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Landrat Bernd Woide erklärte die aktuelle Situation - Fotos: Julius Böhm

PETERSBERG "Bedenken sind völlig legitim"

Infoabend zu Flüchtlingsunterkünften ohne Rathauschef - Drückt sich SCHWIDDESSEN?

24.05.16 - Waren es vergangene Woche noch rund 500 Menschen im Künzeller Ortsteil Pilgerzell, sind am Montagabend nur rund 100 Bürger ins Propsteihaus nach Petersberg gekommen, um sich über die geplanten Flüchtlingsunterkünfte in der Gemeinde zu informierten. Und das, obwohl der Medienrummel um Vorwürfe an Bürgermeister Karl-Josef Schwiddessen (CDU), fehlende Bauanträge und einen möglicherweise falsch gewählten Standort in den letzten Wochen groß war. Schwiddessen selbst war gar nicht vor Ort, sein 1. Beigeordneter Georg Amshof vertrat ihn. Der Rathauschef sei auf Einladung des Bundespräsidenten beim Verfassungstag in Berlin.

„Warum baust Du weiter Flüchtlingsunterkünfte, Landrat? Es kommen doch kaum noch Menschen nach Deutschand“, zitierte Landrat Bernd Woide die meistgestellte Frage der letzten Wochen, „die Menschen kommen ja nicht direkt von der deutsch-österreichischen Grenze nach Fulda. Sie werden nach dem Königsteiner Schlüssel zunächst auf die Länder und dann weiter auf die Landkreise verteilt.“ Das Land Hessen muss demnach rund sieben Prozent aller geflohenen Menschen ein Dach über dem Kopf bieten - davon werden 4,5 Prozent dem Landkreis Fulda zugewiesen.

"Bedenken, was da auf einen zukommt, sind völlig legitim und wir sind über die kritischen Frage auch sehr froh", sagte der Landrat, "aber man darf nicht vergessen, dass da Menschen zu kommen, die sicher lieber zu Hause geblieben wären." Im Petersberger Gewerbegebiet sollen ab Anfang Juni bis zu 170 Menschen unterkommen, in einem Mehrfamilienhaus in der Bastheimstraße leben schon 26 Flüchtlinge und in Marbach sollen in der ehemaligen Pension Hahner bis zu 85 Menschen leben. Jürgen Stock, Fachbereichsleiter für Soziales, erklärte den Aufbau der großen Unterkunft neben der Firma Rübsam. Sofort kamen Fragen zur neunjährigen Laufzeit und zum Geld, das die Investoren der MR Vermiertungsgesellschaft zu erwarten haben.

"Der Investor muss zunächst viel Geld in die Hand nehmen, um eine Immobilie herzurichten oder zu bauen. Das normale Risikomanagement in der freien Wirtschaft verlangt uns Mietverträge bis zu 10 Jahre ab - das ist üblich", erklärte Stock. Woide fügte an: "Es wird immer viel gesprochen, aber hier jetzt die Wahrheit: Wir zahlen eine Tagespauschale von bis zu 11 Euro pro Flüchtling. Wenn man es gut macht, kann man damit Geld verdienen, aber das soll auch so sein, denn sonst würde niemand das Risiko eingehen. Und an diesem Geld hängen auch viele Verpflichtungen." Denn neben der Beherbergung ist der Mieter auch für Möbel, Nebenkosten, Kochmöglichkeiten, Bettwäsche, Handtücher, eine Hausordnung, einen Hausmeister und die Reparatur von entstandenen Schäden verantwortlich.

Wie auch schon in Pilgerzell soll das Pilotprojekt "Wohnen-Lernen-Arbeiten" in Zusammenarbeit mit Antonius, dem Malteser Hilfsdienst und der Firma Rübsam umgesetzt werden. Denn auch zur Integration kamen kritische Fragen. "Die Menschen, die vor 30 oder 40 Jahren nach Deutschland kamen, sind nicht einmal integriert. Wie soll das nun mit den neuen klappen?", rief ein Mann in den Raum. Bernd Woide gab ihm völlig recht: "Damals hat die Gesellschaft völlig versagt. Aus diesen Fehlern wollen wir lernen und zum Beispiel die deutsche Sprache und die Anpassung an unsere Weltanschauung unbedingt zur Pflicht machen." Wohnen-Lernen-Arbeiten soll genau dabei helfen: Integration in Kultur und Sprache, Entwicklung oder Fortbildung beruflicher Fertigkeiten und Integration in den Arbeitsmarkt. (Julius Böhm) +++


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