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- Fotos: Philipp Kazmierczak

FULDA Gruselige Tropfstein-Ausbildungen

Marodes Parkdeck vom Osthessencenter - Gefahr im Verzug?

29.07.15 - Sie sei schockiert vom baulichen Zustand des doppelstöckigen Parkdecks, das zum Osthessencenter in der Fuldaer Heinrichstraße gehört, meldete dieser Tage eine Passantin dem Leiter der Bauaufsicht Fulda, Jürgen Fehl. Weil ihr zunehmende Risse auf der oberen Fläche aufgefallen seien, habe sie das darunter liegende Parkdeck in Augenschein genommen und konnte kaum glauben, was sie sah. „Die Decke ist in vielen Bereichen undicht. Einige Stellplatzinhaber versuchen, ihr Auto mittels an der Decke angebrachten Planen vor Regenwasser zu schützen. An einer Fläche in der Deckenmitte kommt es zu seltsam anmutenden Tropfsteinausbildungen. Die Decke wirkt durch und durch marode. Das Rolltor an der Einfahrt scheint nicht mehr funktionstüchtig. Mittels eines Gurtes wird es ständig offen gehalten, vermutlich damit Menschen und Autos nicht durch das unerwartet herunterfallende Tor zerschmettert werden. Das gesamte Bauwerk ist in einem echt gruseligen Zustand. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Nutzung der insgesamt 198 Stellflächen und der Fußwegverbindung über das Parkdeck weiterhin verantwortbar ist. Doch ich bin keine Fachfrau und wende mich daher an die Bauaufsicht der Stadt Fulda, um abzuklären, ob die Nutzung dieses Bauwerks gefährlich ist“, heißt es in dem OSTHESSEN|NEWS vorliegenden Schreiben an die Bauaufsicht.

Schutz gegen Wasser aus der Decke Marke Eigenbau

Da die Parkfläche aus oben geschilderten Gründen für jedermann und jederzeit (und damit auch für spielende Kinder) frei zugänglich ist, kann sich jeder Interessent ein eigenes Bild vom derzeitigen Zustand machen. Die beiden im hinteren Teil befindlichen Notausgänge sind übrigens abgeschlossen und vergittert – nicht auszudenken, was passieren würde, wenn dort die Decke runterkäme...

Verrammelt: der Notausgang

„Das Parkdeck ist baufällig und sanierungsbedürftig ...“

Wer im Netz nach zusätzlichen Informationen zu diesem Parkdeck sucht, stößt auf eine Dokumentation aus dem Jahr 2009, das ein Berliner Büro namens „Die Raumplaner – Büro für Stadtplanung und Regionalentwicklung“ im Auftrag des Fuldaer Magistrats im Zuge des Emallierwerk-Ausbaus erstellt hat: http://die-raumplaner.de/wp-content/uploads/2014/09/Dokumentation_Fulda_091216.pdf Ziel der Studie war, das Umfeld des geplanten Fachmarktzentrums städtebaulich aufzuwerten und besser an die Innenstadt anzubinden. Wörtlich heißt es dort über das Parkdecks des Osthessencenter:

„Im Mittelpunkt dieser Umfeldmaßnahmen steht das doppelstöckige Parkdeck des OHC mit insgesamt
198 Stellplätzen. Das Parkdeck ist baufällig und sanierungsbedürftig (ein Gutachten aus dem Jahr
2007 zeigt die Mängel auf). Hinzu kommt, dass gemäß des Schreiben vom 08.04.2009 des Hessischen
Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung eine Überprüfung aller Parkdecks auf deren Sicherheit hin einfordert. Die Ergebnisse dieser Überprüfung müssen bis Ende 2009 dem Ministerium mitgeteilt werden. Hier ist zu vermuten, dass dies eine sofortige Schließung des Parkdecks nach sich ziehen wird.“

Auf eine O|N-Nachfrage beim hessischen Wirtschaftsministerium vom Freitag heißt es dazu, bei der Überprüfung der Standfestigkeit im April 2009 sei „keine Auffälligkeit“ festgestellt worden. Die Nachforschungen seien aber noch nicht ganz abgeschlossen, man melde sich, wenn sich neue Gesichtspunkte ergäben.

Auch das Osthessencenter ist in die Jahre gekommen

Tiefe Risse schon auf der Oberfläche

Die obige Zustandsbeschreibung ist heute mittlerweile sechs Jahre alt und passiert ist nichts. Die für diese Einschätzung verantwortliche Geschäftsführerin von „Die Raumplaner“, Dipl.-Ing. Sabine Slapa, die wir in Berlin telefonisch erreicht haben, erinnert sich auf unsere Anfrage noch sehr lebhaft an ihre damalige Arbeit und das marode Parkdeck. Als wir ihr mitteilen, dass sich an dessen baulichen Zustand seither nur etwas zum Schlechteren geändert hat, es aber nach wie vor genutzt wird, ist sie entsetzt: „Da ist doch Gefahr im Verzug!“, sagt sie und sieht dringenden Handlungsbedarf durch die Bauaufsicht. Ihre fundierten Vorschläge zu Teilabriss und Sanierung des Decks sind niemals realisiert worden, weil sich zwar die große Mehrheit der 247 Eigentümer, die eine oder mehrere Wohnungen im Osthessencenter besitzen, einverstanden erklärten, eine kleine Minderheit aber partout nicht zu überzeugen war.

Von diesem Dilemma kann auch der Verwalter der Immobile Jochen Wattenbach ein Lied singen. Dass das Parkdeck sanierungsbedürftig ist, bestreitet er nicht, meint aber, es gebe kein aktuelles Problem mit der Sicherheit. Einige der Eigentümer stellten sich quer zu den natürlich kostenintensiven Erneuerungsplänen, da könne man nichts dagegen tun. Einfach schließen könne man die Anlage aber auch nicht, denn die Parkplätze müssten von den Eigentümern vorgehalten werden. Er habe angesichts der verfahrenen Situation bereits angedroht, die Verantwortung nicht länger übernehmen zu können – doch geändert habe das auch nichts.

Die Magistratspressestelle und die Bauaufsicht der Stadt Fulda versichern, das Problem sehr ernst zu nehmen, bitten aber gleichzeitig auch um Geduld. Eine Eigentümergemeinschaft sei „schwieriger in Bewegung zu setzen als ein Privateigentümer.“ Sicher kein einfach zu lösendes Problem, wie ähnlich baufällige Parkhäuser in Wiesbaden und Darmstadt und deren jahrelanges Vor-sich-hin-Rotten zeigen. Doch die Überprüfung der offensichtlich maroden Anlage auf Gefahren für die öffentliche Sicherheit duldet keinen Aufschub.+++ci


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