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REGION Keine neue Versenkerlaubnis

"Schwarzer November" fürs Werratal - Zukunft von K+S in Gefahr ? Wer ist schuld?

03.12.15 - Tausende Menschen fürchten um ihren Job. "Das war ein schwarzer November für das Werratal. Erst macht RKW sein Werk mit 100 Mitarbeitern in Philippsthal dicht und jetzt muss auch noch Kali und Salz seine Produktion deutlich reduzieren", malt Philippsthals Bürgermeister Ralf Orth ein düsteres Bild von der wirtschaftlichen Zukunft des Werratals. Grund für den Produktionsstopp ist die Weigerung des Regierungspräsidiums in Kassel, K+S zum jetzigen Zeitpunkt eine neue Versenkerlaubnis zu erteilen. Die Alte ist am gestrigen Dienstag ausgelaufen.

Kämpfen für K+S: die Bürgermeister Roland Ernst, Ralf Orth und André Stenda. ...Alle Fotos: Christian P. Stadtfeld

"Wir haben in der Nacht von Montag auf Dienstag damit begonnen die Produktion in Philippsthal herunterzufahren und können leider nicht, wie gewünscht weiterarbeiten", zeigt sich Michael Wudonig, Pressesprecher von K+S, enttäuscht über die Entscheidung des RP Kassel. Der Konzern habe entgegen vieler Vorwürfe nicht auf Zeit gespielt, sondern den Antrag für eine neue Versenkerlaubnis fristgerecht im April eingereicht. Das Werk im thüringischen Unterbreizbach sei derzeit noch nicht vom Produktionsstopp betroffen. "Der Wasserstand der Werra ist günstig. Hier kann noch drei bis vier Tage normal weitergearbeitet werden", fährt Wudonig fort. Langfristig gesehen, wird jedoch auch in Unterbreizbach die Produktion eingestellt werden müssen.

K+S-Pressesprecher Michael Wudonig.

Falls sich K+S und das Regierungspräsidium in Kassel nicht einigen, käme das einer Hiobsbotschaft gleich. „Das ist Wahnsinn. Dann sterben hier 10.000, 15.000 Arbeitsplätze. Dann ist die Region platt“, prophezeit Dirk Bodes vom Ingenieurbüro Rebo Consult in Unterbreizbach. Allein bei seinem Unternehmen hängen 15 Stellen, die Hälfte aller Mitarbeiter, an K+S. „Man kann doch nicht auf einen Knopf drücken und meinen, am anderen Tag ist der Umweltschutz vollzogen. Die Autoindustrie kann die Produktion auch nicht einstellen, obwohl benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge die Umwelt verschmutzen“, zeigt sich Bodes empört.

Unternehmer Dirk Bodes (Rebo-Consult).

Roland Ernst, Unterbreizbachs Bürgermeister, sieht ebenfalls massive Auswirkungen für die Region: „Es hängen viele Arbeitsplätze an K+S, auch viele Einzelhändler sind abhängig von dem Unternehmen. Würde K+S schließen, gäbe es kaum noch Arbeit in der Region. Die Probleme des demographischen Wandels, würden sich extrem verschärfen.“ Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit, sei der Produktionsstopp eine negative Überraschung, so Ernst. Das größte Problem sei die Unsicherheit in der Bevölkerung. Ernst zeigt sich aber optimistisch noch vor Weihnachten eine Übergangslösung zu finden.

Diese Übergangsregelung hätte laut Philippsthals Bürgermeister Ralf Orth schon längst erteilt werden müssen. „Sieben Monate hatte das Regierungspräsidium in Kassel jetzt Zeit, um den Antrag von K+S zu prüfen. Das ist mehr als genug für eine Übergangsvereinbarung“, meint Orth. Der Stillstand bei Kali und Salz koste Geld und sorge nicht nur unter der Bevölkerung, sondern auch in den Gemeinden für große Unsicherheiten. Diese seien immerhin abhängig von den Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Es könne nicht sein, dass sich das Land Hessen entschieden gegen die Übernahme von K+S durch das kanadische Unternehmen Potash eingesetzt habe und jetzt, wo man selbst entscheiden könne, keinen Schritt weiter käme. Neben Philippsthal und Unterbreizbach ist auch die Gemeinde Hohenroda direkt vom Produktionsstopp bei K+S betroffen. Die Bürgermeister der drei Gemeinden haben sich daher zusammengetan und eine Resolution erarbeitet, um so Druck auf die Länder Hessen und Thüringen auszuüben, die Versenkerlaubnis doch noch zu erteilen. Die Resolution muss jedoch noch in den jeweiligen Gemeindeparlamenten verabschiedet werden.

Bürgermeister Roland Ernst - Unterbreizbach.

Bürgermeister André Stenda - Hohenroda.

Andre Stenda, Bürgermeister von Hohenroda, rechnet mit großer Zustimmung bei der Gemeindevertretersitzung am 7. Dezember. „Wir werden diesen Zustand nicht dulden“, sagt Stenda in aller Entschiedenheit. Es sei jetzt das wichtigste eine Lösung zu finden. Stenda könne sich vorstellen, die Produktion für die Dauer der Verhandlungen zwei oder drei Monate lang, weiterlaufen zu lassen.

K+S rechne bis Mitte Dezember mit einer vorläufigen Entscheidung, so K+S-Gesamtbetriebsratschef Harald Döll. „Die Genehmigungen in der Vergangenheit kamen immer Spitz auf Knopf, aber sie kamen“, meint Döll. Eine Situation wie jetzt sei bisher noch nie da gewesen. Die Mitarbeiter müssten nun Überstunden abbauen und könnten bis zu 100 Stunden ins Minus gehen. Im ersten Halbjahr 2016 werde K+S dann schauen, ob es überhaupt möglich sei, die Zeit nachzuarbeiten. Falls das nicht möglich ist, setze die Firma das Überstundenkonto auf null, so Döll.

K+S-Gesamtbetriebsratschef Harald Döll.

Die Produktion ist Philippsthal steht ab heute.

Am Dienstag war der Mitarbeiter-Parkplatz noch gut belegt.

Es könne nicht sein, den Konflikt auf dem Rücken der Mitarbeiter auszutragen. Diese sehen die jetzige Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Eine Mitarbeiterin spricht gegenüber OSTHESSEN|NEWS offen über ihre Angst, arbeitslos zu werden. Sie habe ihren Festvertrag erst kurz Zeit. Ein anderer Mitarbeiter zeigt sich völlig unbeeindruckt von dem dem ganzen Wirbel um die Zukunft des Unternehmens. Es werde auf jeden Fall weitergehen, meint dieser. „Zum jetzigen Zeitpunkt denkt auch niemand darüber nach K+S zu schließen. Wir wollen weitermachen. Man muss uns nur lassen“, blickt Döll optimistisch in die Zukunft. (Toni Spangenberg) +++

Die Fabrik vom Standort Hattorf ist betroffen.

Hier, an diesen Brunnen wurde jahrzehntelang Salzwasser ins Erdreich (rund 500 Meter Tiefe) gepumpt. ...

Die Versenkerlaubnis für die Salzwässer ist am 1. Dezember 2015 erloschen.

Am Dienstag: Die Pumpen stehen auf Null.

Über diese Leitungen kommt das Salzwasser zu den Pumpstellen. Derzeit steht alles still. ...

Das Werk Hattorf gehört zur Gemeinde Philippsthal.

Die Förderräder stehen still.

Noch steht Qualm über dem Bergwerk.


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