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REGION WIELOCHS WIRRE WELT (90):

Ausgeschlagene Zähne, Hirnrinden-Prellung: Petersbergs Spielgeräte voller Erfolg

31.07.15 - Wahrscheinlich quält Sie auch schon seit Wochen eine Frage: Was gibt’s Neues vom Scheich vom Petersberg? Keine Sorge, der Rathauschef des osthessischen Wüstenemirates ist sich in den vergangenen Monaten treu geblieben und hat das Geld mit beiden Händen derart verpulvert, dass die Milliardäre in Katar vor Neid nur so erblassen. Nach dem Kindergarten-Tempel und dem deutschlandweit bewunderten Projekt der „besitzbaren Gemeinde“ mit traumhaft funktionalen Sitzmöglichkeiten hat Scheich Schwiddi jetzt die „bespielbare Gemeinde“ realisiert. Für schlappe 80.000 Euro wurden Spielgeräte im Kernort und in den Ortsteilen aufgestellt, um dem Nachwuchs den Weg zum Kindergarten und zur Schule zu versüßen.

Glatter als ein Aal: Die Petersberger Mini-Radome laden Kinder dazu ein, sich mal ordentlich ...

Die Resonanz: Überragend! Bürger und Kinder kriegen sich gar nicht mehr ein ob der genialen Spielmonumente. Rutsche, Schaukel, Wippe? Darüber kann der Sonnenkönig nur müde lächeln. In Steinau ließ er unter anderem zwei sonnengelbe Kugeln aus blankem Metall mitten auf dem Bürgersteig einbetonieren. Die einzige Möglichkeit, damit der Nachwuchs auf der spiegelglatten Ballonoberseite für länger als eine Millisekunde verweilt (warum er das sollte, weiß nur der Erbauer selbst), besteht darin, Kind und Metallkugel unter Starkstrom der kreuzenden SuedLink-Trasse zu setzen. Aufgebrachte Mütter erheben jetzt den Zeigefinger und mahnen zu Recht: „Das tut doch weh!“ Stimmt. Allerdings sind diese Schmerzen ein Witz gegen die Pein, wenn der Junior mit der Schädeldecke von dem hochglanzpolierten Mini-Radom auf die Asphaltdecke knallt. Aber so wissen die Kleinen mit funkelnden Sternen vor den zugeschwollenen Augen zumindest vorübergehend, wie beschissen es sich anfühlt, den Blick für die Realität verloren zu haben.

Das Pilz-Quartett vom Petersberg: Der Milchzahn-Killer ist auch bei Rollstuhlfahrern ...

Wenige Meter weiter, kurz hinter einer im Bürgersteig verankerten Metall-Wackelstange, hat Scheich Schwiddi sich ein künstlerisches Denkmal gesetzt: vier auf dem Trottoir einbetonierte pilzähnliche Gebilde warten hinter einer unübersichtlichen Kurve darauf, dass sich die Kleinen im Dunkeln mit ihren Rädchen richtig übel auf die Fresse hauen. Wozu die Milchzahn-Killer sonst sind? Fragen Sie den Architekten! Der hat die bei Rollstuhlfahrern extrem beliebten Pilze (Para-Olympioniken aus aller Welt trainieren hier für den Slalom-Wettbewerb) übrigens konstruiert, nachdem er von einer der beiden gelben Kugeln gerutscht war und sich die Hirnrinde mehr als nur heftig geprellt hat.

Andy-Warhol-Kunst auf einem Petersberger Fußweg: Die „Wornbaik“ schützt ...

Gottlob gibt’s in Petersberg nicht nur unfähige Planer, sondern noch das Scheich-Superhirn. Nachdem unterhalb des Rauschenbergs zu nachtschlafender Stunde große und kleine Radfahrer scharenweise in die aus dem Nichts auftauchenden Wackel-Balken auf einem Fuß- und Radweg geknallt waren, hat der Rathausboss einen New Yorker Künstler damit beauftragt, beide Seiten des sündhaft teuren Vibrations-Bauholz-Trios auch ohne Tageslicht von Weitem sichtbar zu machen. Im Rathaus flogen die Sektkorken, als aus Übersee für ein kleines Vermögen die Exponate im Andy-Warhol-Stil eintrafen: „Korrespondierende Streifen in knalligem Rot und Weiß auf massiver Duroplaste, dazu ein orangefarbener Lichtspot als konträrer Bezugspunkt oberhalb des Goldenen Schnitts“, schwärmt der Bürgermeister vom „stylischen New Yorker Stil“ in Petersberg.

Mitarbeitern des gemeindlichen Bauhofs erklärt er in fließendem Englisch die korrekte Aussprache des Kunstwerks Made in USA: „It’s a ,Wornbaik’.“ Im Weggehen grummelt der Scheich vor sich hin: „Außer Warnbaken haben die Kunstbanausen in ihrem Leben ja auch noch nichts gesehen…“ (Jochen Wieloch)+++


Wielochs wirre Welt" erscheint bei OSTHESSEN|NEWS heute am 90. Freitag in Folge. Jochen Wieloch (seit kurzem 39) blickt dabei pointiert, humorvoll und teilweise mit einer gehörigen Portion Ironie auf die Ereignisse, die die Menschen in der Region und im Land bewegen. Der Petersber-ger kennt sich als selbststän-diger Redakteur in den Medien Print, TV und Internet bestens aus, ist Buchautor und als Spe-zialist für Unterhaltungselektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Außerdem berät und betreut der 39-Jährige Unternehmen in allen Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete Jochen Wieloch unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München. Für osthessen-tv.de stellt der Germanist regelmäßig automobile Neuheiten in Filmbeiträgen vor.


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