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HERBSTEIN „Dicke Bretter“ in der Windkraft

Große Beteiligung an der Generalversammlung der Energiegenossenschaft

22.05.16 - Auch im fünften Jahr ihres Bestehens zeigt sich die Energiegenossenschaft Vogelsberg eG (EGV) überzeugt von der Wertschöpfung in der Region. Mit diesen Worten eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende der EGV Ralph Kehl am vergangenen Donnerstagabend in der Stadtschenke Herbstein die diesjährige Generalversammlung der Genossenschaft, zu der er auch zahlreiche Vertreter der Städte und Gemeinden des Einzugsgebietes begrüßen konnte. Stellvertretend für die gastgebende Stadt Herbstein sprach Magistratsmitglied Paul Graf Westerholt. Die Freilandanlage der EGV in Herbstein bringe nicht nur Geld in die Stadtkasse, so Graf Westerholt, sondern sei auch ein kleiner Beitrag zur Energiewende. Er sei überzeugt von der wertvollen Arbeit der EGV, so der Redner, der an diesem Abend das 501. Mitglied der Genossenschaft wurde.

In seinem Jahresbericht ging Vorstandsmitglied Günter Mest zunächst auf die unternehmerische Struktur der EGV ein. Hundertprozentige Töchter der EGV sind die VOBEG Solar GmbH (Komplementärin für Solar-Parks), die VOBEG Wind GmbH (Komplementärin für Wind-Parks) und die VOBEG Projekt GmbH (für die Projektierung von Wind-Parks). Die VOBEG Solar GmbH ist die Komplementärin der Solarstrom Freiensteinau GmbH & Co.KG, die das größte von der EGV realisierte Solarprojekt, den Solarpark in Freiensteinau / Ober-Moos, betreibt. Mit einer Leistung von 3.000 kWp und einer Einspeisevergütung von knapp 600.000 Euro im Berichtsjahr 2015 generiert der größte Solarpark der Genossenschaft einen Großteil des Gesamtumsatzes von 964.157 Euro. Die Projekte der EGV, vorwiegend in Romrod, Alsfeld, Mücke und Herbstein – hier der bereits genannte Solarpark als größte Anlage – haben im Berichtsjahr erstmals die Grenze von 1.800 kWh überschritten und weisen damit ein Plus zum Vorjahr von über 5% aus. „Das lag natürlich an dem ausgesprochen guten Sonnenjahr“, erläuterte der Redner.

Auch die Mitgliederentwicklung verlaufe stetig, führte Mest aus: Zum Stichtag 31.12. waren 476 Genossen gemeldet, insgesamt sei auch bei den Geschäftsanteilen und Geschäftsguthaben ein Plus von 7,4% zu verzeichnen. Mehr als 3 Millionen Euro haben die Genossen der EGV an Nachrangdarlehen zur Verfügung gestellt, berichtete Mest weiter, dafür wurden knapp 125.000 Euro an Zinsen ausgezahlt. Die Bilanzsumme liegt im Jahr 2015 bei knapp unter 6 Millionen Euro, der erzielte Jahresgewinn wurde mit 148.553 Euro angegeben. Vorstand und Aufsichtsrat schlugen vor, eine Dividende in Höhe von 3% an die Mitglieder auszuschütten. Jeweils 50.000 Euro sollten in die gesetzlichen und sonstigen Rücklagen eingestellt werden, die Restsumme als Gewinnvortrag auf neue Rechnung vorgetragen werden.


Der Aufsichtsratsvorsitzende Ralph Kehl würdigte in seinem Bericht die Arbeit des Vorstandes und stellte die Aufgaben seines Gremiums vor. Hierbei wies er besonders auf die Einrichtung eines Prüfungsausschusses hin, der sich aus drei Mitgliedern zusammensetzt. Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung 2015 sowohl der EGV als auch der Tochtergesellschaften wurden ausführlich erörtert, erläutert und hinterfragt, so Kehl. „Der Jahresabschluss ist ordnungsgemäß und gibt ein zutreffendes Bild der wirtschaftlichen Lage der EGV wieder.“ In der von ihm beantragten Beschlussfassung über den Jahresabschluss und die Verwendung desselben folgten die Mitglieder – mit einer Anwesenheitsquote von 20% eine stolze Zahl – den Vorschlägen von Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig.
Turnusgemäß scheiden in jedem Jahr 1/3 der Aufsichtsratsmitglieder aus, allerdings mit der Option der Wiederwahl. Von fünf scheidenden Mitgliedern stellten sich vier erneut und wurden einstimmig gewählt. Der mögliche 15. Posten im Aufsichtsrat bleibt vorerst vakant.


Auf großes Interesse stießen in der diesjährigen Versammlung die Ausführungen von Vorstandsmitglied Lorenz Kock zum Thema Windenergie: „Auch wenn bisher wenig von unseren diesbezüglichen Aktivitäten an die Öffentlichkeit gelangt ist, sind wir mit diesem Thema intensiv beschäftigt.“ Als Ergebnis dieser Bemühungen konnte im April der Spatenstich für den Windpark Kommunalwald Kirtorf erfolgen. Zur Verwaltung dieser Anlage gründete die EGV die WP Kommunalwald Kirtorf Verwaltungs-GmbH, die wiederum Komplementär der WP Kommunalwald Kirtorf GmbH & Co.KG ist, die die Kommanditeinlage von 3,8 Mio. Euro hält. Kommanditisten sind zu gleichen Teilen die EGV-eigene VOBEG Wind GmbH und die ovag Energie AG.

Von der Antragsstellung bis zur Genehmigung dieser Anlage sind zwei Jahre vergangen, der Genehmigungsbescheid umfasst 60 Seiten. „Hier werden verdammt dicke Bretter gebohrt“, erklärte Kock. Für die anderen in Projektierung befindlichen Windkraftanlagen, an denen die EVG sich beteiligen wird – den Windpark Watzenrod in Kirtorf und die Windparks DreiHerrenStein und Trillrodt in Neustadt – bedeutet dies, dass noch ein wenig Geduld gefordert ist. Watzenrod und DreiHerrenStein wurden erst in 2015 beantragt, so Kock, für Trillrodt wird erst im Herbst 2016 der Antrag gestellt. „Naturgemäß ist bei diesen Anlagen noch vieles in der Schwebe“, stellte das Vorstandsmitglied fest und verwies für aktuelle Informationen zu den Projekten auf die Website der Energiegenossenschaft (www.energie-vb.de). Neue Beteiligungen für die Mitglieder ergeben sich – nach dem Vorrecht der Kirtorfer Bevölkerung – aktuell an der Anlage Windpark Kirtorf. Hierfür gewährte Nachrangdarlehen könnten je nach Ertrag und Laufzeit selbst bei vorsichtiger Planung zwischen 2 und 4,25% abwerfen. Außerhalb dieses bestimmten Projekts können die Mitglieder jeweils noch einmal bis maximal 50 Geschäftsanteile zu je 100 Euro zeichnen.

Darüber hinaus macht die EGV ihren Mitgliedern ein Nachrangdarlehensangebot. Mindestens 5.000 Euro sollten sie der EGV für 3 Jahre überlassen, um damit einen Zinssatz von 2,5% zu generieren. In der anschließenden Diskussionsrunde bewiesen die Anwesenden, dass sie sich nicht nur für ihre Dividende interessierten, sondern den Neue-Energien-Markt durchaus im Blick haben und die Projekte und Entscheidungen der EGV kompetent begleiten. So gab es Rückfragen zur Finanzierung und Risikoverteilung bei der Kirtorfer Anlage oder zu den wahrscheinlichen Verfahrensausgängen der anderen Projekte. Auch die Themen Windkraftgegner und Lobbyarbeit des Bundesverbandes Windenergie wurden aufgerufen. Sorgen bereitet den Vogelsberger Genossen, dass der Gesetzgeber sich offenbar von der Bürgerbeteiligung entfernt und wieder mehr Rechte für Konzerne plant. „Die Gefahr besteht“, bestätigte Kock, „allerdings werden wir alles daransetzen, zu denen zu gehören, die es auch in vielen Jahren noch gibt.“ +++


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