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Der gebürtige Petersberger Christian Stock (links) hat sich bei seiner Reise durch Nepal von der Kamera begleiten lassen. Herausgekommen ist der berührende Dokumentarfilm "Losing Touch". - Fotos Simon Taal

FULDA "Losing Touch" feierte Premiere

Fuldaer Christian STOCK produzierte berührende Doku über Lepra in Nepal

25.05.16 - Zweieinhalb Jahre Arbeit, vier Wochen im asiatischen Nepal und unzählige bewegende Eindrücke und Bilder liegen hinter dem gebürtigen Fuldaer Christian Stock. Aber damit nicht genug: Sind es eigentlich Komödien und lustige Werbespots, für die der 33-Jährige auf der Bühne oder vor der Kamera steht, geht es in seiner ersten eigenen Film-Produktion "Losing Touch" um eine Krankheit, die eigentlich schon fast in Vergessenheit geraten ist: Lepra. 

Erst kürzlich flimmerte Christian Stock in der VOX-Produktion "Einfach unzertrennlich" über die Bildschirme. Manch einer kennt ihn wohl auch aus Sendungen wie "Alarm für Cobra 11" oder an der Seite von Komiker Bastian Pastewka in "Pastewka". Der Film, mit dem er nun aber Premiere feierte, entspringt einem komplett anderem Metier: In der abendfüllenden Dokumentation "Losing Touch" geht es um Lepra-Kranke in Nepal. Dafür ist der Wahl-Kölner einen Monat lang durch das Land gereist, in dem die Krankheit auch heute noch ein Grund für Ausgrenzung der Betroffenen ist. Und das, obwohl Lepra inzwischen als heilbar gilt. Um auf diesen Missstand hinzuweisen, hat Stock gemeinsam mit einem kleinen Produktionsteam vor zwei Jahren vier Wochen lang den Binnenstaat in Südostasien bereist, hat mit Erkrankten gesprochen, Vorurteile zu hören bekommen und war sogar bei einer Amputation dabei - zumindest ein paar Minuten. "Dann musste ich raus aus dem OP, ich kann kein Blut sehen", erinnert er sich heute.

Überhaupt: Das, was der 33-Jährige in seiner Zeit in Nepal erlebt hat, hat er erst nach seiner Heimreise langsam zu realisieren begonnen. "Wenn man vor Ort ist, weiß man noch gar nicht, was das, was man zu sehen bekommt, mit einem anstellt." Damit meint er jedoch nicht das Leid der Kranken. "Es gibt nur wenige, die sich darin gesuhlt haben. Die meisten, die ich getroffen habe, waren so, wie der Rest der Nepalis ist: glücklich, genügsam und dankbar, wenn man sich ihrer annimmt." Wenn Christian Stock an seine Eindrücke aus Nepal zurückdenkt, überschlagen sich seine Worte fast, so bewegend war die Zeit auf dem fremden Kontinent. Vor allem die Erinnerungen an die Lepra-Dörfer, die er bereist hat, sitzen tief.

"Teilweise ist das wirklich noch so, dass diese Dörfer von Mauern umgrenzt sind und die Menschen dort in völliger Abgrenzung leben." Während es in urbaneren Gegenden Lepra-Krankenhäuser gäbe, mangele es in abgelegenen Dörfern oft an Aufklärung. Dort hat Christian sogar Menschen getroffen, die Lepra als eine Bestrafung für das vorherige Leben ansehen. Dabei ist die Krankheit heutzutage heilbar. "Es gibt eine Medikation, die bereits nach der ersten Einnahme wirkt, doch das wissen dort nur die wenigsten." 

Aber wie ist Christian Stock überhaupt auf die Idee gekommen, einen Film ausgerechnet über Lepra zu drehen? Und dann auch noch als Produzent? "Die Idee kam von meinem Co-Produzenten Hartmut Schotte. Er war für einen Kundenauftrag in Nepal. Dass es dort noch Lepra gibt, hat ihn nicht losgelassen." Ende 2013 habe Schotte dann gefragt, ob der gebürtige Fuldaer Lust hätte, einen Film über das Thema zu produzieren. "Ich bin Schauspieler, kein Produzent, habe ich damals gedacht. Lepra, Nepal - all das passte überhaupt gar nicht zu mir. Aber gerade deshalb hab ich ja gesagt!" Gemeinsam mit Regisseurin Marie Nehles erarbeiteten die beiden ein Konzept, um später zu viert (mit dem Heilbronner Kevin Schulz als Recording Engineer) nach Kathmandu zu fliegen, während Herstellungsleiter Daniel Libertus in Hessen die Strippen zog. "Wir haben entschieden, dass die Kamera mich auf meiner Reise durch Nepal begleiten soll." Das Konzept stand also fest - nun ging es in die Planungsphase. Ein Projekt, wie es dem Team vorschwebte, ist kostspielig. "Wir haben uns deswegen für Crowdfunding entschieden." 

Christian Stock

Daniel Libertus

Hartmut Schotte

Auf der Plattform "Startnext" wurde die Idee vorgestellt. Nachdem diese hundert Menschen begeistert haben musste, ging es in die heiße Phase: "Wir hatten eineinhalb Monate Zeit, um ungefähr 14.000 Euro zusammenbekommen. Das war nicht einfach. Wir mussten wirklich jeden Kontakt, den wir hatten, mobilisieren, haben uns die Nächte um die Ohren geschlagen!" Im Endeffekt schaffte es Christian auch, Prominente mit an Bord zu holen, die für das außergewöhnliche Projekt warben. Das Comedy-Duo Mundstuhl und Reinhold Messner zum Beispiel. Und tatsächlich: Irgendwann war die benötigte Summe da. "Das war ein tolles Gefühl!"

Marie Nehles

Mindestens genauso toll ist es für Christian Stock jetzt aber, seinen fertigen Film präsentieren zu können. Zweieinhalb Jahre harte Arbeit tragen endlich ihre Früchte. Am Samstag bei der Weltpremiere in Köln konnte der 33-Jährige "sein Baby" zum ersten Mal gemeinsam mit rund hundert Gästen auf der Leinwand genießen. "Die Resonanz war sehr positiv! Wir haben einen sehr schönen Eindruck vermitteln können, ohne eine Bewertung abzugeben oder den Finger zu heben oder so." Wer sich selbst davon überzeugen möchte, der kann "Losing Touch" am Sonntag, 3. Juli, im hessischen Butzbach sehen. "Da machen wir während unserer kleinen Kino-Tour Halt." Außerdem sind weitere Termine in Programmkinos sowie DVD- und Blueray-Veröffentlichungen geplant. (Suria Reiche) +++


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