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Die Gewaltszenerie am Uniplatz wurde von drei Passanten gestoppt. - Fotos: Anne Baumann

FULDA "Streitet Euch woanders!"

Zivilcourage in Fulda? Schüler spielen Gewaltszene auf Uniplatz

25.06.15 - "Es hat nur vier Minuten gedauert, dann hat schon die erste Frau eingegriffen", weiß der junge Ali. Der 14 Jährige hatte zusammen mit seinen Mitschülern am Mittwoch auf dem Fuldaer Universitätsplatz ein ungewöhnliches Projekt umgesetzt: die Schüler wollten die Zivilcourage der Fuldaer Passanten testen. Zum Zeitpunkt dieses unsichtbaren Schauspiels waren rund 100 Passanten in der Nähe, drei davon griffen ein. Für die Schüler ein zufriedenstellendes Ergebnis, trotz einiger unpassender Reaktionen.

Wer sich am Mittwochmittag auf dem Uniplatz aufhielt, dem bot sich folgende Szenerie: eine kleine Gruppe von Mädchen machte in der Mitte des Platzes halt, um in Ruhe ihre Nudeln im To-Go-Becher zu essen. Plötzlich fingen zwei an zu streiten, immer lauter, bis der 12-jährigen Aysu nach Absprache der Rucksack gestohlen wurde. Eine Gruppe von Jungen, die in der Nähe stand, kam dazu, schnappte sich die Beute und warf den Ranzen über den gesamten Uniplatz. Dabei wurde geschubst und gekreischt, die Nudeln lagen quer über den Platz verteilt und "Hilfe"-Schreie des Mädchens hallten durch die Menge. Die Szene war also keinesfalls zu übersehen. Viele Passanten schauten sich die Szenerie jedoch nur an, manche lachten sogar scheinbar aus Unsicherheit, eine Passantin griff dann tatsächlich ein. Kurz darauf kamen zwei andere dazu, ein Mann packte einen der Schüler am T-Shirt und zog ihn von der Situation weg.

Im Hof des Vonderau Museums werteten die Schüler ihre Aktion aus

"Ich war gerade einkaufen und wollte in das Parkhaus laufen, da habe ich mitbekommen, was da los ist", so ein 63-jähriger Fußgänger. "Mir ist sofort einer von den Jungs aufgefallen, der die Tasche geworfen hat. Den habe ich dann gepackt und aus der Situation rausgezogen". Die 50-jährige Lehrerin Assiya Eisert griff ebenfalls ein. Sie beobachtete die Situation vom Café aus. "Ich bin dann hingelaufen und habe ein Mädchen gefragt, ob das Spaß oder Ernst sei und als sie 'Ernst' sagte, habe ich laut 'Stop' gerufen". An Polizei habe sie nicht gedacht, da keine Waffe im Spiel war. "Aber ich hatte schon Angst, was passieren würde, wenn die auch mich attackieren und dachte 'hoffentlich kommt dann jemand und hilft mir'. "

Doch es gab auch unverständliche Reaktionen: als die Mädchen im Spiel anfingen zu streiten, beschwerte sich eine Frau, die im Café saß: "Streitet Euch woanders! Wir wollen in Ruhe Kaffee trinken". Eine andere Passantin beschwerte sich, dass "alle immer nur  zuschauen und keiner eingreifen" würde, lief aber selbst an der Situation vorbei ohne zu intervenieren.

Die Klasse 6a der Geschwister-Scholl-Schule hatte seit fünf Wochen mit dem "Theater mittendrin" geprobt, um die Situation so authentisch wie möglich zu verkörpern. Entstanden ist die Aktion im Rahmen der Sozialförderung an der Geschwister-Scholl Schule. Projektleiter Ullich Steybe hat mit den Schülern bereits Wochen vorher über das Thema und die Arten von Gewalt gesprochen. Auch Polizei, Pro familia, SKF und noch viele mehr beteiligten sich an der Gewaltprävention.

Am Mittwoch selbst waren nicht nur Stadt und Ordnungsamt informiert, auch ein Polizist in Zivil war zugegen. Natürlich waren die Schüler aufgeregt, da sie von Weitem schon gesehen hatten, dass sich viele Leute auf dem Uniplatz aufhalten. Doch am Ende ist ihr Projekt gelungen und die Schüler haben sich intensiv mit dem Thema "Gewalt" auseinandergesetzt. Das ist Prävention zum Anfassen. (ba) +++


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