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HANAU Konjunkturbericht

Aufschwung setzt sich zögernd fort - IHK erwartet 1 Prozent Wirtschaftswachstum

28.01.15 - Der Wirtschaft geht es gut: Das Jahr 2014 wurde mit 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum besser als erwartet, der DAX erreicht ein Allzeithoch, Kredite sind günstig wie nie, der Euro ist so schwach, dass außerhalb Europas „Made in Germany“ nicht nur „gut“, sondern auch „günstig“ bedeutet. Sinkende Benzinpreise bringen den Haushalten mehr Geld ins Portemonnaie.

Der Wirtschaft geht es schlecht: China hat selbst nach seiner eigenen, immer etwas dubiosen Statistik das niedrigste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert. In der Ukraine wird gekämpft – 2.500 km von uns entfernt, weniger weit als zum Badestrand in Antalya. Frankreich schwächelt, Italien schwächelt, Griechenland hat gewählt. Die EZB droht, den Euro aufzuweichen, der Mindestlohn treibt Lohnniveau und Bürokratenblüten, auf breiter Front erhöhen Kommunen die Gewerbe- und die Grundsteuer.

Wie soll da eine Konjunkturprognose stimmig sein? Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau–Gelnhausen–Schlüchtern hat ihre Mitgliedsunternehmen befragt. Die Ergebnisse zeigen: Es geht weiter aufwärts, denn die IHK rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent aber die Vorsicht dominiert. Und vor allem: Die Branchen entwickeln sich auseinander, was sich im Einsatz des Internets zeigt.

„2015 wird ein ordentliches Jahr, aber leise knirscht es im Gebälk. Vielleicht werden wir in fünf Jahren blühende Gewerbegebiete, aber verödete Innenstädte haben und uns erinnern, dass 2015 die letzte Gelegenheit war, dass der Einzelhandel sich auf das Internet einstellt“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Gunther Quidde die widersprüchlichen Signale aus der Wirtschaft zusammen: „Fast überall das gleiche Bild: den Unternehmen geht es besser als vor einem halben, aber schlechter als vor einem Jahr. Die Zukunftserwartungen driften auseinander.“

Laut Auswertung der aktuellen Konjunktur-Umfrage im Main-Kinzig-Kreis von Anfang Januar 2015 bewerten 39,0 Prozent der Unternehmen ihre gegenwärtige Lage als „gut“. „Das ist ein sehr ordentlicher Wert, der zwar einen Prozentpunkt tiefer liegt als vor einem Jahr, aber 1,8 Punkte besser als vor einem halben“, berichtet Quidde. Verrechnet man optimistische und pessimistische Bewertungen miteinander, erhält man einen Saldo von 26,2 Punkten. Ein guter Wert, denn er kann im Prinzip zwischen -100 und +100 liegen. Ganz anders der Zukunftsoptimismus: Sein Saldo aus positiven und negativen Erwartungen fällt mit 4,3 Punkten nicht sehr positiv aus und viel schwächer als die Bewertung der aktuellen Lage. Insgesamt sind die Unternehmen also mit dem Heute viel zufriedener als mit dem Morgen.

„Kurzfristig läuft es gut. Aber schon mittelfristig dominiert eine skeptische Ungewissheit. Das ist der Moment, in denen in den Unternehmen die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Viele Unternehmer überlegen gerade jetzt, wie sie sich fit für die Zukunft machen. Der Umgang mit dem Internet ist dafür ganz entscheidend. Deswegen war das Thema auch Bestandteil unserer Umfrage – mit überraschenden Ergebnissen!“, meint Quidde.

Interessant ist zu sehen, welche Branchen überdurchschnittlich optimistisch in die Zukunft schauen. Da ist zunächst das Gastgewerbe. Bei ihm liegt der Saldo für die zukünftige Entwicklung mit 9,1 mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Noch optimistischer sind die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (21,4) und – möglicherweise befeuert durch die niedrigen Treibstoffkosten – das Verkehrsgewerbe (33,3).

Viel pessimistischer schauen andere Branchen in die Zukunft. Bei ihnen ist der Saldo der Erwartungen deutlich unter Null gefallen. Dazu gehören die Produzenten von Gebrauchsgütern (- 7,7) wie von Investitionsgütern (- 14,3) sowie das Baugewerbe (-33,3). Besonders auffällig ist der Pessimismus bei den personenbezogenen Dienstleistern mit ihrem Saldo von -40. „Auffällig ist, dass genau jene Branche, die pessimistisch in die Zukunft schauen, auch jene sind, die fest von einem Ende der bisher guten Binnenkonjunktur überzeugt sind – etwa 80 Prozent sehen darin ihr größtes Risiko“, fasst Quidde zusammen und ärgert sich: „Quer über alle Branchen hinweg werden eher weiter steigende Arbeitskosten und allgemein die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als größte Risiken wahr genommen. Sie fürchtet jedes zweite Unternehmen. Da spüren wir die Bremsspur des Mindestlohns und die Drohung steigender Sozialabgaben durch Rentengeschenke!“

Diese Verschlechterung der Rahmenbedingungen gilt deutschlandweit. Um eine Rahmenbedingung wird der Main-Kinzig-Kreis allerdings weithin beneidet: die Internetanbindung. Mitte 2015 wird der Kreis fast flächendeckend an das schnelle Internet angeschlossen sein. Wie stellen sich die Unternehmen darauf ein? „Auch hier sind die Unterschiede zwischen den Branchen sehr groß“, meint Quidde: „Banken und Versicherungen sind da Vorreiter – drei Viertel nutzen in diesen Branchen das Internet als Vertriebskanal. In der Gastronomie ist es fast jeder zweite. Was mir Sorgen macht, ist der Einzelhandel. Dort nutzt nur jedes sechste Unternehmen das Internet. Gemeinsam mit der Bauindustrie ist das der geringste Wert. Doch während man Häuser auch künftig nicht übers Netz gebaut bekommt, wissen wir doch alle, dass Versandhandel funktioniert – oft zu Lasten des Einzelhandels. Das ist dramatisch, denn stirbt der Einzelhandel, stirbt auch die Innenstadt. Appelle an das Publikum, im eigenen Ort zu kaufen, reichen nicht aus, um den Niedergang der Branche zu stoppen!“

Der Einzelhandel nennt auch ganz andere Gründe als die Gesamtwirtschaft, wenn er gefragt wird, warum er nicht auf Online-Vertrieb setzt. Während insgesamt 62 Prozent der Unternehmen meinen, nicht die geeigneten Produkte zu haben, sind es im Einzelhandel nur elf Prozent. Aber 44 Prozent der Einzelhändler halten den Online-Handel für unrentabel, 33 Prozent beklagen fehlendes Know-how, gegenüber 13 Prozent (unrentabel) und sieben Prozent (Know-how) quer durch alle Branchen.

„Es gibt im Main-Kinzig-Kreis gute Beispiele, dass auch kleinere Einzelhandel sehr erfolgreich das Internet zum Vertrieb nutzen. Aber in dieser Branche herrscht noch immer große Verunsicherung über das Internet. Wir als IHK sind dabei, gegen zu steuern. Ende 2014 startete die IHK in Zusammenarbeit mit dem Verein „IT 4 Work“ und dem Beratungs- und Informationszentrum Elektronischer Geschäftsverkehr (BIEG) ein Projekt das stationären Einzelhändlern den Weg in den Onlinehandel erleichtern soll. Partner vor Ort sind die jeweiligen Gewerbevereine. Im Fokus stehen dabei vor allem die Innenstädte im MKK. Aber am Schluss muss jeder Händler für sich selbst entscheiden, wie er das Internet nutzt. Verzichtet er darauf, freut sich die Konkurrenz. An der schlechten Internetverbindung liegt es jedenfalls nicht mehr im Main-Kinzig-Kreis: Die halten nur noch 2,8 Prozent aller Unternehmen für ein Problem, um selbst im Internet aktiv zu werden“, betont Quidde.+++


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