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- Fotos: Toni Spangenberg

FULDA Kommunalwahl 2016

Nachwuchs probt Abstimmung: Regionale Themen und Bundespolitik

06.03.16 - Je ein Vertreter von SPD, Grünen, FDP und Linken hat sich am Samstag beim Fuldaer Jugendforum den kritischen Fragen junger Nachwuchswähler gestellt. Der Vertreter der CDU musste krankheitsbedingt absagen. Bei der zweieinhalbstündigen Talkrunde wurden verschiedenste kommunale und bundesweite Themen besprochen sowie das Wahlsystem der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung und des Kreistags in einem Comic illustriert. Dann konnten die Wähler von Morgen einmal selbst ihre Kreuze machen. Das Ergebnis hat überrascht.

Die drei jungen Moderatoren Philipp, Lukas und Mark haben mehr als zehn verschiedene Fragen vorbereitet, die die Kandidaten der Parteien nacheinander beantworten. „Was würdet ihr verändern, wenn ihr die Möglichkeit dazu hättet?“, wollte Philipp als erstes wissen. Nick Papa Amoozegar von den Linken will ganz klar etwas gegen soziale Ungerechtigkeit unternehmen. Kevin Katzer von den Jungen Liberalen ist es wichtig, die Menschen nicht in ihren Entscheidungen einzuschränken, sondern ihnen möglichst viel Raum zur Selbstbestimmung zu geben. Deborah Müller-Kottusch, Vertreterin der Grünen würde als „Königin von Deutschland“ die Bildungshoheit von den Ländern an den Bund übertragen. „In Fulda würde ich integrative Ganztagsschulen einführen“, betont die Grünen Politikerin. Die SPD, vertreten von Tolga Kablay, fordert Steuergerechtigkeit. „Starke Schultern sollten die größere Steuerlast tragen.“

Ein Stimmzettel zur Wahl der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung

Die Moderatoren der Talks, von links: Mark, Lukas und Philipp

Von Interesse für die Moderatoren war auch die Frage nach den typischen Hassfächern in der Schule. Hier zählten ganz klar die Naturwissenschaften und der Kunstunterricht zu den am meisten gehassten Fächern der vier Politiker. Wo die Gäste der Talkrunde schon einmal beim Thema Bildung waren, stellte sich Philipp folgende Frage: „Wie stark hängt der Erfolg im Leben und in der Politik von der jeweiligen Schulform ab?“ Hier waren sich alle Politiker einig, dass es zunächst einmal eine Abhängigkeit gebe. Papa Amoozegar von den Linken fordert eine Reform des Schulsystems. „Es ist ganz klar, dass man mit dem Abitur deutlich bessere Chancen hat, erfolgreich im Leben zu sein.“ Katzer von der FDP sieht das ähnlich, fordert aber kein grundsätzlich anderes System, sondern eine Förderung von Haupt- und Realschulen, um auch Schüler zu unterstützen, die eine handwerkliche Begabung haben. „Der Erfolg in der Politik hängt wiederum vom eigenen Engagement ab“, äußert sich Müller-Kottusch von den Grünen. Dem können alle anderen Politiker nur zustimmen.

Hier schließt sich die Frage nach der Vereinbarkeit von Freizeit und Politik an. Für die Vertreter der vier Parteien ist Politik ein wichtiges Hobby. Daher könne in diesem Zusammenhang auch nicht von Arbeit gesprochen werden und somit stelle sich die Frage der Vereinbarkeit gar nicht erst. Unterschiedlicher Meinung sind die vier Politiker bei der Frage, ob sie zu 100 Prozent mit ihrer Partei zufrieden sind. „Natürlich ist nicht alles perfekt. Nicht jede Entscheidung ist nachvollziehbar und häufig gibt es bei Abstimmungen auch Druck von Außen. Doch in einer Koalition muss man auch Kompromisse eingehen. Ablehnen muss ich die Entscheidung meiner Partei, der SPD, zur Vorratsdatenspeicherung auf Bundesebene“, erklärt Kablay. Jede Entscheidung, mit der er unzufrieden ist, sei ein Ansporn weiter Politik zu machen und zu gestalten. Papa Amoozegar findet nichts, was er an seiner Partei, der Linken, verändern möchte. Er könne sich voll mit ihr identifizieren.

Tolga Kabley (SPD) erklärt, das erste Mal im Alter von 11 Jahren mit Politik in Berührung ...

Die Teilnehmer der Talkrunde, von links: Nick Papa Amoozegar (Die Linke), Kevin Katzer ...

Nick Papak Amoozegar ist seit gut einem Jahr bei den Linken.

Eine Frau aus dem Publikum hat eine Zwischenfrage. Sie möchte wissen: „Welches Thema brennt euch unter den Nägeln?“ Kablay fordert mehr bezahlbaren Wohnraum in Fuldas Innenstadt und damit einhergehend die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Dem kann sich Papa Amoozegar nur anschließen: „Ich komme aus Hannover. Als ich nach Fulda gezogen bin, dachte ich, ich wohne hier am Champs-Élysées in Paris. Die Miete war dreimal höher als in Hannover.“ Eine besser organisierte Nahverkehrsgesellschaft und die Einführung von sogenannten wandernden Ärzten, die täglich in einem anderen Dorf eine Sprechstunde anbieten, um die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen, liegen Müller-Kottusch am Herzen. „Ich bin für einen Abbau des Schuldenbergs, da Steuergelder besser investiert werden können, als in Zinszahlungen“, sagt Katzer. Papa Amoozegar wünscht sich eine hohe Beteiligung bei den Kommunalwahlen. „Jede Entscheidung auf kommunaler Ebene hat direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen.“

Für die Kommunalwahl verfolgen alle Parteien das Ziel, die absolute Mehrheit der CDU in Fulda zu brechen und hoffen, dass AfD und Republikaner möglichst wenige Stimmen bekommen. Das Ergebnis der Probewahl im Anschluss an die Talkrunde hat viele überrascht. Demnach holte die Linke die absolute Mehrheit im Kreistag. Auch in der Stadtverordnetenversammlung hat die Linke.Offene Liste die Nase eindeutig vorn. SPD, Grüne, FDP und CDU hielten sich die Waage. Die AfD hat einige wenige Stimmen bekommen. (Toni Spangenberg) +++

Deborah Müller-Kottusch (Grüne)

Es dauert eine halbe Stunde die Stimmen auszuzählen.

Ein Comic erklärt das Wahlsystem.

von links: Nick Papak Amoozegar (Linke) und Kevin Katzer (FDP)

Im Anschluss an die Talkrunde konnten sich die jungen Wähler und Politiker am Buffet stärken. ...


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