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- Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Es duftet verführerisch ...

Mandelbrennerei RÖMER seit über 30 Jahren auf Lollsrummel  - Naschkatzen stehen Schlange

13.10.15 - „Enner, zwoon, dräi - Bruder Lolls!“ schallt es seit gestern in den Gassen der Stadt, das Fierche brennt und der Festtrubel auf dem Marktplatz lockt bis zum kommenden Montag mit vielen Attraktionen und Leckereien. Für Gabi und Robert Römer aus dem Bad Hersfelder Stadtteil Asbach, die mit ihrer Mandelbrennerei seit über 30 Jahren immer an demselben Standort auf dem Lollsrummel vertreten sind, ist die Lollswoche eine anstrengende Woche.

Gabi und Robert Römer haben sich auf dem Lullusfest im Jahr 1984 kennen und lieben gelernt. ...

Ihr Arbeitstag beginnt morgens um 9.00 Uhr, frühestens um Mitternacht können sie Feierabend machen. Am Freitag und Samstag wird es noch später. Für einen auch noch so kleinen Bummel über den Festplatz zum eigenen Vergnügen ist wirklich keine Zeit. Lediglich vor oder nach ihrem Arbeitseinsatz laufen sie über den dann stillen und dunklen Markt, um zu schauen, was geboten wird. Manchmal bleibt auch noch Zeit für ein Schwätzchen mit befreundeten Schaustellern, die sie auch übers Jahr auf verschiedenen Märkten treffen.

Der kleine Verkaufswagen kam am Tag der Deutschen Einheit, der in Bad Hersfeld mit einem ...

Mindestens sechs Verkaufshilfen unterstützen in Teilzeit das Ehepaar beim Verkauf von Mandeln, die süß und mit weniger Zucker und auch in den ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen Amaretto und Cappuchino angeboten werden. Aber auch Walnüsse, Sonnenblumen- und Kürbiskerne stehen zur Auswahl. Zum Lullusfest ist der große Verkaufswagen im Einsatz, der genau wie das kleinere Modell die Herstellung von frischem Popcorn ermöglicht. Die Kunden honorieren Römers immer frisch zubereitete Ware in hoher Qualität und stehen Schlange.

Robert Römer, der sich selbst als „ausgebildeter Schausteller“ bezeichnet, fühlt sich der Familientradition verpflichtet, in deren Fußstapfen er mit gerade mal neun Jahren getreten ist. „Damals war ich groß genug, um über die Theke zu schauen und konnte verkaufen“. 1984 interessierte sich der junge Mann neben der Herstellung und dem Verkauf von Mandeln auch sehr für „Pfeile werfen“, zumal ihn Amors Pfeil getroffen hatte. Die junge Frau, die Tür an Tür mit Römers Mandelbrennerei ihren Opa Max Zwanziger in dessen Wurfbude unterstützte, konfrontierte er mit der Frage: „Hast du schon einen Freund?“ Die Frage verneinte seine Angebetete und er machte Nägel mit Köpfen: „Dann hast du jetzt einen“.

Ein Mann der Tat hat seitdem eine Frau an seiner Seite, die seine Liebe erwiderte und seine Leidenschaft zur Schaustellerei bis heute teilt. Robert Römer entstammt einer Schaustellerfamilie, die in Pirna an der Elbe zuhause war. Sein Opa Robert zog von dort ausgehend mit Berg- und Talbahn, Schießbude, Losbude und einem Kasperle-Theater übers Land. Um einer drohenden Ausweisung nach Russland zu entgehen, floh er mit seiner Familie im Jahr 1961, als es noch möglich war, nach Westdeutschland. Alles, was die beiden besaßen, mussten sie zurücklassen. In Kirchhain bei Marburg fanden die „bettelarmen“ Neuankömmlinge ein neues Zuhause und mussten mit der Gründung eines neuen Schaustellerbetriebes bei null anfangen. Noch heute nutzen Gabi und Robert Römer die Lagerräume für ihre Verkaufswagen, zu denen als besonderer Hingucker auch eine geschlossene Kutsche gehört. Das nostalgische Kinderkarussell, das im Besitz der Familie Römer war und mehrfach auf dem Rotenburger Weihnachtsmarkt seine Runden drehte, wurde inzwischen verkauft.

Der engen Verbundenheit mit Kirchhain und der Region geschuldet ist die Teilnahme von Römers Mandelbrennerei auf dem Weihnachtsmarkt in Marburg. So erklärt sich die Abwesenheit auf dem Bad Hersfelder Weihnachtsmarkt, aber Robert Römer zeigt trotzdem Präsenz: „Ich bin übers Jahr auf allen Märkten hier vor Ort vertreten“. Römers süße Leckereien sind auch auf zahlreichen hessischen Volksfesten, Kirmesveranstaltungen und Märkten, zum Beispiel dem Alsfelder Pfingstmarkt, gefragt. „Von Oktober bis Ende Dezember ist unsere Hauptsaison“, erklärt Robert Römer. Im Januar und Februar, der ruhigen Zeit im Jahr, widmet sich der 49-Jährige der Marktorganisation von dem Oster- und dem Martinsmarkt in Kirchhain. Letzterer wird immer am Wochenende nach Lolls veranstaltet.

Robert Römers Mutter Ingrid lebt nach wie vor in Kirchhain, sein Vater Robert starb vor acht Jahren. Patrizia, die 17 Jahre alte Tochter von Gabi und Robert Römer, wohnt als Schaustellerkind während ihrer Schulzeit bei ihrer Oma, peilt das Abitur an und glänzt außerdem mit sportlichen Höchstleistungen. Für den TSV Kirchhain ist sie bei den Deutschen Leichtathletik-Jugendmeisterschaften in Jena angetreten und hat im Kugelstoßen mit neuem U18-Hessenrekord von 16,60 Meter die Bronzemedaille gewonnen.

In den letzten vier Tagen des Lullusfestes steht sie ihren Eltern im Verkaufswagen hilfreich zur Seite. Ob sie die Familientradition fortführen wird, steht allerdings noch in den Sternen. „Wir drängen sie nicht. Sie soll ihren eigenen Weg gehen können“, betonen ihre Eltern, die sowieso noch lange nicht ans Aufhören denken. „Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen“, betont Robert Römer und seine Frau Gabi stimmt dem zu. (Gudrun Schmidl) +++


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