Wo mit Herz und Wortwitz in gemütlicher Runde geflirtet wird

01.07.16 - Ein perfekter Sommerabend: Zeit für lockere Gespräche. Gläser klirren. Erlesener Wein. Ein kühles Blondes. Laissez-faire und Dolce Vita. Die Leichtigkeit des Seins in intimer Runde. Es ist diese besondere Atmosphäre, die alljährlich Theaterfreunde in den Bann zieht. Wer bereits einmal auf den Gartenstühlen Platz genommen hat, die im Innenhof des Schlosses Eichhof aufgereiht sind, kennt den Flirt mit Herz und Wortwitz, der auf ihn einbrandet. Ob Komödie oder Kammerspiel: die kleine Freilichtbühne bezaubert. Schloss Eichhof, Festspiel-Star!

Tiefgründig und absurd. Rasant und gemütlich. Köstlich und nah an der Schmerzgrenze. Kenner wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sich in der warmen Jahreszeit das Schloss Eichhof in ein ausverkauftes Tollhaus verwandelt. Gewöhnlich trumpfen die dargebotenen Inszenierungen mit Liebe zum Detail und leidenschaftlichem Spiel der Schauspieler auf. Als kostenlose Zugabe werden in der Regel die Lachmuskeln gehörig strapaziert. Und immer wieder der ängstliche Blick in den Himmel, ob vielleicht doch nicht ein kleines Gewitterwölkchen aufzieht. Wer möchte sich schon gerne eines der berühmt-berüchtigten „Ganzkörperkondome“ überstreifen?

Hinter seiner großen Schwester, der Bad Hersfelder Stiftsruine, braucht sich das Kleinod nicht zu verstecken. Das hat es wahrlich nicht nötig. Geistliche Würdenträger gingen hier ein und aus. Als Trutzburg, als Zeichen der Machtbehauptung gegen die Stadt, diente das zwischen 1328 und 1372 errichtete Gemäuer den Äbten. Sogar Martin Luther rastete im einstigen „Schloss zu den Eichen“: Am 30. April 1521 empfing Abt Crato den Reformator, der sich auf dem Weg vom Reichstag in Worms zur Wartburg befand. Noch heute erinnert das prächtige Lutherzimmer – ein beliebter Heiratsort – an diese Stippvisite, obwohl der Theologe vermutlich in der Klausur des Klosters übernachtete. Den hessischen Landgrafen diente das Bauwerk als Jagdschloss. Später erfuhr es eine Umfunktionierung in eine landgräfliche Domäne, im 18. Jahrhundert wurde es verstaatlicht. Seit 1965 ist das „Eichhofgut“ Sitz des Landwirtschaftszentrums des Landes Hessen.

Und seit 1986 heißt es während der Festspielzeit im Innenhof des Schlosses „Bühne frei für kurzweiliges Spiel!“. In wenigen Stunden treffen sich dort drei Freunde (Ulrich Bähnk, Justus Carrière und Mathieu Carrière), die eigentlich gemeinsam einen gemütlichen Abend verbringen wollen, der sich allerdings als sehr ungemütlich entpuppt. Einer von ihnen hat seine Frau ermordet – und die anderen müssen nun entscheiden, wie sie sich verhalten. Den Titel „Unsere Frauen“ trägt der französische Komödien-Hit von Éric Assous, der von Jean-Claude Berutti inszeniert wird und am heutigen Freitagabend seine Premiere feiert.

Das wohl größte Komiker-Duo der Filmgeschichte hält am Donnerstag, 28. Juli, erstmals Einzug auf Schloss Eichhof. In „Laurel & Hardy“, der „höchst ernsthaften Geschichte“ von Dick und Doof, begegnen sich Stan Laurel und Oliver Hardy nach ihrem Tod im Jenseits. Sie schwelgen in Erinnerungen, indem sie die Höhepunkte ihrer Karriere Revue passieren lassen. Es agieren auf der Bühne: Ulrich Bähnk und Roland Renner, Regie führt: Michael Bogdanov, auf dem Klavier spielt: Siegfried Gerlich. Übrigens: Beide Stücke werden in Zusammenarbeit mit den Hamburger Kammerspielen gezeigt.

Zurück zum Protagonisten: Ob komödiantisches Feuerwerk, umwerfende Darbietung oder himmlisches Vergnügen: die Kulisse ist mitentscheidend. Und die entzückt im kleinen Innenhof des Schlosses Eichhof immer. Applaus, Applaus, Applaus! (Stefanie Harth) +++