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Redaktionsgespräch: Pressesprecher Eva-Maria Schäffer und Markus Lieberknecht und O|N-Redaktionsleiter Hans-Hubertus Braune - Fotos: Julius Böhm

FULDA SuedLink-Trasse - Wie geht es weiter?

TenneT reicht Antrag am Freitag ein - Streckenführung weiter unklar

10.12.14 - Die Planung der Windstromtrasse SuedLink von Wilster in Schleswig-Holstein ins unterfränkische Grafenrheinfeld geht in eine neue Phase: Am kommenden Freitag will der Netzbetreiber TenneT die Antragsunterlagen bei der Bundesnetzagentur einreichen. Dies bestätigte TenneT-Pressesprecher Markus Lieberknecht während eines Hintergrundgespräches am Mittwochmittag in der Redaktion von OSTHESSEN|NEWS. Damit wurde der Einreichungstermin erstmals öffentlich bestätigt. Dies habe allerdings keinerlei Auswirkungen auf die weiterhin geplanten Informationsveranstaltungen etwa am heutigen Mittwochabend in Großenlüder (Landkreis Fulda) oder am kommenden Dienstagabend von der BI Aulatal/Neuenstein in Niederaula (Landkreis Hersfeld-Rotenburg).

"Wir werden die Bedenken und Vorschläge der Anlieger, der Kommunen und der Politik weiter aufnehmen und prüfen", sagte Lieberknecht. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass "wer am lautesten schreit, die besten Chancen einer Trassenänderung habe", würden weiterhin sämtliche Vorschläge nach den gleichen Kriterien wie die Ursprungstrasse geprüft. Voraussetzung dafür  ist, dass die geltenden  Vorgaben - etwa die Entfernung zu Baugebieten oder Naturschutzgebieten - beim Änderungsantrag ebenfalls eingehalten würden. Dann werden die Änderungen aufgenommen.

Nachdem der informelle Projektdialog mit den verschiedenen Trassenvarianten bei der Bundesnetzagentur auf Vollständigkeit geprüft wurde, soll es noch mindestens ein Jahr dauern, bis die Behörde letztlich entscheidet, wo die Gleichstromtrasse tatsächlich entlang läuft. Weitere Antragskonferenzen, Untersuchungen, Raumordnungs- und Erörterungstermine bieten Gelegenheiten, die Bedenken vor Ort einzubringen. "Die Entscheidung liegt letztlich nicht bei uns", sagte Lieberknecht. Weiterhin offen sei, ob der von TenneT vorgeschlagene Trassenkorridor durch Niedersachsen und Hessen nach Unterfranken tatsächlich umgesetzt werde. Zumindest theoretisch komme auch der Weg durch Thüringen weiterhin in Frage.

Doch um das Ziel der Energiewende (Stichwort: Erneuerbare-Energien-Gesetz, Energie- und Klimaschutz-Paket 2020 der Bundesregierung) nicht aus den Augen zu verlieren, drängt die Zeit. Für Tennet spiele es keine große Rolle, wo die Trasse entlang führe. Die Meinung einer Bürgerinitiative, nach der der Netzbetreiber bestrebt sei, die hessische Variante zu favorisieren, da ansonsten Einnahmen an die Konkurrenz verloren gingen, dementiert Lieberknecht. "Entscheidend sind der Start- und der Zielpunkt", sagte Lieberknecht. Diese liegen im TenneT-Versorgungsgebiet.

"Es gibt keinen Königsweg", sagte Lieberknecht weiter. Er habe Verständnis für die Bedenken der Anlieger und die Kritik an der Informationspolitik. "Wir erfüllen den gesetzlichen Auftrag und wollen die Informationen zum Planungsstand so weit wie möglich verbreiten, aber noch gibt es nichts Konkretes. Die Menschen wollen wissen, wo die Masten (im Schnitt 65 Meter hoch) stehen werden. Dies wissen wir ja selbst noch nicht", sagte der Pressesprecher, der mit seinem Team täglich unterwegs ist, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

Zehn Prozent mit Erdkabel?

Auch das Thema Erdkabel ist weiterhin aktuell. Lieberknecht schätzt, dass etwa zehn Prozent der Strecke mit der Erdverkabelungsmethode verlegt werden können. Allerdings sei es nicht damit erledigt, einfach ein Kabel in die Erde zu legen. Für den Transport der vier Gigawatt seien allein zehn parallele Erdkabel notwendig, welche wiederum nach gesetzlich vorgebenen Mindestabständen verlegt werden müssen. Dies bedeute ein circa 30 Meter breiter Korridor, der landwirtschaftlich nach der Verlegung der Kabel zwar genutzt werden könne. Tiefwurzelige Bäume etwa dürfen dort aber nicht mehr gepflanzt werden. Auch die Kosten spielen eine Rolle. Ein Kilometer Freileitung kostet circa 1,5 Millionen Euro - verschiedene Variable wie etwa der Stahlpreis und mehr spielen eine Rolle. Der Kilometer Erdkabel muss mit etwa dem vier- bis achtfachen an Kosten kalkuliert werden.

In der norddeutschen Tiefebene sei die Verlegung einfacher als etwa im Mittelgebirge. Ob bestehende Strommasten (etwa entlang der ICE-Strecke) genutzt werden könnten, ist offen, aber theoretisch möglich. Beim Neubau der Stromtrasse Wahle - Mecklar (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) würden etwa 40 Kilometer des Bahnnstromnetzes auf hessischem Gebiet genutzt, erklärte Lieberknecht. Ob dieses Modell an der SuedLink-Trasse auch funktioniert, hängt vom Trassenverlauf und den Verhandlungen mit der Bahn ab.

Unter dem Strich bleiben viele Fragen offen. TenneT versuche, dort aufzuklären, wo es geht. Die Beantwortung der Frage, ob es Sinn macht, Windstrom aus der Nordsee über viele hundert Kilometer in die Ballungszentren etwa nach München oder Stuttgart zu transportieren, ist verständlicherweise nicht die Sache eines Netzbetreibers.

Während TenneT in den kommenden Monaten nach der Antragseinreichung wohl etwas aus der Schusslinie gerät, wird nun die Bundesnetzagentur nach einem Königsweg suchen. Die Menschen entlang der Strecke werden also weiter warten und bangen müssen, bis feststeht, wo sich der Windstrom seinen Weg in die süddeutschen Haushalte bahnen wird und damit den Strom aus dem Atomkraftwerk Grafenrheinfeld ersetzt. (Hans-Hubertus Braune) +++


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