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FULDA WIELOCHS WIRRE WELT (80)

Fuldas neuer Vize-Landrat steht fest - gesucht wird trotzdem

22.05.15 - Wahrscheinlich haben Sie sich diese Woche auch den Bauch vor Lachen gehalten, als Sie von der aufwändigen Nachfolger-Suche für den im August scheidenden Ersten Kreisbeigeordneten gelesen haben. Insgesamt fünf Bewerber gibt es, die neuer Vize-Landrat im Landkreis Fulda werden wollen. Zwei bis drei Kandidaten werden sich dem Wahlvorbereitungs-Ausschuss vorstellen. Überlegen Sie doch mal, die Begriffe „Wahl“ und „Kandidaten“ – korrekt, wir reden vom Plural – im Zusammenhang mit einem wichtigen Amt, das im Herzen der schwarzen Barockstadt von einem CDU-Kandidaten bekleidet wird... Wären wir in Nordkorea, der Volksrepublik China oder in der Zentralafrikanischen Republik, so würde man das ohne Verwunderung hinnehmen.

Aber in Fulda? Der vom Alibi-Gremium abzunickende Sowieso-Wahlsieger wusste bereits von seinem Karrieresprung, als sich die Erde noch als Scheibe drehte, und befindet sich seit Tagen in einem schweren Gewissenskonflikt: Soll er zumindest die Kandidaten aus Mannheim und Bonn anonym warnen, um ihnen die Spritkosten und den Reifenabrieb für die Fahrt nach Osthessen zu ersparen oder nicht?

„Wir suchen dann das Gespräch mit allen Fraktionen“, hatte der Kreistagsvorsitzende die weitere Vorgehensweise erklärt. Wie das aussieht? Tendenz Monolog statt Dialog. Und keinen Millimeter anders, als wenn der Vorstandsvorsitzende eines DAX-Konzerns den Pförtner in sein Büro ordert. „Der wird’s, keine Diskussion, schönen Tag“, verläuft das eher komprimierte Gespräch im Besprechungszimmer des Landrats.

Ebenfalls ein nettes Bonbon ist die Tatsache, dass das Kreistagsbüro für die Idealbesetzung des Vize-Landrats eine Kriterienliste aufstellen wird. Ein wahnsinnig diffiziles Prozedere. „Schick uns mal deinen Lebenslauf per E-Mail“, bittet die Kreisspitze den Neuen beim Mittagessen in der Kantine. Und so kommt es, dass der perfekte künftige Erste Kreisbeigeordnete nicht nur fließend Mingrelisch sprechen, sondern auch ein halbjährliches Praktikum in Maputo absolviert haben, einen Bachelor in Akademischer Sprachtherapie und Logopädie besitzen und seit 15 Jahren Basstrompete spielen muss.

Drei der vier Kandidaten sind zwar promovierte Verwaltungsfachmänner, kennen jeden Paragrafen zu Abfallentsorgungsvorschriften, Denkmalpflege und Erziehungshilfe auswendig und haben den Landkreis Fulda bereits an einem Nachmittag zu Fuß umwandert. Allerdings fehlen ihnen zwei elementare Kernkompetenzen, die im Lebenslauf, pardon, in der Kriterienliste verankert sind: Sie haben weder in der zweiten Klasse der Grundschule Erdbeer- und Vanillemilch in der großen Pause verkauft noch ein Wochenendseminar für Buddelschiffbau belegt.

„Das sind Erfahrungen und soziale Fähigkeiten, ohne die ein Erster Kreisbeigeordneter zum Scheitern verdammt ist“, betont der Vorsitzende des Wahlvorbereitungsausschusses und verabschiedet sich mit Rasenmäher zu einem wichtigen Termin. Bei diesem Wetter verfilzt der Rasen im Garten des Landrats immer wie verrückt. Woher ich das weiß? Hat mir der aktuelle Vize-Landrat beim gemeinsamen Buddelschiff-Workshop erzählt... (Jochen Wieloch) +++


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