Vor 70 Jahren verloren 61 Menschen ihr Leben im Hünfelder Bahnhof

22.11.14 -

Hünfelds Bürgermeister Stefan Schwenk

Vor genau 70 Jahren passierte das unglaubliche Grauen auch in Hünfeld: In der alten Unterführung verloren 61 Menschen, Erwachsene, Frauen, Kinder und Männer, ihr Leben bei einem verheerenden Bombenangriff auf diesen Bahnhof.

Sie wurden Opfer eines Krieges, der im deutschen Namen in die Welt getragen wurde und mit unglaublicher Brutalität auf die Heimat zurückkam. Männer und Frauen, Kinder und alte Menschen, mit Sicherheit fast ausnahmslos Menschen ohne persönliche Schuld an diesem verheerenden Krieg, haben hier ihr Leben in unvorstellbar brutaler Weise verloren. Das alles ist 70 Jahre her, fast ein normales Menschenalter.

"Es gibt nicht wenige, die fragen: Sollten wir uns immer wieder daran erinnern, ist das nicht einfach lange her und sollte man die Geschichte nicht ruhen lassen? Ich bin fest davon überzeugt, wir sind es diesen Menschen schuldig, dass wir uns dieser tragischen Ereignisse immer wieder erinnern. So vergeblich ihr Tod gewesen sein mag, so wichtig ist es, daraus Lehren zu ziehen, um die Gegenwart zu bestehen und die Zukunft zu gestalten. Unsere Welt ist keineswegs nach diesem verheerenden Zweiten Weltkrieg friedlicher geworden."

"In unserer europäischen Nachbarschaft in der Ukraine bringen Menschen einander um, um staatliche Einflusssphären zu sichern, im Nahen Osten haben wir gerade die Tragik eines erneuten Gaza-Kriegs erlebt. Mörderbanden der IS berufen sich auf den Islam, nur um anderen ihre Sicht der Welt mit ungeheurer Brutalität aufzuzwingen", sagte Hünfelds Bürgermeister Stefan Schwenk während einer Gedenkstunde am Freitagabend am Hünfelder Bahnhof.

Rund 150 Menschen, darunter auch Angehörige der Opfer kamen zur Gedenkstunde ...

Stadtpfarrer Peter Borta (links) und Bürgermeister Schwenk

Junge Menschen aus unserer Mitte, aus Deutschland, würden sich von diesen Fanatikern anwerben und töten anders denkende, anders gläubige, friedliche Menschen. "Was ist da nur falsch gelaufen, wenn die Achtung vor dem Leben des Mitmenschen nichts mehr zählt? Oder schauen wir uns Szenen im Umfeld von Fußballstadien an, wo sich vermeintliche Fangruppen dazu verabreden, mit äußerster Brutalität auf Anhänger des Gegners oder auch auf Ordnungskräfte und die Beamten der Bundespolizei einzuprügeln. Berthold Brecht formulierte einmal so treffend, der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das alles kroch. Er zog für sich die Lehre, dass das Heil in der Ideologie des Sozialismus zu suchen sei, der sich letztlich aber auch als Menschen verachtend und brutal demaskierte, wie wir nur wenige Kilometer von hier an der innerdeutschen Grenze beobachten konnten", sagte Schwenk weiter.

Die Stadtkapelle Hünfeld

Es sei wichtig, an diese entsetzlichen Ereignisse der Stadtgeschichte zu erinnern, - hier an diesem Bahnhof, an dem bei einem Bombenangriff 61 Menschen ihr Leben in dieser Unterführung verloren haben. Hier in diesem Bahnhof, in dem Lagerinsassen eines Konzentrationslagers auf ihren Todesmarsch getrieben wurden, nur um in Vernichtungslager weitertransportiert zu werden. Hier, wo sich Väter und Söhne von ihren Frauen, von ihren Müttern und Familien verabschieden mussten, um in einen Krieg zu ziehen.

Pfarrer Stefan Remmert in der Bildmitte

"Das alles ist 70 Jahre her. Doch wenn man die Welt heute betrachtet, es ist nicht vorbei. Es geschieht Tag für Tag in anderen Teilen der Welt", sagte Schwenk. Rund 150 Menschen, darunter auch Angehörige der Opfer, gedachten der 61 Menschen, die an jenem 21. November 1944 ihr Leben verloren haben. Stadtpfarrer Peter Borta und Pfarrer Stefan Remmert gestalteten die Gedenkstunde mit, die Stadtkapelle Hünfeld umrahmte die emotionale Stunde. +++