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RASDORF Reliquien des Heiligen Pantaleon übergeben

Gedenkgottesdienst: Wallfahrtskirche vor 20 Jahren niedergebrannt

15.05.16 - Nicht nur unzählige Maikäfer hatten sich in den Lichtkegeln der Wallfahrtskirche auf dem Gehilfersberg bei Rasdorf versammelt und fanden teilweise den Weg ins Gotteshaus, sondern auch die Gläubigen kamen äußerst zahlreich zum Gedenkgottesdienst um Mitternacht vom 10. auf den 11. Mai. Vor 20 Jahren war die Kirche durch Brandstiftung bis auf die Grundmauer niedergebrannt. Keine Brandbekämpfung stand dieses Mal für die Freiwillige Feuerwehr Rasdorf unter Leitung von Wehrführer Martin Henkel an. Sie leuchtete den Weg hinauf zur Wallfahrtskirche aus, damit die Gläubigen sicheren Fußes hinauskommen konnten. Außerdem hatte der Pfarrgemeinderat einen Fahrdienst für Senioren und Gehbehinderte eingerichtet.

In der Nacht des 11. Mai 1996 gegen 1.15 Uhr schreckte die Feuersirene die Rasdorfer aus dem Schlaf. Viele dachten spontan an das Jahr 1991, als es in Rasdorf in kurzen Abständen nachts mehrfach gebrannt hatte. Ungläubiges Kopfschütteln und Entsetzen erfasste die Bewohner jedoch, als sie den grellrot leuchtenden Feuerschein über dem Gehilfersberg sahen. Obwohl bereits wenige Minuten nach der Alarmierung die Freiwillige Feuerwehr Rasdorf und auch die Feuerwehren aus Setzelbach, Grüsselbach und Eiterfeld die Brandstelle erreichte, war der lichterloh brennenden Innenraum der Kirche nicht mehr zu retten. Das jahrhundertealte Ziel vieler Wallfahrer fiel in Schutt und Asche. An der hinteren nördlichen Außenwand entdeckte man bei Tageslicht ein Pentagramm mit dem Schriftzug „NEMA“, die umgekehrte Buchstabenfolge von „Amen“, Zeichen satanistischer oder okkultistischer Gruppen. Die Täter konnten bis zum heutigen Tag nicht gefasst werden.

Schon in der Frühzeit war der Gehilfersberg eine germanische Kultstätte. Erste urkundliche Hinweise zeigen, dass im frühen Mittelalter auf dem Gehilfersberg ein christliches Heiligtum zu Ehren der 14 Nothelfer errichtet wurde. In den Jahren 1623 - 1632 wurde die jetzige Wallfahrtskapelle durch Fürstabt Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg errichtet.

Die Bedeutung der Wallfahrtskirche und die Auswirkungen des Brandes zeigten sich in den Tagen nach der Katastrophennacht. Viele Besucher aus dem Hünfelder und Geisaer Amt sowie der Rhön und dem Fuldaer Land wollten die ausgebrannte Kirche sehen. Dass die Entscheidung die Kirche wieder so aufzubauen wie sie vor dem Brand gewesen war richtig war, zeigt sich heute an der Zahl der Menschen, die zu den Gottesdiensten kommen. Für den Wiederaufbau setzten sich der Verwaltungs- und Pfarrgemeinderat Rasdorf, Pfarrer Alois Nolte, Dechant Albert Reinl sowie in besonderer Weise Architekt Adolf Henkel ein. Im Sommer 1996 wurde auf den stehen gebliebenen Mauern die Aufbauarbeiten begonnen.

Der Gedenkgottesdienst wolle an diese Nacht, aber auch an den Willen und die Glaubenskraft der Menschen aus der Region und weit darüber hinaus erinnern, so Pfarrer Ulrich Piesche, der mit den Pfarrern Reiner Modenbach und Dechant Markus Blümel, Eiterfeld dem Gottesdienst vorstand. In seiner Predigt betonte Pfarrer Reiner Modenbach, dass Menschen versucht hätten der Kirche und den Menschen zu schaden. Gott lasse sich aber nicht klein kriegen und das gleiche gelte für die Menschen vor Ort. Durch die Betroffenheit sei sogar bei vielen der Glaube verstärkt worden. Das zeige sich besonders an den großen Wallfahrtstagen und an den regelmäßig am Samstagmorgen stattfindenden Gottesdiensten.

Diese würden nicht nur von Menschen aus dem Hünfelder Land, sondern auch aus dem Geisaer Amt besucht. Dank und Bitten stünden im Vordergrund, aber manche lösten auch ein Versprechen ein. In seinem „Blick in die Zukunft“ bat der Ortspfarrer, mit Bekannten darüber zu sprechen, dass es gut tue, wenn man am frühen Samstagmorgen am Gottesdienst teilnehme und sich Kraft für den Alltag hole. Die Flammen der Nacht seien so quasi zu Feuerzungen des Heiligen Geistes geworden. Wer entflammt sei durch den Heiligen Geist könne gestärkt im Glauben seinen Weg gehe. Dann brauche man keine Angst vor anderen Kulturen oder Religionen zu haben. Vom Heiligen Geist begeisterte Christen würden ansteckend wirken.

Der Gottesdienst wurde musikalisch vom Familiengottesdienstteam mitgestaltet. Theo Lenz, Mitglied des Pfarrgemeinderates, hatte einen Video- und Bilderpräsentation über Brand, Ausräumungsarbeiten und Wiederaufbau zusammengestellt, die vor und nach dem Gottesdienst gezeigt wurde. Im Anschluss an die Eucharistiefeier segnete Dechant Markus Blümel das neue Reliquiar mit einem Knochensplitter des Heiligen Pantaleon, einem der 14 Nothelfer. Pantaleon ist Patron der Ärzte und Hebammen und starb als frühchristlicher Märtyrer. Die Gottesdienstbesucher ließen sich einzeln mit der Reliquie segnen, was zukünftig auch nach den Gottesdiensten auf dem Gehilfersberg erfolgen soll. +++


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