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Sozialbetreuerin Bianca Günkel hat die Anleitung und Begleitung von Moustafa Amouri übernommen, der als erster Flüchtling im Landkreis Fulda einen Freiwilligendienst aller Generationen absolviert. - Foto: D. Heydenreich

HOFBIEBER Türöffner zwischen zwei Welten

Mustafa AMOURI als erster Flüchtling beim Freiwilligendienst aller Generationen

Der Treffpunkt aktiv berät zum Freiwilligendienst aller Generationen und freut sich über Menschen, die Lust haben, einen Freiwilligendienst zu absolvieren, aber auch über Einsatzstellen, die mit Freiwilligen arbeiten möchten. Interessierte können sich unter Telefon (0661)60 06-477 melden. Diejenigen, die mehr fachlichen Input wünschen, können sich auch den Fachtag zum Freiwilligendienst vormerken. Er findet am 28. September von 10.30 bis 16 Uhr an der Hochschule Fulda statt.

23.06.16 - Moustafa Amouri ist Ingenieur und würde eigentlich gern Maschinen konstruieren. Im Moment hilft ihm sein Erfindergeist allerdings eher bei der professionellen Bewältigung herausfordernder Alltagssituationen. Denn der 23-jährige Syrer leistet seit dem 1. Mai dieses Jahres Freiwilligendienst aller Generationen.

Im Landkreis Fulda ist Moustafa Amouri der erste Flüchtling, der an diesem hessenweit etablierten Programm teilnimmt. Die Idee, sich einzubringen, hatte Amouri, der seit acht Monaten in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Langenbieber lebt, schon seit seiner Ankunft in Deutschland. „Ich hatte zu viel Zeit und den Gedanken, vielleicht als Dolmetscher arbeiten zu können“, erinnert sich der 23-Jährige, der fließend Englisch spricht und bereits in Syrien erste Deutschkenntnisse erworben hatte.

Für Bianca Günkel, die bei der Grümel gGmbH arbeitet und sich um die Sozialbetreuung der Flüchtlinge in den Unterkünften in Langenbieber sowie Tann kümmert, ist Amouri „der Türöffner zwischen zwei Welten“. Denn Dolmetscher heißt in diesem Fall nicht nur „Mittelsmann für Sprachverständigung“, sondern auch „Kultur-Erklärer“ und „Integrations-Förderer“.

Dass der Freiwilligendienst weit mehr als Übersetzen beinhaltet, wird klar, wenn Amouri und Günkel über typische Alltagssituationen, in denen gedolmetscht werden muss, erzählen. „Behördengänge gehören fast zum Tagesgeschäft. Oft müssen Antragsformulare für die Asylbewerber übersetzt und gemeinsam ausgefüllt werden. Außerdem sind Termine in Schulen oder bei Ärzten wahrzunehmen. Und dann gibt es da noch die Situationen, die nicht planbar sind, wie beispielsweise medizinische Notfälle“, berichtet die Sozialbetreuerin.

Dass ihn die Übersetzertätigkeit so intensiv in Kontakt mit sozialen Themen und den persönlichsten Angelegenheiten der Menschen bringen würde, hatte Amouri anfangs nicht gedacht. „Ich war auf einmal in Situationen, in denen ich mich nie zuvor befunden habe, und wusste zunächst nicht, wie ich damit umgehen soll“, gibt der Syrer zu. Viele intime Dinge seien in seiner Kultur peinlich oder tabu. Zudem sei er beruflich ja ziemlich weit entfernt von der Sozialpädagogik und persönlich auch eher ein bisschen chaotisch als organisiert, wie er zugibt.

„Doch ich habe in den letzten Monaten nicht nur Geduld, sondern auch sehr viel über Menschen und über das deutsche System gelernt“, sagt der Maschinenbau-Ingenieur. Bianca Günkel weiß den Einsatz des jungen Syrers zu schätzen: „Man muss zwar Zeit investieren, doch das Miteinander ist bereichernd und eine wertvolle Unterstützung bei meiner Arbeit.“

Mit dem Freiwilligendienst aller Generationen ist der 23-Jährige nun bis Ende November wöchentlich zwischen zehn und 20 Stunden als Dolmetscher tätig und erhält eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 120 Euro. Träger und Einsatzstelle für den Freiwilligendienst ist der Landkreis Fulda, die Grümel gGmbH ist verantwortlich für die Anleitung vor Ort.

Sabine Fischer vom "Treffpunkt aktiv" des Landkreises berät und koordiniert den Freiwilligendienst aller Generationen. Sie freut sich darüber, dass es möglich ist, dass auch Flüchtlinge diesen Dienst absolvieren dürfen. „Wir sehen darin eine große Chance für diese Menschen, weil bereits in der Orientierungsphase die Möglichkeit besteht, Kontakte zu knüpfen, Strukturen kennenzulernen und Ideen von der eigenen Zukunft zu entwickeln.“

Moustafa Amouri weiß, wo er in Zukunft hin will: Auf eine Universität, um seinen Master in Maschinenbau zu machen. Um bald die sprachlichen Voraussetzungen für eine Zulassung zum Studium an einer deutschen Uni zu erfüllen, absolviert Amouri derzeit - parallel zum Freiwilligendienst - einen Sprachkurs an der Hochschule Fulda. +++


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