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- Symbolbild: lucie gerhardt/pixelio.de

FULDA Studie zur Altersarmut vorgestellt

Wie viel Geld bleibt im Alter? Viele Risikofaktoren in Region Osthessen

20.05.16 - Die allgemeine Beschäftigungsquote im Landkreis und in der Stadt Fulda ist überdurchschnittlich gut, die Arbeitsmarktsituation hervorragend. Auch die Landkreise Hersfeld-Rotenburg, der Vogelsberg und der Main-Kinzig-Kreis stehen nicht schlecht da. Über Armut im Alter müssen wir uns hier also überhaupt keine Sorgen machen. Oder? Dass diese Schlussfolgerung nicht wirklich richtig ist, zeigt eine Studie von Professor Dr. Frank Unger, die er im Auftrag des "Osthessischen Bündnisses gegen Altersarmut" gemeinsam mit Sascha Schur erstellt hat. Am Donnerstag wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt - und so viel vorweg: Beruhigend sind die Ergebnisse nicht wirklich. 

Vier Jahre ist es her, dass sieben Gewerkschaften und weitere Organisationen in Fulda das Bündnis gegen Altersarmut gegründet haben. Ihr Ziel: Das Problem der Armut im Alter ins Bewusstsein der Menschen zu rücken und dagegen anzukämpfen. Als die Mitglieder des Bündnisses Professor Dr. Frank Unger von der Hochschule Fulda mit der Studie beauftragten, hofften sie vor allem darauf, Ursachen aufzeigen zu können und so Möglichkeiten zu finden, wirksam gegen die Problematik anzugehen. Denn auch wenn die derzeitige Arbeitslosenquote nicht darauf hinweist, dass die Bevölkerung in der Region in ein paar Jahrzehnten vor dem Problem der Altersarmut steht, gibt es Indizien dafür, dass das Risiko steigen könnte.

Prof. Dr. Frank Unger (vorn) gemeinsam mit Mitgliedern des Bündnisses gegen Altersarmut ...Foto: Suria Reiche

Vor allem im Niedriglohnsektor und bei den geringfügig Beschäftigten lauert laut Ungers Studie die Gefahr: Denn wer wenig verdient, kann auch nur wenig für später zur Seite legen oder in die Rentenkasse einzahlen. Im Niedriglohnsektor befindet sich ein Arbeitnehmer dann, wenn er 9,50 Euro oder weniger pro Stunde verdient. 24, 1 Prozent, also fast ein Viertel der Bevölkerung, arbeiten im Landkreis und in der Stadt Fulda für so wenig Geld. Im Vergleich: In ganz Deutschland sind es 20,4 Prozent, in Hessen 17,2 Prozent. "Zwar ist der Arbeitsmarkt in der Region hervorragend, die Frage ist aber, zu welchem Preis die Menschen arbeiten." Bei den ausschließlich geringfügig Beschäftigten sind es 16,8 Prozent. Und damit mehr, als es prozentual in ganz Deutschland sind. Hier handelt es sich um 15,1 Prozent. Und auch, was die Zeitarbeit angeht, so Unger, gibt es eine steigende Entwicklung, die zur Folge hat, dass die Erwerbsbiografien der Angestellten stetig unterbrochen werden. "Das ist problematisch und fördert die Altersarmut." So seien Frauen besonders gefährdet, weil sie in der Regel die Karriere für die Pflege der Kinder unterbrechen. Auch unangemeldete Nebentätigkeiten, also Schwarzarbeit, seien ein Risikofaktor. "Der Gedanke, dass wir im Hier und Jetzt leben, und deswegen nichts für das Alter ansparen, hat sich in der vergangenen Zeit verfestigt. Und wer schwarz arbeitet, zahlt auch nichts in die Rentenkasse ein." Aber selbst die, die ihr Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, seien heute nicht mehr vor Altersarmut geschützt. 

Von dem Ergebnis, so das Fazit der Anwesenden und der Mitglieder des Bündnisses, seien sie wenig überrascht, sieht es doch im gesamten Bundesgebiet ähnlich aus. "Aber dank der Studie haben wir jetzt Anhaltspunkte, mit denen man sich in der Region beschäftigen kann und, unserer Auffassung nach, auch müsste." Auch Wolfram Latsch von der Arbeiterwohlfahrt Fulda, einer der Zuhörer, nimmt die Probleme, die Unger in seiner Studie beschreibt, bei seiner Arbeit ähnlich wahr: "Viele Menschen haben keine Berufsausbildung, kommen aus irgendwelchen Gründen immer wieder aus dem Arbeitsmarkt raus." 

Zur Vorstellung der Studie wurden auch Bundestagsabgeordnete und Landräte eingeladen, bis auf CDU-MdB Michael Brand waren jedoch alle verhindert. "Aber sie haben ihr Interesse bekundet, und der enge Kontakt mit ihnen soll bestehen bleiben." +++


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