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BAD HERSFELD Buchneuerscheinung

Hobbyphilosophen machen schwer zu entziffernde Manuskripte zugänglich

07.03.16 - Mit viel Fleiß, Mühe, Freude am Denken und aus Liebe zur Sache selbst ist es den Bad Hersfelder Hobbyphilosophen Anke Brumloop und Manfred Wagner im Verbund mit dem Sankt Gallener Philologen und Urkundenleser Ernst Ziegler gelungen, schwierig zu entziffernde Manuskripte Arthur Schopenhauers sowohl der Fachwelt wie dem geneigten Leser zugänglich zu machen. Die im Beck-Verlag erschienenen „Pandectae. Philosophische Notizen aus dem Nachlass“, 2016 erschienen, geben Einblick in das Denken Schopenhauers.

Unter dem etwas verschwurbelt klingenden Titel Pandectae („Allumfassendes“) in Anlehnung Digesten aus dem Altertum und ähnlichen Buchtiteln wie „Senilia“ (Altersgedanken) und die ebenfalls von den oben genannten herausgegebenen „Spicilegia“ (Blütenlesen“) verbergen sich in der Tat Denkanstöße aus der Werkstatt des in unseren Tagen neu entdeckten Philosophen Arthur Schopenhauer (1747-1805).

Nach Entzifferung der mehrfach überschriebenen handschriftlichen Notizen in durchaus „dudenfreier“ Orthographie, das heißt ohne besondere Rücksicht auf Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung und mit eigenen Wortschöpfungen bleibt Ernst Ziegler an der Quelle und sorgt für Lesbarkeit des sonst Unlesbaren. Die Leselust wird erneut durch einen geschickten Anmerkungsapparat, ein Personenregister und der hilfreichen Inhaltsübersicht über das herrliches Zettelkastenwerk in Buchformat erhöht. Bald erfreut einem die ausführliche Verarbeitung des großen Aristoteles, aus dessen Fangarmen sich auch ein Arthur Schopenhauer nicht lösen kann. Bald findet der Leser Gefallen an den Belegen zu Seneca („Wollen lässt sich nicht lernen“) oder dem freilich unumgänglichen Immanuel Kant. Ausgehend von seinem Grundkonzept „Die Welt als Wille und Vorstellung“, kann hier ein Blick in die Denkwerkstatt von 1832-1837 (November 32-33 folgt in den sog. Cogitata) erfolgen.

Es sind ja manchmal einzelne Gedanken, die wie Blätter einen großen Baum zugeordnet werden können, unverkennbar zur Denkungsart eines Philosophen gehören. Zur Konsistenz eines seit dem berühmten „Satz vom vierfachen Grunde“, der in allen Variationen widerzukehren scheint, gehört freilich auch die bisweilen satirisch zu lesende Feindseligkeit gegenüber Kathederphilosophen, verfasster Frömmelei, Ignoranz fernöstlicher Weisheit. Gesunder Menschenverstand, Wahrheitsfindung und Liebe zum Kern der Sache machen den oft miesepetrig dargestellten Pessimisten liebenswert: „(Allein muß man denn, um zu sagen ‚liebet euch!‘ den Leuten die Jacke vollügen?)“.

„(Die Cogitata und das Cholerabuch sind in Bearbeitung)“ – das Unternehmen, Schopenhauers schwierig zugänglicher Texte sowohl der Fachwelt als auch dem geneigten Leser zugänglich zu machen, ist in vollem Gange. Dem Mut, auch abseits des akademisch-universitären Lehrbetriebes auf höchstem Niveau die Freude an der Philosophie zu wecken, ist ein möglichst langer Atem zu wünschen. Die von Manfred Wagner mit seiner Frau ins Leben gerufene Schopenhauer-Stiftung hat für das kommende Jahr durch die Frankfurter Schopenhauer-Gesellschaft einen Essay-Wettbewerb zu „Schopenhauer und die Religion“ ausgeschrieben. +++


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