassen seien umgehend wieder nach drinnen gebracht worden.

"Man muss reagieren, auch wenn es bisher der erste Fall war", sagt Gescher, der einen Nachahmungseffekt befürchtet. Künftig sollen die Lichtpfosten durch Mitarbeiter geschützt werden. Bereits gestern wurden die untersten Leitersprossen abgeschraubt, sodass diese nun deutlich höher beginnen. Darüber hinaus prüfe man gerade weitere technische Möglichkeiten. Ein Überkletterschutz in Höhe von vier bis sechs Metern wäre eine Option. 

Der Inhaftierte wurde bereits in die JVA nach Butzbach verlegt. Wer sein Helfer war, sollen die Aufzeichnungen der Überwachungskameras zeigen. Anschließend werden eine Anhörung und gegebenenfalls Disziplinarmaßnahmen folgen. (st)+++


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