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vorne von links: Andrei M, Dolmetscherin Dr.Cristina Califice und Liviu M. - Fotos: Julius Böhm

FULDA Verschleppt und vergewaltigt

Zwangsprostitution in der Nachbarschaft: Prozessauftakt vor Landgericht

12.01.16 - Sechs Wochen dauerte ihr Martyrium: „Kati“ und „Alina“ wurde die 19-Jährige genannt, wenn sie sich an Männer verkaufen musste. Am Dienstagmorgen begann die Verhandlung gegen zwei Brüder (24 Jahre und 29 Jahre alt) vor dem Fuldaer Landgericht. Liviu und Andrei M. wird vorgeworfen, Eugenia I. im Dezember 2013 aus Rumänien nach Deutschland gelockt und hier unter massiver Gewaltausübung zur Prostitution gezwungen zu haben. Zum Verhandlungsauftakt hat Staatsanwältin Heike Meeuw-Wilken die Anklage verlesen – es geht um Menschenhandel, Zuhälterei und Freiheitsberaubung.

Und die ließ erahnen, was das Opfer erdulden musste. Schon auf der Autofahrt nach Deutschland wurden der 19-jährigen Rumänin ihr Geld, Handy und ihr Ausweis abgenommen. Den Brüdern M. vollkommen ausgeliefert, wurde sie in eine Eisenacher Dreizimmerwohnung gesperrt. Dort soll sie der jüngere Bruder mehrfach vergewaltigt, geschlagen und gewürgt haben, um sie zur Prostitution zu zwingen. Einen Notruf konnte sie nicht absetzen, weil sie damals nur rumänisch sprach.

Zur vollkommenen finanziellen Abhängigkeit und den schweren Misshandlungen kam noch perfide Erpressung hinzu. So soll der ältere Bruder am dritten Tag, als die junge Frau ihr Mittagessen verweigerte, mit seinem Handy ein Video davon gemacht haben, wie der Jüngere die Wehrlose abermals vergewaltigte. Sie drohten, ihren Eltern in Rumänien das Video zu schicken, sollte sie nicht das tun, was die Männer verlangten: Sich an Freier zu verkaufen und gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

Immer wieder sollen die Brüder die Rumänin mit brutalen Schlägen, Tritten und Drohungen traktiert haben: „Stell dich nicht so an, du wirst es noch lernen“, „wir verbrennen dich mit heißen Eisenlöffeln und schlagen dich mit Nagelknüppeln!“ sollen sie gedroht haben.

Nach fünf Tagen Gefangenschaft in der Eisenacher Wohnung wurde sie von der Freundin des älteren Bruders in ein Eisenacher Bordell gebracht, wo sie fünf Tage als „Kati“ Freier bedienen musste. Nach einem Streit ihrer Zuhälter mit dem Bordellchef soll sie in ein bekanntes Etablissement in Bad Hersfeld gebracht worden sein. Dort musste sie drei bis vier Freier bedienen und das Geld abliefern, nachdem sie es mit der Bordellbesitzerin geteilt hatte. Erst einer anderen Mitarbeiterin des Bordells vertraute sie sich an. Ein rumänisch sprechender Bekannter derer gab sich als Freier aus und brachte die junge Frau im Januar 2014 zur Polizei.

Seit Mitte Juni 2015 sitzen die Brüder in Untersuchungshaft, nachdem sie von Rumänien und Österreich ausgeliefert worden waren. Zum Abschluss des ersten Verhandlungstages fragte der vorsitzende Richter Josef Richter die Angeklagten, ob sie sich einlassen wollen: Der Jüngere möchte keine Angaben zur Sache machen, der Verteidiger seines Bruders meldete Bedenkzeit an – verbunden mit der Bitte, dass sein Mandant mit seinen Eltern telefonieren könne, wo seine beiden Kinder momentan untergebracht sind.

Die Verhandlung wurde auf Freitag, den 22.Januar 2015 vertagt. Es sind insgesamt 16 Verhandlungstage angesetzt. (Anna Medlin)+++

Die 1.große Strafkammer am Landgericht Fulda.


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