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In der Region sind Pfeffersprays aus... - Foto: Marcel Grösch

REGION "Gaukelt Sicherheit nur vor"

Pfefferspray und Schreckschusswaffen ausverkauft ?- Polizei: "Stirnrunzeln"

Eigentlich ein TierabwehrsprayPfefferspray ist eigentlich ein Tierabwehrspray und darf auch nur dazu mitgeführt werden, um sich gegen Tierangriffe zu verteidigen. Ist es nicht als solches gekennzeichnet, gilt es in Deutschland als Waffe und ist verboten. Der Einsatz von Pfefferspray erfüllt immer den Tatbestand einer gefährlichen Körperverletzung. Der Einsatz kann nur gerechtfertigt werden, wann man sich in einer ernsten Notwehrsituation befindet.

15.01.16 - Die Vorfälle der Kölner Silvesternacht haben Eindruck hinterlassen: jeden Tag melden sich neue Menschen und erzählen von sexuellen Übergriffen, die sie am eigenen Leib erdulden mussten, die Medien treten jede neue Anzeige breit und über den mehr als eine Million Flüchtlingen in Deutschland hängt ein Damoklesschwert des Generalverdachts. Kann man sich noch (gerade als Frau) alleine auf die Straße trauen? Die Tatsache, dass man in der Region kaum noch an Pfefferspray, Schreckschusswaffen und andere "Selbstschutz-Waffen" gelangt, zeigt, dass viele Bürger zumindest an der öffentlichen Sicherheit zweifeln. Die Polizei beobachtet den Trend mit Stirnrunzeln.

"Wir haben nichts mehr. Das Pfefferspray ist aus, nur mit ganz viel Glück kommen diese Wochen noch ein paar Dosen", erzählt Matthias Janka vom gleichnamigen Waffenladen in Fulda-Lehnerz. Ende letzten Jahres habe die Nachfrage rasant zugenommen "und nach Silvester waren die Menschen quasi nicht mehr zu halten und haben uns leergekauft. Wir haben auch keine Schreckschusswaffen mehr. Die Hersteller kündigen Lieferzeiten von März oder April an. Die Leute haben wirklich Angst und fühlen sich so einfach sicherer."

"Gaukeln Sicherheit nur vor"

Die Polizei betrachtet diese Entwicklung innerhalb der Bevölkerung sehr skeptisch. "Es gibt faktisch keinen Grund, Angst zu haben. Die Silvesternacht von Köln war ein trauriger Einzelfall - aber eben ein Einzelfall. Die Polizei tut ihr Bestes, um für die allgemeine Sicherheit zu sorgen. In der Region hat das auch funktioniert. Die letzten Wochen waren sehr arbeitsintensiv. Die Beamten sind gefordert, aber nicht überfordert", versichert Polizeipressesprecher Martin Schäfer auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS.

Selbstverteidigungswaffen bergen mehr Gefahren, als dass sie in Notsituationen hilfreich wären. "Sie gaukeln Sicherheit nur vor und sind letztlich rausgeworfenes Geld", sagt Schäfer, "in einer Notsituation kann man nicht in der Tasche wühlen - dann ist es meist schon zu spät. Zudem besteht die Gefahr sich selbt und andere in Gefahr zu bringen." Polizeibeamte trainieren regelmäßig den Umgang mit dem Tränengas. Dabei spielen Windrichtung, Stellung des Ventils und Position des "Gegners" eine Rolle. "Es kann leicht passieren, dass man sich selbst ansprüht oder einen Unbeteiligten." Auch Selbtverteidigungskurse sind laut Schäfer sinnfrei: "Nur jemand, der regelmäßig Kampfsport betreibt, kann in Stress- und Notsituationen auf Angriffe reagieren. Zehn Übungsstunden, die man vor vielleicht einem halben Jahr absolviert hat, bringen da wenig."

Gesetzliche Grauzonen

Eine weitere Gefahr ist die Unkenntnis über die Rechtslage bei den Anwendern (siehe Infokasten). Der Einsatz von Pfefferspray ist grundsätzlich ein Körperverletzungsdelikt. Die Polizei befürchtet, dass bei der angespannten und misstrauischen Stimmung innerhalb der Bevölkerung schnell zum Tränengas gegriffen wird, obwohl es die Bedrohungslage nicht erfordert. So könnten zivilrechtliche Klagen auf die Person, die sich "eigentlich schützen wollte", zukommen.

"Die oberste Regel lautet: gehe gefährlichen Situationen aus dem Weg. Wenn sich in einer Gruppe etwas zusammenbraut, geht einfach weg", empfielt Schäfer. "Gerade für Frauen ist es ratsam, sich in Gruppen aufzuhalten. Man kann sich auch absprechen, wenn man zur Toilette oder nach Hause geht, damit sich die anderen keine Sorgen machen und bei längerem Verschwinden nachhaken können." In einer echten Notsituation gebe es schließlich zwei Marschrouten: "Stellen Sie Öffentlichkeit her, rufen Sie laut und sprechen Sie umstehende Menschen direkt und gezielt an: 'Hey Sie, mit der roten Jacke, helfen Sie mir bitte und rufen Sie die Polizei!'. Und sollte es wirklich zum Übergriff kommen, dann ist alles erlaubt: schreien, treten, kratzen, beißen und so schnell wie möglich fliehen." (Julius Böhm) +++


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