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SONDHEIM/RHÖN Digitales Zeitalter verdrängt Interesse am Musizieren

Musikverein Sondheim-Stetten mangelt es an Aktiven - nur noch acht Musiker

24.11.14 - Der Mangel an Aktiven macht dem Musikverein Sondheim-Stetten mehr und mehr zu schaffen, aktuell zählt man nur noch acht Musiker – da sind selbst kleine Auftritte kaum noch möglich. Bei der Jahreshauptversammlung am vergangenen Freitag machte der erste Vorsitzende und Dirigent Ludwig Kümmeth noch einmal die Nöte deutlich klar. Wenn nicht bald etwas geschieht, droht als letzte Konsequenz die Auflösung. Die Vorstandschaft hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Der Verein wird erst einmal auf „Sparflamme“ weiter geführt werden müssen, um über die Runden zu kommen, derweil möchte man alles daran setzen, wieder Musiker dazu zu gewinnen. Dass der Musikverein wieder Aufwind bekommen möge, das wünscht sich auch Bürgermeister Thilo Wehner, der die Unterstützung der Gemeinde zusicherte.

Schon seit einigen Jahren hat der Musikverein entgegen aller Bemühungen Nachwuchs für das gemeinsame Musizieren in der Kapelle zu begeistern, einen Musikerschwund zu beklagen. Ludwig Kümmeth hatte schon in den vorangegangenen Jahresversammlungen wiederholt das Problem aufgegriffen. Während die Zahl der passiven Mitglieder mit 102 konstant geblieben ist, hat sich der Musikermangel nunmehr weiter verschärft, wie Kümmeth bei der jüngsten Zusammenkunft der Vereinsleute erklärte. Infolgedessen hatte die Kapelle heuer noch weniger Auftritte als im Jahr zuvor. Lediglich der Volkstrauertag auf beiden Friedhöfen wurde begangen und einige Ständchen wahrgenommen. Ab und an haben dabei Musiker der befreundeten Kapelle aus Sondernau ausgeholfen, wofür Kümmeth ausdrücklich Dank zollte . Andere Termine – wie das Standkonzert in Bad Neustadt oder das Kurkonzert in Ostheim – mussten wegen Personalproblemen abgesagt werden bzw. wurden gar nicht erst zugesagt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Musiker auswärts tätig sind oder Schicht arbeiten, so hat auch der Probenbesuch stark nachgelassen. Ab sofort soll deshalb die Musikprobe auf Samstag gelegt werden und alle 14 Tage stattfinden. Im digitalen Zeitalter fänden traditionelle Freizeitbeschäftigungen, wie das gemeinschaftliche Musizieren, bei Kindern und Jugendlichen, kaum noch Beachtung, wie Kümmeth beklagte und von seinen vergeblichen Bemühungen, Nachwuchs zum Erlernen eines Instrumentes zu bewegen, berichtete.

„Um eine funktionierende Kapelle aufstellen zu können sollte mindestens jedes Register besetzt sein – das wären etwa 10 bis 12 Musiker“, so Kümmeth. Auf die Jugend könne man kaum bauen, eine Möglichkeit die Kapelle aufrecht zu erhalten, wäre die „Reaktivierung“ ehemaliger Musiker, denn davon gibt es sowohl in Sondheim als auch in Stetten eine ganze Reihe – Kümmeth schätzt sie auf etwa 25 bis 30 an der Zahl. „Vier oder fünf von ihnen wenn mitmachen würden, dann wäre die Lage schon eine ganz andere“, so der Vorsitzende und Dirigent. Als ersten Schritt hatte man ortsansässige „Altmusiker“ angeschrieben und zur Jahreshauptversammlung eingeladen – jedoch war kein einziger erschienen.

Bürgermeister Thilo Wehner bedauerte die Entwicklung und machte klar, wie wichtig der Gemeinde der Musikverein ist. „Die Musik gehört dazu“, so das Ortsoberhaupt angesichts der zahlreichen Anlässe, bei denen man das Mitwirken der Kapelle nicht missen möchte. „Die ganze Gemeinde – Sondheim und Stetten – würde von einem Wiederaufleben des Musikvereins profitieren“, sagte der Bürgermeister, der versicherte, die Vorstandschaft bei ihren Bemühungen unterstützen zu wollen und auch selbst das Gespräch mit ehemaligen Musikern suchen möchte. Der Musikverein ist bereit, den Musikern die Instrumente zu stellen. Und Kümmeth würde obendrein unentgeltlich die Ausbildung übernehmen – auch für neue Jungmusiker.

1981 gegründet, konnte der Musikverein Sondheim-Stetten vor drei Jahren immerhin sein 30jähriges Bestehen feiern. Nach mehr als drei Jahrzehnten den Verein auflösen – das würde den Musikfreunden sehr schwer fallen. Bei der Versammlung, der knapp zwei Dutzend Mitglieder beiwohnten, war man sich einig, dass man den Verein notgedrungen auf „Sparflamme“ weiterlaufen lässt, in der Hoffnung, dass es gelingen möge, ihm wieder mehr Leben einzuhauchen. „Vor zehn Jahren standen wir schon einmal vor demselben Problem – aber wir haben es damals geschafft“, sagte Kümmeth und erinnerte an vergangene Krisenzeiten.

Einen eingetragenen Verein könne man aus rechtlicher Sicht nicht ruhen lassen, jedes Jahr müsse eine Hauptversammlung einberufen werden und regelmäßig Neuwahlen stattfinden, wie Kümmeth erläuterte. In einem Jahr stehen turnusgemäß Neuwahlen an. Die bestehende Vorstandschaft hat angedacht, eine Satzungsänderung zu beantragen. Die Vereinsführung soll sich demnach ohne Beisitzer dann nur noch aus dem ersten und dem zweiten Vorsitzenden, einem Kassier und einem Schriftführer zusammensetzen. Nach den Worten Kümmeths könnte man so vielleicht einige Zeit überbrücken und den Verein trotz gedrosselter Aktivitäten am Leben halten.(eva)+++


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