Archiv
Heike Hannig und ihr Team (im Hintergrund sieht man ihre Mutter Anita) waren früh wach, der Blumenteppich liegt bereits in voller Pracht. - Fotos: Suria Reiche

FULDA Ein Blütengruß an Gott

Heike HANNIG lässt an Fronleichnam die Blumen sprechen

26.05.16 - Ein Glück: Das Wetter am heutigen Fronleichnams-Donnerstag soll beständig sein. Das sagt zumindest der Wetterbericht, den Heike Hannig in den vergangenen Tagen immer wieder gecheckt hat. Wäre es anders, würde es regnen oder gar gewittern, wäre das Kunstwerk, das die 50-Jährige gemeinsam mit ihrem Team jedes Jahr an Fronleichnamsfest aufs Neue erschafft, sofort zunichte gemacht: Aus tausenden Blumen legen sie den Blütenteppich an einem der vier Altäre im Fuldaer Stadtteil Gläserzell.

Für Hannig, ihren Vater Eduard, ihre Mutter Anita, Gerlinde Mihm und die anderen Helfer hat der Tag schon früh begonnen: Um halb 6 haben sie sich am Platz der Heimat in der Gläserzeller Ortsmitte getroffen. Dort steht einer der vier Altäre, an denen die Gläubigen während der Prozession Halt machen und beten. Das große Motiv auf Filzstoff, das Heike Hannig im Vorfeld entworfen hat, haben sie dort mit unzähligen bunten Blüten und Blumenblättern belegt. In diesem Jahr zeigt es ein modernes Kreuz mit einer Hostie in der Mitte, auf der das Logo des heiligen Jahres zu sehen ist. Es zeigt Jesus, an dessen Schulter sich ein weiterer Mann lehnt. "Ich finde das drückt das diesjährige Thema Barmherzigkeit gut aus", sagt Hannig.

Tausende von Blüten und Blumenbletter musste das Team im Vorfeld sammeln. ...

Seit gut 20 Jahren ist sie in Gläserzell für die Gestaltung des Motives für den Blumenteppich am Platz der Heimat zuständig. "Heike ist bei uns die Kreative, ohne sie würden wir das gar nicht hinbekommen", sagt ihr Vater Eduard, der Vorsitzender im Bund der Vertrieben ist. Motive mit Lämmern, Regenbögen, Kelchen und viel mehr hat sie schon entworfen. Ein Mal gab es von den Teilnehmern der Prozession sogar Applaus für ihr Kunstwerk, das Jesus am Kreuz zeigte. Ihr Talent kommt nicht von ungefähr. "Das hat sie von ihrer Oma", sagt Papa Eduard und zeigt auf eine Zeichnung, die an einer Wand im Bürgerhaus hängt, "das ist auch von ihr."

Im Bürgerhaus wurden die Pflanzen bis heute Morgen gekühlt, damit sie nicht eingehen. ...

Das Motiv in diesem Jahr, hier noch auf Filzstoff: ein modernes Kreuz.

Im Vorfeld wurde geprüft, ob die Blumen reichen und wo welche Pflanze ihren Platz findet. ...

Ob die Blumen ausreichen, wird am Vorabend nochmal abgeschätzt.

Am Morgen dann die letzten Feinarbeiten ...

Während sie sich beim Motiv auf Heikes Kreativität verlassen können, müssen sich die Helfer beim Verzieren des Blumenteppichs auf die Begebenheiten der Natur einstellen. "Es gibt Jahre, da gibt es viele Blumen und Jahre, in denen es weniger gibt." In diesem Jahr scheint die Ausbeute aber gut zu sein. In den eigenen Gärten, bei Nachbarn und auf Wildwiesen haben die Helferinnen und Helfer Pfingstrosen, Kastanienblüten, Blätter von Rhododendren und Wildkirschen-Blüten gesammelt. Sechs ganze Wäschekörbe voll mit den farbenprächtigen Blüten sind zusammengekommen. 

Und fertig ist er: Der Blumenteppich am dritten Altar in Gläserzell.

"Wir haben aber auch schon oft improvisieren müssen", erinnert sich Heike. In Jahren, in denen es nicht so viele Blumen gab, wurden zum Beispiel Dekosteine, Sand oder gefärbtes Rindenmulch verwendet. Letzteres kommt in diesem Jahr auch zum Einsatz. Allerdings nur, um die Konturen des Motivs auszulegen. Für die Gesichter dienen Sägespäne. Ob die gesammelten Pflanzen wirklich ausreichen, wird jedes Jahr am Vorabend von Fronleichnam abgeschätzt. Der finale Blick erfolgt dann aber erst am Morgen des Fronleichnams. In diesem Jahr hat alles geklappt: Vor dem dritten Altar in Gläserzell kann man den farbenprächtigen Blumenteppich schon bestaunen. 

Wenn die Prozession die Gläubigen nach dem Gottesdienst zu den Altären führt, ist die Spannung trotzdem nochmal groß: "Nach dem Evangelium und dem Gebet bleiben die Leute oft stehen und schauen sich den Blumenteppich genau an. Wenn sie dann Komplimente abgeben, finde ich das immer sehr süß", sagt Heike. Und es ist eine schöne Bestätigung für die Arbeit, die sie und ihr Team, das neben ihren Eltern Anita und Eduard Hannig aus Gerlinde Mihm, Izabella und Roman Namyslo, Brigitte Flügel und Werner Schneider besteht, sich machen. 

Sollten sie Glück haben, und der Wetterbericht liegt tatsächlich richtig, dann macht sich ihre Arbeit auch noch ein paar Tage länger bezahlt. Wenn er nämlich nicht durch die Witterung zerstört wird, bleibt der Blumenteppich mindestens bis noch drei Tage liegen. Aber auch so: "Wir machen das aus Überzeugung. Wenn man den Glauben nicht lebt, würde man das nicht machen." (Suria Reiche) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön