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FULDA Badestrand an der Fulda und freies W-LAN

„Fuldaer Jugenddialog“ zieht bemerkenswerte Bilanz: Hitparade der Ideen

28.12.15 - Mehr als 900 Jugendliche haben mit 474 Ideen und über 600 Bewertungen und Meinungen das Szenario für eine jugendfreundlichere Stadtentwicklung entworfen. Für Helge Mühr, den Initiator des Fuldaer Jugenddialoges ist das eine bemerkenswerte Bilanz, an die andere Städte bei weitem nicht heranreichen.

Gefördert von der Robert Bosch Stiftung wurde erstmals ein integriertes Modell für eine Jugendbeteiligung an Entscheidungsfindungsprozessen eingesetzt. Dabei wurden Ideen, Wünsche und Vorschläge der Jugendlichen offline an Schulen, Jugendtreffs, an öffentlichen Plätzen und Events auf Ideenplakaten und in Wunschboxen gesammelt und online übertragen, diskutiert und bewertet.

Dieser neue nachhaltige Ansatz setzt voll auf Community Building und Community Organizing, also auf eine permanente Beteiligungsmöglichkeit. Das von der Firma „mührmedia“ entwickelte System wurde vom Vesta e.V. in Kooperation mit dem Fuldaer Jugendbildungswerk gestartet und mit dem Jugendforum Deluxe und dem Medienprojektzentrum Offener Kanal geplant und durchgeführt.


Ideen und Bedürfnisse, an die im Rathaus kaum jemand denkt

Dabei hat sich gezeigt, dass die Ideen, Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse der Jugendlichen sich oft nicht mit den Debatten im Rathaus decken. Die Aktionsstände mit den Ideenplakattafeln kamen so gut an, dass viele Jugendliche mehrfach unterschiedliche Ideen eingetragen haben. Auch in den Schulklassen mit Unterstützung der PoWi-Lehrer oder der Schülervertretungen, füllten sich die einst leeren Ideenkästchen über die Tage mit zahlreichen Ideen.

Jugendbeteiligung am Aktionsstand

Jugendbeteiligung an Schulen

Viele Ideen sammelten sich unter dem Themenbereich „Freizeitaktivitäten“ – was sowohl sportliche, spaßige als auch kulturelle Angebote und Veranstaltungen betraf. Dabei lag der Schwerpunkt dort, wo es mehr um Aktivität als um Passivität geht. Und es gibt mehr Outdoor-Anregungen als Indoor-Ideen.

So wünscht sich das Gros der Jugendlichen einen Outdoor-Fitness-Parcour oder den Ausbau des Skaterparks in der Fulda Aue. An gleicher Stelle wurde in der Online Diskussion auf dem angeschlossenen Community-Portal www.fuldabistdu.de auf die unzureichende Beleuchtung an diesem Platz hingewiesen.


Ein Badestrand an der Fulda und freies W-Lan

Auch für einen Badestrand mit Wassersport und eine Strandpromenade an der Fulda oder Hängematten im Auepark könnten sich viele Jugendliche begeistern.

Die Top Themen drehten sich vor allem um das Kommunikationsverhalten junger Leute. Die Jugend ist mit dem Internet sozialisiert worden und will es überall nutzen. Darauf sollte eine Stadt mit zeitgemäßen Technikangeboten reagieren. Freies W-Lan in der City, Bussen, Zügen, Haltestellen, gerne auch mit USB-Ladestationen für die mobilen Geräte war das wichtigste Thema überhaupt.

Auch der Bereich Mobilität ist den Jugendlichen immens wichtig. Wo schon die öffentlichen Verkehrsmittel als zeitweise wenig jugendfreundlich und teuer angeprangert wurden, kommt nun die Kritik an Fuldas Parkangeboten hinzu. Da wird der Ruf nach mehr und preiswerten Möglichkeiten für Jugendliche laut. Gerade an Schulen wird das Parkplatzangebot oft als „katastrophal“ bezeichnet.

Manchmal hängt die Lebensfreude Jugendlicher auch vom Fahrplan öffentlicher Verkehrsmittel ab. Besonders Schüler die im Umland wohnen und jugendliche Nachtschwärmer sehen sich in ihrer Mobilität – und mithin in ihrer Lebensqualität – zeitweise eingeschränkt. Auch finanziell.

In den Schulen wünschen sich die Jugendlichen mehr Relaxmöglichkeiten und „chillige“ Ruheräume, in denen sie mal „abschalten“ können. Für außerschulische sportliche Aktivitäten wünschen Sie sich die Öffnung der schulischen Sportstätten auch nachmittags.


Mit dem Internet wächst die Sehnsucht nach persönlichen Begegnungen

In Zeiten, da die Kommunikation zwischen Menschen sich ins Internet verlagert hat, wächst die Sehnsucht nach persönlichen Begegnungen, nach menschlicher Wärme und Geselligkeit. Und Stil. Dafür stehen Bars und Clubs. Gerade in der Innenstadt gibt es den Wunsch nach einem Center mit Bowlingbahn, Dart-Anlage, Billard-Cafe, Arcade Center sowie Spielhallen und Disco für unter 18 Jährige.

Generell liegt die City den jungen Menschen sehr am Herzen. Hier haben sie zahlreiche Ideen für Happenings, Events und Kultveranstaltungen, wo es um einen Mordsspaß geht und das Zusammentreffen mit interessanten Leuten – und wo das Kommerzielle nicht so im Vordergrund steht. Egal ob Rock- und Pop-Konzerte oder Schaumparties auf dem Uniplatz, ein Jugendfest in der Innenstadt oder ein Stadtfest der Kulturen, die Jugendlichen haben hier sehr praktische und kreative Vorstellungen.

Eine eigene Konsumkultur gehört zum Lebensgefühl der Jugend. Die Ideen zeigen, wo es in Fulda an Tempeln des Konsums und Treffpunkten gerade für jugendliche Milieus noch fehlt. Wie zum Beispiel Starbucks, Pizza Hut, Dunkin' Donuts, Hard Rock Cafè, Veganbar, ein Veganz in Fulda, Gamercafè, Tacobell, Snack Bars, kleine Cafès, …

Doch nicht nur der Stadtkern ist bei Jugendlichen beliebt. Es gab zahlreiche Stadtteil- und ortsbezogene Ideen. Es sind meist Ideen, aus denen die Verbundenheit mit dem eigenen Viertel spricht. Und dafür, dass man sich Gedanken darüber gemacht hat, wie das unmittelbare Umfeld lebens- und liebenswerter sein könnte. Hier wurden meist Jugendräume und Treffpunkte vermisst, Bolzplätze und Crossbahnen für Fahrräder.


Nachts mehr Sichtbarkeit der Polizei in der City

Immer wieder angesprochen wurde die in der Innenstadt mangelnde Sichtbarkeit der Polizei. Viele machen wiederholt leidvolle Erfahrung mit Kriminellen und Schlägern. Werden rüde angebaggert. Gerade nachts, in der City, in Kneipen, Discos und Clubs.

In diesem Zusammenhang kam auch die aktuelle Flüchtlingsproblemantik auf. Diejenigen Jugendlichen die bereits negative Erfahrungen mit Migranten gemacht haben, stehen dem steten Flüchtlingsstrom skeptisch gegenüber. Meist fühlen die Jugendlichen aber mit den Flüchtlingen und wünschen sich eine schnelle Integration und unkomplizierte Hilfe. Sie sehen Massenunterkünfte kritisch und nicht wenige würden gern helfen und sich engagieren, wenn sie denn wüssten wie und wo. So schrieben sie Ideen auf, die beispielsweise eine Brücke schlagen könnten zwischen Einheimischen und Ausländern. Aber die älteren Jugendlichen äußern arge Bedenken, ob die Integration so gelingen kann, wie sie von Politikern, Behörden und Medien verbreitet wird.

Auch das Kulturelle kommt bei den Jugendlichen nicht zu kurz. Dichter- und Songwettbewerbe, ein Literaturcafè, eine Freilichtbühne für Schülertheater, Bandprobenräume, ein städtisches Ensemble, eine Theaterschule …
Hier trifft sich künstlerische Intelligenz und kreative Energie. Ideen, für die keine Haushaltsdebatte nötig ist sondern Aufgeschlossenheit.


Mehr Aufmerksamkeit für Jugendliche mit Behinderungen

Es gibt Ideen, die berühren. Und die verlegen machen, wenn man sie erst an einer Ideenwand lesen muss. Ideen, um Jugendliche mit Behinderungen mehr Lebensfreude und Service zu bieten. So sammelte die Diplom-Sozialpädagogin Anja Heil von der Caritas Ideen von Beeinträchtigungen Jugendlichen. Neben ähnlichen Ideen zur Freizeitgestaltung wie Outdoor-Sportgeräte und Graffiti-Wände wünschen sie sich Komiker mit Gebärdendolmetscher, einen Blinden- und Gehörlosentreff, mehr Rollstuhlplätze im Kino, Kinofilme mit Untertiteln, behindertengerechte Kirchen, Kultureinrichtungen und Kegelbahnen oder auch Rollisport in Fulda, … . Alles Dinge, die für andere längst völlig selbstverständlich sind.

Wie hat die Jugend das Projekt aufgenommen? Zwei, die es zeitweise mit ihrer Kamera hautnah verfolgt haben, sind Maike Gärtner (19) und Zehra Berber (20) vom Medienprojektzentrum Offener Kanal Fulda: „Wir denken schon, dass die Schüler, die wir in den Schulen beobachten konnten, den Jugenddialog positiv aufnahmen. Jeder hofft natürlich, dass seine Idee, so unrealistisch sie auch sein mag, umgesetzt wird. So gab es teilweise schon grübelnde Gesichter. Man muss seine Chance ja schon überlegt nutzen.“

Robert Brand (35), Lehrer an der Winfriedschule, stellt fest, dass es den Jugendlichen erst einmal gar nicht leicht fällt, ganz konkrete Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen an ihre Umwelt zu formulieren. „Wenn dann aber doch einmal Ideen ihren Weg auf das Plakat gefunden haben, werden sie in den Klassen teils mit Ausdauer diskutiert und liefern Anregungen für weitere Ideen. So hat das Projekt interessante Impulse gesetzt.“

Es habe aber auch skeptische Blicke gegeben. „Viele denken sich auch, dass ihre Idee sowieso nicht umgesetzt wird“, berichtet Maike.“ Auch wenn nur die Top 10 Ideen der Jugendlichen in Anträgen formuliert an die Stadtverwaltung und die politische Diskussion gehen, um etliche Ideen, selbst wenn sie keine Mehrheit auf sich vereinen, wäre es schade.

Das Neue kommt nur aus der Auseinandersetzung mit dem Bestehenden. Das hat die Jugend getan. Sich auseinanderzusetzen um Neues zu entdecken, sich faszinieren lassen, das geschieht nicht nur mit dem Kopf, sondern mit Herz, individuellem Engagement und Phantasie. Und auch das kann man der Jugend beim Jugenddialog unterstellen. Alle Jugendideen sind unter www.fuldabistdu.de zu finden.+++


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