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Wahre Liebe überwindet alles: Fidelio/Leonore (am Mittwoch gespielt von Karen Leiber) und Florestan (Barry Coleman) -

FULDA Dem Pech entronnen

Theater für Niedersachsen begeistert mit Gastspiel FIDELIO im Schlosstheater

26.03.15 - Tritt in der Oper oder im Theater vor der Aufführung jemand vor den roten Vorhang, gibt es dafür in der Regel zweierlei mögliche Gründe. Entweder es handelt sich um einen Auftakt, ein Grußwort oder eine Einführung folgt, oder es gibt ein Problem, einen Ausfall. Im Falle des Gastspiels des Theaters für Niedersachsen am Mittwochabend im Fuldaer Schlosstheater war ein Ausfall zu bedauern. Die Partie der Leonore alias Fidelio musste kurzfristig durch eine Gastdarstellerin übernommen werden – was sich daraus entwickelte aber, war alles andere als tragisch.

Spanien im 18. Jahrhundert – eine der sicherlich populärsten Opern überhaupt spielt hier in einem zerrütteten Land. Diese einzige Oper Ludwig van Beethovens feierte in ihrer dritten und damit letzten Fassung 1814 Premiere in Wien. Und sicher ist: kaum hätte Beethoven dieses Bühnenwerk an Schönheit übertreffen können. Sie behandelt eine große Liebe in einem politisch zerrütteten Land. Im Zentrum dieser Geschichte: die starke Figur des Fidelio, hinter der sich eigentlich eine Frau verbirgt. Leonore gibt sich, um ihren Gatten Florestan, der als politischer Gefangener im Gefängnis sitzt, zu befreien als Mann aus. Gouverneur Don Pizarro trachtet dem Oppositionellen Florestan nach dem Leben und das unter Zeitdruck. Minister Don Fernando, Freund Florestans hat sich zur Visite angekündigt. Vor dessen Eintreffen, soll Rocco auf Don Pizzaros Befehl hin Florestan töten. Verkleidet als Fidelio, Gehilfe des Kerkermeisters Rocco, gelingt Leonore in das Gefängnis. Als Inbild weiblicher Stärke gelingt es ihr, ihren Gatten schließlich zu retten.

Karen Leiber sprang am Mittwochabend kurzfristig für die erkrankte Darstellerin des Fidelio ein. Dabei hatte sie es nicht ganz leicht, denn das TfN spielt die Oper in der Sprechfassung Friedrich Dieckmanns. Diese schrieb der Publizist, um das Werk verständlicher, einfacher zugänglich zu machen, dennoch ist sie bisher eher unüblich. Somit spielte Leiber am Mittwoch teils mit Textbuch, was ihrer hervorragenden Leistung jedoch keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: die Sopranistin spielte ihre Rolle leicht und glaubwürdig und fügte sich wunderbar in das Ensemble ein. Zwischen jungenhaftem Charme und mädchenhafter Zartheit füllte sie die Rolle auch stimmlich aus. Klar und kraftvoll intonierte sie, äußerst präsent und sympathisch spielte sie.

Fotos: Dirk Opitz

Inmitten des Bühnenbildes, das zuweilen einen altmodischen Puppenhauscharakter hatte, agierten auch die Darsteller des Theaters für Niedersachsen behände und ansprechend - allen voran Barry Coleman in der Rolle des Gefangenen Florestan. Er kauerte, haderte und phantasierte in seiner Zelle und beeindruckte mit seiner imposanten Tenorstimme. Wohl artikuliert und äußerst kraftvoll, füllte er die anspruchsvolle Partie aus. Auch sein Zusammenspiel und - klang mit Bühnenpartnerin Leiber war ansprechend und weitestgehend glaubhaft. Peter Felix Bauer gab den griesgrämigen, dramatischen Bösewicht Don Pizzarro. Darstellerisch zuweilen etwas weniger stark, füllte er stimmlich die Partie aus.

Das Orchester gab seine Partie von der Ouvertüre an leichtgewichtig und präzise. Der Opernchor und Extrachor des TfN überzeugte mit wohl eingesetzter Dynamik, deutlicher Artikulation und sauberer Intonation.

Kurzweilig war das gelungene Gastspiel des Theaters für Niedersachsen und das ohne Schnickschnack. Das starke Frauenbild Leonores, die mit aller Kraft um die Befreiung ihres Gatten kämpft und dabei nicht zusieht, sondern mutig voran prescht, ist zeitlos. Die Geschichte einer Liebe, die dem Tod ein Schnippchen schlägt zutiefst ergreifend. Am Ende ist es aber nicht nur die Beziehung der beiden Hauptfiguren, die gefeiert wird. Auch die Gemeinschaft, die Bedeutung der Freiheit und des Rechts spiegeln sich im mächtigen Finale. Und die Moral? Sie könnte lauten: „Wahre Liebe macht uns frei“. Stehende Ovationen und langanhaltender Applaus. (Sabrina Ilona Teufel)+++


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