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REGION Nicht artgerecht!

Enteneier aus dem Park mitgenommen - "Küken nicht lebensfähig"

24.05.16 - Mit einem ungewöhnlichen Fall von falsch verstandener Tierliebe muss sich zur Zeit Polizei, Veterinäramt und Untere Jagdbehörde im Kreis Fulda beschäftigen. Eine Hundebesitzerin hatte bei einem Spaziergang im Hünfelder Bürgerpark Anfang Mai nach eigener Aussage bemerkt, dass ihr Hund eine brütende Wildente von ihrem Gelege aufgescheut und vertrieben hatte. In Sorge darüber, dass die Eier verwaist bleiben könnten, hatte die Frau diese kurzerhand mit nach Hause genommen. Das hatte ein Zeuge beobachtet, der das unmöglich fand, und sich deshalb hilfesuchend an den Tierschutzverein gewandt. Mittlerweile liegt bei der Polizei auch eine entsprechende Anzeige vor.

Tatsächlich hat die Frau die Enteneier zuhause auszubrüten versucht und offenbar auch in einem Fall damit Erfolg gehabt: als die Polizei sie daheim aufsuchte, um sie zu dem Vorfall zu befragen, fand sie zumindest ein kleines Entenküken in der Wohnung vor. Obwohl weder das Mitnehmen der Eier, noch das Ausbrüten und schon gar nicht das Halten von Wildenten in einer Mietwohnung als artgerecht bezeichnet werden kann, ließ der Polizist Eier und Küken vor Ort - sicher, weil er ad hoc auch keinen besseren Aufenthaltsort für das Gelege wusste. 

Der Tierschutzverein findet diese Lösung allerdings äußerst problematisch, denn die kleinen Enten lernen in der Natur ja vom Ausschlüpfen an das artgerechte Verhalten von ihren Eltern - diese Vorbildfunktion kann kein noch so tierlieber Mensch ersetzen. Die Eier einer anderen Ente zum Ausbrüten "unterzuschieben", sei aber auch keine Option, sagt der Kreisjagdberater Hans-Kurt Köhler auf Anfrage von O|N. Es sei sehr zweifelhaft, ob die Ersatzmutter die fremden Eier annehmen würde - schon gar nicht, nachdem sie menschlichen oder gar Hunde-Geruch angenommen hätten. Auch die Küken könne man nicht einfach auswildern, sie wären ein gefundenes Fressen für Fuchs, Marder oder Krähe. 

"Da hat jemand offenbar nicht nachgedacht, das ist kein gelebter Tierschutz", sagt der Experte. Sollte jemand in der Natur ein vermeintlich verwaistes Gelege finden, sollte er sich einfach schnell zurückziehen, lautet sein Rat. Die Enteneltern befänden sich in der Regel ganz in der Nähe und brüteten weiter, wenn die Störung vorüber sei. Wenn man aber ganz sicher sei, dass das Gelege verlassen sei, weil den Enteneltern etwas zugestoßen ist, sollte man umgehend den zuständigen Jagdpächter informieren. "Der kennt sich in seinem Revier aus, weiß, wo sich andere Nester befinden und kann schnell etwas unternehmen." Sich stattdessen daheim als Entenersatzeltern zu versuchen, davon rät Köhler zum Schutz der Tiere dringend ab. Gut gemeint ist eben nicht unbedingt gut. (ci) +++


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