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- Fotos: Suria Reiche

FULDA "antonius tauscht" geht in die zweite Phase

Inklusion soll in allen Bereichen ankommen - "Jedem das Gleiche zutrauen"

23.06.16 - Bewohner statt Bürger, Arbeiten statt Basteln, Führerschein statt Fahrdienst - mit Sprüchen wie diesen hat das "antonius Netzwerk Mensch" seit März dieses Jahres für viel Verwirrung gesorgt. Da startete nämlich die Kampagne "antonius tauscht" - und die Aussagen, die seitdem auf Plakaten und Postkarten in der ganzen Stadt zu finden waren, sollten das Bewusstsein dafür schärfen, was das "antonius Netzwerk Mensch" mit der Aktion vorhatte: nämlich der Inklusion leben einhauchen, sie spürbar und greifbar machen. Nicht umsonst ist Fulda die inklusivste Stadt Deutschlands. 

Ulrich Büttner hat seinen Führerschein gemacht - wegen seines Handicaps war das ...

Bürger statt Bewohner

Netzwerk statt Heim

Dass die Inklusion trotzdem noch nicht Einzug in alle Bereiche gehalten hat, musste der 39-jährige Ulrich Büttner vor einigen Jahren feststellen. Damals hatte er nämlich genug von Fahrdiensten und Busfahrten. Er wollte seinen Führerschein machen. Den für ein sogenanntes Leichtkraftfahrzeug, das nicht schneller als 45 Kilometer pro Stunde fährt, aber mit dem er so flexibel ist, dass er von seinem Zuhause zu seinem Arbeitsplatz, dem Bauhof in Poppenhausen, fahren kann. Doch wegen seiner spastischen Lähmung gestaltete es sich sehr schwierig, diesen zu bekommen. Und das liegt nicht daran, dass sich Büttner die Antworten auf die Fragen in der theoretischen Prüfung nicht hätte merken können oder die Anforderungen für das Fahren eines solchen Autos nicht erfüllt hätte. Es waren schlicht und einfach die Behörden, die ihm Steine in den Weg legten.

Doch Büttner und seine Fahrlehrer, Michael und Günter Krebs, kämpften. Dafür, dass der 39-Jährige die gleichen Rechte bekommt wie jede andere Mensch in seinem Alter. Und tatsächlich: Am Mittwoch hält Ulrich Büttner seinen Führerschein mit einem breiten Lächeln im Gesicht in die Kamera. Er ist zum Pessetermin im Antoniuscafé gekommen. "Weil er das perfekte Beispiel für unsere Kampagne und somit auch für Inklusion ist." Zwei Jahre hat Büttner seinen Führerschein nun schon - unfallfrei. "Man muss einfach das Potential entfachen, das in jedem einzelnen von uns steckt. Und vor allem: Jedem das Gleiche zutrauen", sagt Michaela Lengsfeld, Geschäftsführerin beim "antonius Netzwerk Mensch". 

Um zu zeigen, auf was es ihnen bei der Kampagne, die am 30. Juni enden wird, angekommen ist, haben die Beteiligten einige Beispiele aufgestellt. Eine Wahlurne zum Beispiel. "Sie steht dafür, dass jeder Mensch das Recht dazu hat, wählen zu gehen. Und dass unsere Bewohner auch ganz einfach Bürger der Stadt Fulda sind." Daneben hält jemand einen Lageplan hoch. "Der zeigt, was es hier bei uns alles gibt. Dass wir mehr sind als ein Heim. Wir sind ein Netzwerk." Auch dass es bei der Arbeit der Menschen mit Handicap nicht ums Basteln gehe, sondern dass das, was sie machen, wirklich etwas beiträgt, wird gezeigt.

Arbeit statt Basteln

Die Tüten gibt es im 43einhalb-Sneakerstore

Führerschein statt Fahrdienst

Ramona Auth ist für die Kampagne verantwortlich

Für Chrstoph Helfenbein war es der letzte Termin als Pressesprecher.

Bewohner statt Bürger. Netzwerk statt Heim. Arbeit statt Basteln. Führerschein statt Fahrdienst. Auf einmal ergeben all diese "Sprüche" einen Sinn. Und die Plakate und Postkarten sind nicht mehr bloß schön anzusehen. Die zweite Phase der Kampagne hat noch keinen Titel. Wahrscheinlich wird sie sich aber auch in einer Plakat-Aktion ausdrücken. "Wir wollen immer wieder für Inklusion eintreten", sagt Lengsfeld abschließend. (Suria Reiche) +++


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