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REGION Wölfe in der Rhön

Wird das Raubtier heimisch? Sichtungen und Wildriss lassen es vermuten

25.05.16 - Im Neuwirtshauser Forst im Landkreis Bad Kissingen will ein Jäger Anfang Mai nachts gesehen haben, wie ein Wolf die B 27 überquerte, in der Hochrhön gab es sogar einen Wildriss. Ein getötetes Reh wurde auf einer Wiese gefunden, der Angreifer sei ein Wolf gewesen, so sind sich einige Waidmänner einig. „Das gerissene Tier wies eindeutige Spuren auf“, bestätigte ein Jäger auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. „Am toten Wild kann man relativ gut erkennen, wer es getötet hat.“

Luchse zum Beispiel seien Überraschungsjäger. „Sie töten ihre Beute nach einem kurzen Sprint gezielt mit einem Biss in die Kehle oder in den Nacken. Am restlichen Körper finden sich keine oder kaum weitere Bissverletzungen oder Unterhautblutungen.“ Das erlegte Tier würde der lautlose Beutegreifer im Laufe von ein paar Tagen fast vollständig auffressen. „Er bevorzugt das Muskelfleisch, als erstes werden die Keulen angeschnitten.“ Sei geeignetes Material vorhanden, würde der Luchs seine Beute oft unter Laub, Erde oder Schnee verstecken. Schwieriger sei die Unterscheidung, ob ein Hund oder ein Wolf ein Tier gerissen hätte, so der Jäger.

„Aus Mangel an Übung sind Hunde in der Regel nicht besonders effizient bei der Jagd. Es gibt häufig zahlreiche Verletzungen am gesamten Körper des Beutetieres. Tötet ein Wolf hingegen, beschränken sich die Verletzungen meist auf den vorderen Teil des Körpers, also den Kopf, die Kehle, oder die Schnauze.“ Typisch für einen Hund seien außerdem Rissverletzungen, die durch starkes Schütteln des gehetzten Tieres entstünden. „Der Wolf hält sein Opfer einfach mit einem Kehlenbiss fest, bis es erstickt.“ Während Hunde meist nur töteten, um den Jagdtrieb zu stillen, jagten Wölfe, um zu überleben. „Werden sie nicht gestört, bleiben von den Beutetieren meist nur der Pansen, die Därme und einige Hautfetzen oder Knochensplitter übrig.

Die Rhön...hier gab es Sichtungen von Wölfen Foto: Miriam Rommel


In Jägerkreisen macht das Gerücht die Runde, dass Wölfe bereits seit etwa fünf Jahren immer wieder in der Hohen Rhön gesichtet worden seien. Das 344 km² große Gebiet, welches in Hessen, Bayern und zu kleineren Anteilen in Thüringen liegt, sei typisches Wolfsgebiet, dessen ist sich auch Bernd Mordziol-Stelzer, stellvertretender Leiter des Forstamts Hofbieber, sicher. „Wir haben in der letzten Zeit häufiger Hinweise aus der Bevölkerung auf Wolfssichtungen erhalten, seit März waren auch zwei Meldungen aus der Hochrhön dabei.“ Auch wenn es im Jahr 2012 im Landkreis Fulda die erste eindeutige Wolfswahrnehmung gegeben hätte, wären bei genauer Betrachtung nicht alle Beobachtungen haltbar. „Durch Medienberichte sind viele Menschen sensibilisiert, einige haben Angst. Da kann es schon mal vorkommen dass im Dunkeln der Husky mit einem Wolf verwechselt wird.“

Dennoch sei es an der Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass auch in Osthessen innerhalb der nächsten Jahre Wölfe wieder heimisch würden. Um die Angst vor den Raubtieren zu nehmen, hat Mordziol-Stelzer erst kürzlich vier Vorträge mit dem Thema „Willkommen Wolf“ gehalten. „Mir ist es wichtig, dass die Leute Wölfe nicht als gefährliche Bestien sehen, denn das sind sie nicht. Andererseits darf man sie auch nicht als Kuscheltiere betrachten.“ Die Wahrscheinlichkeit, einen Wolf in freier Wildbahn zu sehen, sei äußerst gering. „Die Tiere interessieren sich einfach nicht für den Menschen.“ Riskant könne es allerdings werden, wenn man einen Wolf anfüttern würde. „Er ist und bleibt ein wildes Tier.“ Statistisch gesehen ist ein Wolfsangriff auf den Menschen wenig wahrscheinlich.

Bei einer Wolfspopulation von circa 15.000 Tieren in ganz Europa gab es im Zeitraum zwischen 1950 und 2000 europaweit 59 Angriffe, neun davon endeten tödlich. Von diesen 59 Angriffen gingen 38 Attacken von tollwütigen Tieren aus, West- und Mitteleuropa gelten allerdings mittlerweile als tollwutfrei. Sollte man wider Erwarten doch einmal bei einem Spaziergang im Wald auf einen Wolf treffen, raten Experten davon ab, davonzulaufen. Die Situation beobachten und ruhig stehen bleiben, gegebenenfalls in die Hände klatschen oder Stöcke nach dem Tier zu werfen, sei das Mittel der Wahl. „In unseren Nachbarländern leben die Wölfe seit jeher ohne Probleme neben den Menschen“, so Mordziol- Stelzer abschließend. „Dann müssten wir das doch auch schaffen.“ (Miriam Rommel) +++


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