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Von Schock bis Chance - Statements von IHK, JUMO, EDAG, ONDAL, DESOI
24.06.16 - Welche konkreten Auswirkungen hat der Brexit auf die Handelsbeziehungen bzw. Geschäftstätigkeit hiesiger Unternehmen? OSTHESSEN|NEWS hat die Industrie- und Handelskammer und einige führende Firmen aus der Region Osthessen gefragt und erste Reaktionen eingeholt:
IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck ist derzeit im Urlaub, hat uns aber wegen der Brisanz den-noch sein Statement zukommen lassen:
Außerdem ist die bisherige Freizügigkeit zwischen Deutschland und Großbritannien gefährdet. Es wird zukünftig als Deutscher nicht mehr so einfach sein, in Großbritannien zu arbeiten und umgekehrt. Großbritannien und insbesondere London ist bislang der größte europäische Finanzplatz. Auch hier werden sich mittelfristig Änderungen ergeben und Frankfurt wird eventuell als Finanzplatz gewinnen. Insgesamt wird diese Entscheidung wirtschaftlich Europa aber auch Großbritannien eher schaden. Wichtig ist es nun, neue europäische Impulse zu setzen."
Die Firma JUMO für Mess- und Regeltechnik in Fulda hat ein Tochterunternehmen in Großbritannien und ist damit konkret von den Auswirkungen des EU-Austritts der Briten betroffen. Doch was das ganz konkret bedeutet, könne derzeit niemand sagen, erklärt JUMO-Sprecher Michael Brosig: "Das ist eine Reise ins Ungewisse, niemand kann heute wissen, was passieren wird." Erst die nächsten zwei Jahre würden zeigen, wie es konkret weitergeht und welche Auswirkungen der Austritt auf die Handelsbeziehungen haben wird.
Der Inhaber und geschäftsführende Gesellschafter Bernhard Juchheim
Für die EDAG erklärt deren Sprecher Christoph Horvath, dass die Handelsbeziehungen mit Großbritannien vom Volumen her sehr gering ausfielen und erst ganz am Anfang stünden. Konkrete Auswirkungen seien für das Unternehmen deshalb nicht zu befürchten bzw. nicht erwähnenswert.
Firma DESOI, Hersteller im Bereich der Injektionstechnik, aus Kalbach, hat enge Handelsbeziehungen nach Großbritannien. Geschäftsführer Michael Engels meint aktuell:"Man muss die demokratisch gefallene Entscheidung der Engländer für den Brexit akzeptieren und nach vorne schauen. Es kann eine Chance sein, die bisherigen Wirtschafts-Strukturen in Europa zu überdenken. Unsere Firma muss erst mal schauen, was das konkret für uns und unsere Wirtschafts-Beziehungen nach Großbritannien bedeuten wird. "
Für Ondal-medical systems in Hünfeld, die einige Kunden in England hat, bedauert Helmut Weppler den Brexit und zeigt sich vom Austrittswillen der Briten geschockt. Bis zuletzt habe er auf eine gegenteilige Entscheidung gehofft. Jetzt müsse eine genaue Analyse folgen, wo die derzeitige Misere der EU begründet liege. Ob sich englische Produkte auf lange Sicht verteuerten und Zölle erhoben würden, müsse sich erst erweisen. Abschließend meint Michael Weppler: "Ein Austritt Frankreichs würde mehr schmerzen." +++ci