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BONN/WIESBADEN/LAUTERBACH 6,7 Millionen Euro

Bundesamt für Naturschutz und Land fördern Naturschutzgroßprojekt „Vogelsberg“

20.01.15 - Die zweite Phase des Naturschutzgroßprojektes „Vogelsberg“ ist zum Jahresbeginn 2015 angelaufen. Mit Mittelverteilungsschreiben des Bundesamtes für Naturschutz (BFN) vom 8.Dezember 2014, unterzeichnet von der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Beate Jessel, wurde nach umfangreichen Vorabstimmungen nun der Weg freigemacht für die Umsetzung eines der wichtigsten Projekte innerhalb der Hessischen Biodiversitätsstrategie, sagte die hessische Umweltministerin Priska Hinz.

Der umfangreiche Förderbescheid des hessischen Umweltministeriums für die Umsetzungsphase konnte noch rechtzeitig vor Weihnachten erstellt und – quasi als „Geschenk“, an den Verein Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V. als Projektträger versandt werden.

„In der jetzt anlaufenden zweiten und entscheidenden Phase, die von Januar 2015 bis Ende 2024 konzipiert wurde, wird es besonders spannend und wichtig. Denn jetzt sollen die im Pflege- und Entwicklungsplan entwickelten umfangreichen und naturschutzfachlich hochanspruchsvollen Maßnahmen im Offenland und im Wald in die Praxis umgesetzt werden.“ erklärte Umweltministerin Priska Hinz.


Gesamtkosten 10 Mio. Euro - zunächst 6,7 Mio. bewilligt

Die Gesamtkosten des Projektes wurden vom Projektträger „Verein Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V.“ mit gut 10 Millionen Euro beantragt, davon können jedoch zunächst nur 6,7 Millionen Euro umgesetzt werden. Grund hierfür sind die alten Förderrichtlinien des Bundes aus 1993, die derzeit (noch) bestimmte Maßnahmenpakete des Projektes von der Förderung ausschließen. Mit der in Kürze zu erwartenden Novellierung der Fördervorgaben des Bundes werden aber auch die derzeit gesperrten Projektteile bewilligt werden und die hierzu erforderlichen Haushaltsmittel des Landes und des Bundes zugewiesen werden können. Ein entsprechender ergänzender „Zusicherungsbescheid“ über die Restmittel an den Projektträger ist bereits ergangen.

„Es freut mich sehr, dass wir nach langwierigen und umfangreichen Abstimmungsprozessen im Vorfeld nun auch dieses so wertvolle Gebiet in die Bundesförderung aufnehmen konnten. Damit wird die Biologische Vielfalt gestärkt, der hessischen Biodiversitätsstrategie ein wichtiger Schub gegeben, den am Projekt teilnehmenden Landwirten eine ökonomische Perspektive eröffnet und der sanfte Naturtourismus gestärkt und entwickelt“ sagte BfN-Präsidentin Jessel.

„Der Vogelsberg hat eine große Bedeutung für die biologische Vielfalt in Hessen und ganz Deutschland. Das unterstreichen wir mit der jetzt erfolgten Zusendung des Bewilligungsbescheides an den Projektträger“, ergänzte Umweltministerin Priska Hinz. „Der Startschuss für die lang erwartete Umsetzungsphase dieses großen Naturschutzprojektes ist auch ein wichtiger Schritt für die landwirtschaftlichen Betriebe in der Region. Nur gemeinsam mit den Betrieben und auf freiwilliger Basis wird es gelingen, die von der Landnutzung geprägte wertvolle Kulturlandschaft, vor allem auch die vielfältigen Grünlandgesellschaften der Bergmähwiesen langfristig zu erhalten“, so Hinz.

BfN-Präsidentin Beate Jessel geht davon aus, dass die bereitgestellten Fördermittel nicht nur Arnika und Raubwürger zu Gute kommen werden, sondern gerade auch die Buchenwälder in ihrer Attraktivität und Bedeutung aufgewertet und die blütenreichen Bergwiesen erhalten werden. Dem Prozessschutz im Wald wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet und hierfür erhebliche Flächenanteile aus der forstlichen Nutzung genommen werden.
„Davon wird die gesamte Region und vor allem der Tourismus profitieren“, erläuterte Jessel.

Das Land Hessen würdigte das Engagement der Menschen vor Ort, die die Initiative für das Projekt ergriffen haben. „Diese Unterstützung ist ein Signal, auch in anderen Bereichen die Entwicklung des ländlichen Raums voranzubringen“, so Umweltministerin Hinz.

Der Vogelsberg umfasst das größte zusammenhängende Basaltmassiv Mitteleuropas und ist von daher einzigartig. Er repräsentiert eine Reihe von charakteristischen Biotoptypen. Dies gilt insbesondere für die großflächig vorhandenen Buchenmischwälder und Bergmähwiesen der Hochlagen in Kombination mit Feuchtwiesen und Borstgrasrasen, die von bundesweiter Bedeutung sind. Ein weiteres zentrales Ziele ist die Sanierung und die Wiedereinführung historischer Nutzungsformen der bundesweit bedeutsamen, nährstoffarmen Vogelsbergteiche, sowie die Erhaltung und Erweiterung des einzigen in Hessen verbliebenen und noch regenerierungsfähigen Hochmoores, der Breungeshainer Heide.


Fotos: gr

Viele bedrohte Arten

Die Vielfalt und der Wert dieser Mittelgebirgslandschaft zeigen sich insbesondere auch an der Fülle bedrohter Arten und Pflanzengesellschaften. So wurden in dem ausgewiesenen Projektgebiet insgesamt 724 Gefäßpflanzenarten nachgewiesen, davon gelten 62 Arten in Deutschland und 76 Arten in Hessen als bestandsgefährdet. Die wertgebenden Arten haben einen Schwerpunkt im extensiv bewirtschafteten Grünland, und sind als Ziellebensräume des Naturschutzgroßprojektes besonders hervorzuheben.

Dennoch ist diese Vielfalt zunehmend bedroht. „Da die Pflege der Bergmähwiesen immer unattraktiver geworden ist, sollen über den Projektzeitraum hinaus tragfähige, innovative und beschäftigungswirksame Maßnahmen erprobt und umgesetzt werden. Damit soll der naturnahe Lebensraum Vogelsberg im Einvernehmen mit den Landnutzern wie Land-, Forst- und Wasserwirtschaft langfristig erhalten und gestaltet werden,“ sagte der Vorsitzende des Vereins Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V., Karl-Peter Mütze. „Insbesondere gilt es auch, im Zusammenhang mit der Erhaltung und Entwicklung des reichen Artenspektrums Arbeitsplätze zu sichern und die regionalen Wertschöpfungsketten zu verbessern“ ,so der Vorsitzende des Vereins.

„Das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg leistet dazu mit den geplanten Maßnahmen einen wesentlichen Beitrag“, ergänzte der Vogelsberger Landrat Manfred Görig. Durch die Optimierung und die ökonomische Sicherung naturschutzorientierter Landnutzungsformen werde die hochwertige Kulturlandschaft des Vogelsbergkreises auch für folgende Generationen als Raum der Artenvielfalt und des Naturerlebnisses erhalten.

Mit Beginn des Jahres 2015 soll zunächst ein Projektleiter/in und wissenschaftlicher Angestellten/in gefunden werden. Eine entsprechende Stellenausschreibung wird seitens des Projektträgers in Abstimmung mit dem Land sowie dem BFN zurzeit veröffentlicht

Der bisherige Projektleiter Joachim Schönfeld wird als Schnittstelle/Koordinator zwischen den unterschiedlichen Behörden, dem Naturschutzgroßprojekt und Amt für den ländlichen Raum und Daseinsvorsorge das Projekt weiter begleiten.

Für die Phase II des Projektes sind Gesamtkosten von rund 10 Millionen Euro eingeplant, von denen zunächst 6,7 Millionen Euro umgesetzt werden können. Der Bund beteiligt sich mit 65Prozent, das Land mit 25 Prozent und der 10 prozentige Eigenanteil erfolgt durch den Trägerverein der als regionaler Anteil vom Vogelsbergkreis bereit gestellt wird. Zu einer erfolgreichen Umsetzung des Projektes ist auch weiterhin die Mitarbeit aller regionalen Akteure erforderlich, um eine möglichst große und breitgestreute Akzeptanz für die im Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) formulierten Projektziele zu erreichen.

Das Bundesförderprogramm „chance.natur“ hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die herausragenden repräsentativen Landschaften Deutschlands in denjenigen Fällen zu fördern und zu sichern, wenn akute Gefährdungen vorliegen und weitere zentrale Förderkriterien wie Großflächigkeit, Naturnähe und Beispielhaftigkeit erfüllt werden. Mittlerweile konnten seit 1979 auf diese Art und Weise 76 Gebiete mit rund 400 Millionen Euro gesichert werden.

Durch neue und aktualisierte Förderrichtlinien des Bundes sollen ab 2015 die Projekte weiterentwickelt werden.
Zu einer erfolgreichen Umsetzung des Projektes ist auch weiterhin die Mitarbeit aller regionalen Akteure erforderlich, um eine möglichst große und breitgestreute Akzeptanz für die im Pflege- und Entwicklungsplan formulierten Projektziele zu erreichen. (gr)+++


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