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v.l.n.r.: Prof. Trocholepczy, Prof. Thissen, Medienfachberater Dieter Umlauf, Gymnasialdezernentin Schmidt-Schales, stellvertretender Rektor der FvSS Andrè Müller, Prof. Horz. -

FULDA Zweiter Medientag

Schule und Lernen im Zeitalter der digitalen Revolution

01.06.16 - In Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt Fulda und mit dem Medienzentrum Fulda lud das Freiherr-vom-Stein Gymnasium zu einem zweiten praxisorientierten Medientag in seinen Räumen ein. In ihren Grußworten bedankten sich der stellvertretende Schulleiter, Andrè Müller, sowie die Gymnasialdezernentin, Frau Schmidt-Schales, für das große Engagement aller an diesem Tag Beteiligten. Vor den etwa 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet hoben beide dabei sowohl die politische als auch gesellschaftliche Bedeutsamkeit digitalen Lernens hervor.

Unter dem provokanten Titel „Digitale Inkompetenz-Kompensierungskompetenz“ ging es im Impulsreferat der beiden Professoren Bernd Trocholepczy und Holger Horz um psychologische und religionsphilosophische Aspekte der digitalen Revolution. Horz, der die wissenschaftliche Leitung der Abteilung Pädagogische Psychologie des Instituts für Psychologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt begleitet, vertritt die Ansicht, dass die rasante digitale Entwicklung unter anderem psycho-evolutionär bedingt sei: „Der Mensch strebt nach mehr Interaktion mit seiner Umwelt, um letztlich seinen Machteinfluss zu vergrößern!“ Daten seien inzwischen dauerhaft, überall und zu jeder Zeit auffindbar und zudem unbegrenzt vervielfältigbar, was zu einer gewissen Verletzlichkeit der Anwender digitaler Medien führe.

Trocholepczy, der als Prodekan des Fachbereichs Katholische Theologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt zum Thema »Medienreligion« forscht, führte diesen Gedankengang fort: „Weil Daten an sich aber nicht vernünftig sind, benötigen Schülerinnen und Schüler heutzutage vor allem eine Urteilskompetenz im Hinblick darauf, welche der vielen zur Verfügung stehenden Informationen wirklich wichtig sind.“ Nachweislich habe sich das Gehirn der nachwachsenden Generation verändert: Nicht mehr punktuelles Faktenwissen werde in seiner Tiefe verarbeitet, sondern Wissen bleibe eher oberflächlich, dafür aber breitgefächert. Dieser Prozess sowie die digitale Vernetzung seien unumkehrbar, sodass sich schulisches Lernen darauf einstellen müsse. „Wir werden schuldig, wenn wir die nachwachsende Generation für die digitale Welt nicht kompetent machen!“, resümierte Horaz.

In verschiedenen Praxisseminaren bot der Medientag anschließend die Gelegenheit zur weiteren Vertiefung der Medienkompetenz im schulischen Alltag. Folgende Angebote standen zur Auswahl:

Sandra Ricker: „Der Erwerb von Deutsch als Zweitsprache mit dem iPad“; Annika Riedel: „Tipps und Tricks zum nachhaltigen erfolgreichen Aufstellen und finanzieren eines Tablet-Projekts“; Sybille Unterstab: „Literarisches Verständnis ausbilden und umsetzen mit iMovie“; Elmar Kramm: „Anleitung zum Einsatz von Messgeräten im Chemieunterricht“; Dr. Peter Mergler: „Erstellen von Übungen im Fremdsprachenunterricht mit der App Notability“; Norbert Schröder: „Praxisbeispiele: Das iPad als Schweizermesser bei der Inklusion“; Elisabeth Franc: „Multimedialer Unterricht mit den Medien aus den Medienzentren“ und Prof. Thissen: „Vorstellung der Untersuchung: Einfluss von eBooks auf die Resultate von Unterricht“.

Im abschließenden Vortrag von Prof. Thissen von der Hochschule der Medien in Stuttgart wurde der „Einfluss von eBooks auf die Resultate von Unterricht“ näher erläutert. Thissen, der bereits einige Jahre den Einsatz von iPads am Freiherr-vom-Stein Gymnasium wissenschaftlich begleitet, stellte vor allem die größere Motivation sowie die Förderung zur Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler heraus: „Das Prinzip »Learners as Designers« erweist sich gerade dort, wo ihre Schüler eigene eBooks oder Lernvideos erstellen und somit zur höchsten Ebene des Lernens gelangen, nämlich zum Erschaffen von etwas ganz Neuem!“ Nicht das bloße Erinnern sei Ziel eines Lernprozesses, sondern die weiteren Stufen, nämlich Verstehen, Anwenden, Analysieren und Überprüfen von Fakten seien im Unterrichtsgeschehen anzustreben. Das Erschaffen eines eigenen Produkts überrage jedoch alle vorangehenden Lernstufen und sei in kooperativen Lehr-Lern-Arrangements am besten erreichbar. Dabei ändere sich die Rolle der Lehrkraft: Diese sei nun eher als „Lernbegleiter“ und „Mentor“ zu verstehen.

Teil des Vortrags war zudem das Ergebnis einer Bachelor-Arbeit von Martina Hund, die sich mit der Evaluierung vonr Lernprozessen einer iPad-Klasse am Freiherr-vom-Stein Gymnasium beschäftigt hat. Die Studentin von Prof. Thissen bestätigte darin die erhöhte Motivationsbereitschaft innerhalb der iPad-Klasse und die grundsätzliche Möglichkeit, bessere Noten zu erzielen. Sowohl auf die Lerndauer als auch auf das Lernverhalten an sich habe die Verwendung des iPads jedoch keine signifikanten Auswirkungen gezeigt. Neben den vielen Schülerinnen und Schülern sowie den Referentinnen und Referenten, die diesen Tag mit großem Engagement ermöglicht haben, gilt ein besonderen Dank dem Medienfachberater für die Sekundarschulen am Schulamt Fulda, Dieter Umlauf, der gemeinsam mit seiner Kollegin, Sybille Unterstab, den Medientag hauptverantwortlich organisierte. +++



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