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- Foto: www.dermbach.de

DERMBACH Wut über Vorgehen des Bistums

Katholischer Pfarrer Patrick LINDNER muss gehen - Zeckenkontrolle anrüchig?

27.08.15 - Die Entscheidung steht: Pfarrer Patrick Lindner muss die katholische Pfarrgemeinde "St. Peter und Paul" im thüringischen Dermbach (Wartburgkreis) in Kürze verlassen. "Wir werden uns im nächsten halben Jahr mit Pfarrer Lindner zusammensetzen und schauen, wo für ihn ein Platz ist", sagt Prälat Christof Steinert vom Bistum Fulda gegenüber OSTHESSEN|NEWS. In Dermbach hagelt es Kritik. Viele Gläubige wollen Lindner behalten, in einer Online-Petition haben bislang knapp 1.100 Menschen unterschrieben. Am vergangenen Sonntag hat der für Personalfragen zuständige Prälat Steinert die Entscheidung des Bistums während des Gottesdienstes in Dermbach verkündet. Wütende Proteste der Gläubigen folgten. Für Lindner dagegen gab es Applaus.

Prälat Christof Steinert ...

Doch was genau ist geschehen, warum ist das Tischtuch in dieser Frage zerschnitten? Auslöser war die Sommerfreizeit "Boys only" in der Rhön vor einem Jahr. Dort soll Lindner laut Bistum angeblich einen Jungen auf Zeckenbisse untersucht haben - unter anderem auch im - wie es Steinert nannte - "Adamskostüm". Gerade nach Spieltagen oder Wanderungen in der Natur war dies seit Jahren schon üblich und niemand hatte sich beschwert. Nach dem Duschen haben ältere Teilnehmer die jüngeren untersucht - eine reine Vorsichtsmaßnahme, um gefährliche Entzündungen oder Erkrankungen zu vermeiden. Die Eltern eines Jungen hatten sich nach der Freizeit beim Bistum über die Vorgehensweise beschwert. 

Wut dagegen in Dermbach. Dort ist die Entrüstung nach der Offenlegung des Bistums nun noch größer. "Das ist eine Frechheit. Das stimmt alles nicht", sagen der Redaktion namentlich bekannte Anrufer gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Die Kinder und Jugendlichen, die dabei waren, hätten übereinstimmend gesagt: Da war nichts, sie wollen Pfarrer Lindner behalten. Einige hätte gar mehrmals den Bischof Heinz Josef Algermissen direkt angeschrieben und erst nach dem dritten Brief eine Antwort erhalten. Der Pfarrer sei zu keinem Zeitpunkt mit einem Jungen alleine gewesen. In dem Fall hätten zwei Jungs ihn gerufen, weil keine älteren Teilnehmer da waren. Der Kinder und Jugendlichen konnten selbst entscheiden, ob sie sich selber untersuchen oder jemand anderes darum bitten. Das war jahrelang gängige Praxis.

Nach den Skandalen um sexuelle Übergriffe innerhalb der katholischen Kirche sind die Verantwortlichen offensichtlich vorsichtig geworden. Dass Pfarrer Lindner in der Vergangenheit in irgendeiner Weise auffällig geworden sei, ist ebenfalls unbekannt. Nach diesen Vorwürfen sei der Pfarrer völlig geschockt und "nervlich am Ende" heißt es aus Dermbach.

Er wurde zunächst beurlaubt und der Vorfall der zuständigen Staatsanwaltschaft Meiningen mitgeteilt. "Wir haben klare Vorschriften und wollten nichts vertuschen. Um die Ermittlungen nicht zu behindern, wurde Lindner zunächst nicht über die Hintergründe informiert. Pfarrer Lindner hat dann nach ein paar Monaten Einsicht bekommen. Das Verfahren hat sich hingezogen", sagt Steinert. Vor gut einer Woche hat die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass das Verfahren gegen Pfarrer Patrick Lindner wegen des Verdachts des sexuellen Übergriffs eingestellt wurde. Die Staatsanwaltschaft habe aber eine Distanzlosigkeit festgestellt, schreibt das Bistum in einer Pressemitteilung.

Die Gläubigen in Dermbach und Zella hatten sich beschwert, dass sie lange Zeit nicht informiert wurden, was genau mit dem Pfarrer sei. Das Bistum habe Lindner schützen wollen und deshalb erklärt, er sei "krank". Was wäre gewesen, wenn wir gesagt hätten, dass der Verdacht des sexuellen Übergriffs vorliege, welcher sich in der Form nicht bestätigt habe, erklärte der Prälat. Ein kleiner Kreis sei aber gleich informiert worden.

Trotz der Vorwürfe des Bistums sprechen sich viele in Dermbach für Lindner aus, der beliebt sei auch wegen dessen offener Art gegenüber der evangelischen Kirche. Hinter vorgehaltener Hand wird vermutet, genau dies sei der Bistumsleitung in Fulda ein Dorn im Auge. Für das Bistum ist der Verstoß gegen die Präventionsrichtlinien ausschlaggebend, diese hätten alle Verantwortlichen im Jahr 2012 unterschrieben. Nach der Einstellung des strafrechtlichen Verfahrens ist Lindner - zumindest übergangsweise - in Dermbach wieder in Amt und Würden, in Zella bleibt Pfarrer Dr. Aloysius Ndiukwu. (Hans-Hubertus Braune) +++


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