Archiv

FULDA "Öffentlich gelebtes Christentum"

Fronleichnamsprozession mit 2.500 Gläubigen -Tradition seit 700 Jahren

27.05.16 - Mehr als 2.500 Gläubige waren am heutigen Donnerstagmittag gemeinsam mit Bischof Heinz Josef Algermissen mit der traditionellen Fronleichnamsprozession durch die Fuldaer Innenstadt unterwegs. Es ist eine der größten Prozessionen dieser Art in Hessen. Nach alter Tradition begeht die Kirche von Fulda das Hochfest des Leibes und Blutes Christi mit einem Pontifikalamt im Hohen Dom und einer anschließenden Prozession durch die Straßen der Stadt. Gerade die Fronleichnamsprozession versinnbildlicht öffentlich "gelebtes Christentum": Zum Ende des Osterfestkreises steht sie für den christlichen Lebensvollzug, das gläubige „Wallen“, das Ziehen durch die Zeit, dem ewigen Vater entgegen. Es steht für die "Heimkehr der Kinder Gottes in das himmlische Jerusalem".

Fotos: Martin Engel / Suria Reiche

Während sich Bischof Heinz Josef Algermissen über mehr als 2.500 Teilnehmer an der Prozession freut, spricht er jedoch auch von einer Krisenzeit, die die Kirche durchmache. Der Grund: Der Rückgang der Gläubigenzahl bei der Sonntagsmesse in den letzten Jahrzehnten treffe die Kirche in ihrem Wesenskern viel mehr, als einem das heute klar sei. „Die Teilnahme an der sonntäglichen Feier der Eucharistie ist ein feiner Gradmesser für die Teilnahme am kirchlichen Leben“, stellte der Fuldaer Bischof in seiner Predigt heraus. Denn der ursprüngliche Anlass für die Feier der Eucharistie sei der Sonntag. Dieser erhalte erst durch die Eucharistiefeier als „Feier des Herrenmahls“ seine besondere Bedeutung als „Tag des Herrn“. Daher sei die Kirche auch gegen Kommerz und Geschäftsöffnung am Sonntag.
Nach altchristlichem Brauch, der bis in das 19. Jahrhundert hinein galt und der in der Ostkirche bis heute in Kraft ist, wurde am Sonntag in jeder Gemeinde nur eine Eucharistie als Sammlung der Gemeinde gefeiert. Die Heilige Eucharistie, die an Fronleichnam ganz im Mittelpunkt steht, ist nach den worten von Bischof Algermissen nicht nur Quelle und Höhepunkt, sondern auch „unbedingte Herzmitte kirchlichen Lebens“. „Nur wenn das Herz gesund ist, können auch die anderen Organe des Leibes Christi richtig leben“, sagte Algermissen. Prozessionen erinnerten daran, dass die eigene Beziehung zum lebendigen Gott auch sichtbaren Ausdruck und „geradezu politische Öffentlichkeit“ finden müsse.

Heute Vormittag sang der Domchor Fulda unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber im Gottesdienst und bei der Prozession Chorsätze aus der „Missa dominicalis“ von W. Menschick sowie weitere Chorsätze von C. Franck, J. G. Rheinberger, C. Saint-Saëns, M. Haller und C. Mawby. Die Orgel spielt Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. Zudem wirkt ein Bläserensemble mit. 

Das Fronleichnamsfest (vom mittelhochdeutschen „vrónlîcham“ = „Herrenleib“) wird in der katholischen Kirche seit über 700 Jahren begangen. Für die Fuldaer Kathedralkirche wurde die Feier 1302 gestiftet. Eine eigene Prozession wurde erst später eingeführt. Aber bereits 1446 ist in Fulda eine Bruderschaft nachweisbar, die es sich neben der Abhaltung der jährlichen Fronleichnamsprozession zur Aufgabe gemacht hatte, diese Darstellungen aus der Heilsgeschichte des Alten und Neuen Bundes auszuschmücken.

Das Fronleichnamfest am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest, auch Hochfest des Leibes und Blutes Christi genannt, feiert die Eucharistie als Opfer und Kommunion und wegen der tatsächlichen Gegenwart Jesu Christi (Realpräsenz) im Tabernakel zugleich auch als Gegenstand der Anbetung. Es ist ein Erinnerungsfest an die Einsetzung des Altarsakramentes. In einer feierlichen Prozession wurde das Allerheiligste betend und singend, mit Fahnen und Weihrauch, bei strahlendem Sonnenschein durch die mit frischem Birkengrün, bunten Blumenteppichen und gelb-weißen Fahnen geschmückte Innenstadt getragen. Es ist ein Erinnerungsfest an die Einsetzung des Altarsakramentes.

Die Anregung zu diesem Fest entstammt einer Vision der heiligen Augustinernonne Juliana von Lüttich (gest. 1258) und wurde im Bistum Lüttich 1246 eingeführt. Am 11. August 1264 erhob Papst Urban IV. (1261-1264), zuvor Erzdiakon in Lüttich, Fronleichnam als „Fest des Leibes Christi“ (lat. festum corporis Christi, festum corpus Domini) mit der Enzyklika „Transiturus de hoc mundo“ zum allgemeinen kirchlichen Fest. Der hl. Thomas von Aquin war an dieser Enzyklika wesentlich beteiligt und hat die Texte für das Offizium und die Messe zusammengestellt. Im Jahre 1317 wurde es unter Papst Johannes XXII. (1316-1334) in Avignon endgültig weltweit angeordnet. 1264 fanden in Rom, Münster und Orvieto die ersten Fronleichnamsfeiern statt, 1273 in Benediktbeuren, 1274 in Köln, 1276 in Osnabrück, 1302 in Fulda.

In diesem Jahr führte der Weg durch die Oberstadt, das heißt vom Domplatz über die Friedrichstraße, Unterm Hl. Kreuz, Marktstraße, Buttermarkt, Peterstor, Rabanusstraße, Schlossstraße, Bonifatius-denkmal zurück zum Dom. Die Altäre befanden sich vor der Stadt-pfarrkirche, auf dem Buttermarkt, am Bonifatiusdenkmal sowie auf dem Domplatz. Der Prozessionsweg wurde von den Anwohnern  teilweise festlich beflaggt oder auch mit Birkenbäumen geschmückt.

Im Anschluss an die Prozession bestand auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit zum gemeinsamen Mittagessen und Beisammensein in der Domdechanei. Der KAB-Diözesanverband hat die Verpflegung übernommen, und der Musikverein Niesig gab ein Platzkonzert. (ma)  +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön