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Hirsch Gründungsstätte des Rhönklub in Gersfeld - Fotos: Eckert

GERSFELD Reise in die Vergangenheit

Die Liebe zur Rhön - Einblicke in die Geschichte des Rhönklubs

30.06.16 - Der Rhönklub wurde am 6. August 1876 in Gersfeld mit dem Ziel gegründet, die Rhön als Wandergebiet zu erschließen. Initiator war der Fuldaer Arztes Dr. Justus Schneider. Im 19. Jahrhundert galt die Rhön als das „Armenhaus Deutschlands", die Bewohner dieses Landstrichs, dem man wegen des rauen Klimas den Beinamen „Deutsches Sibirien" gegeben hatte, ernährten sich von den kargen Erträgen ihrer Äcker, die bis zu einer Höhe von 700 Metern ü.N.N. reichten. Sie lebten „von der Hand in den Mund". Der Rhöner galt als sehr genügsam, aber auch als besonders gastfreundlich. Diese Gastfreundschaft erlebte Schneider bei seinen vielen Aufenthalten in der Rhön.

Die Liebe zur Rhön habe er von seinem Vater geerbt. Dieser hatte Mitte des 19. Jahrhunderts schon eine erste Beschreibung der Rhön veröffentlicht. Die herbe Schönheit des Mittelgebirges Rhön ließ im Jahr 1876 in Dr. Justus Schneider den Entschluss reifen, zur Gründung eines „Rhönclubs" nach Gersfeld einzuladen. Ziel sollte sein, die Lebensverhältnisse der Rhöner Bevölkerung zu verbessern. Logierhäuser und Wirtshäuser, Wanderhütten und Aussichtstürme sollten gebaut, Ruhebänke und Wanderwege angelegt werden. Die ungünstigen Verkehrsverbindungen galt es zu verbessern.

Hotel Milseburg mit Empfehlung des Rhönklubs

„Wenn auch die Rhön unstreitig eines der schönsten Gebirge Deutschlands ist, so wird es doch von Fremden noch verhältnismäßig wenig besucht. Die Reisenden halten das Gebirge für unwirtlich, rau und kalt, und scheuen wegen angeblichen Mangels an Verkehrswegen und komfortablen Gasthäusern den Besuch. Wir halten es als Freunde des Gebirges für unsere Pflicht, den vermeintlichen und wirklichen Missständen, die sich dem Besuche der Touristen hinderlich zeigen, entgegenzutreten und suchen dieses durch Bildung eines Rhönklubs zu erreichen“, so heißt es in der Einladung zur Gründungsversammlung.

Obwohl die Rhön schon immer ein „geteiltes“ Land war, fanden sich aus 16 Orten weit mehr Rhönfreunde in Gersfeld ein, als erwartet. Der Rhönklub wurde mit großer Begeisterung gegründet, Justus Schneider wurde der erste Präsident und Fulda Sitz des Vereins. Die Vertreter der 16 anwesenden Städte und Dörfer gründeten zeitnah „Sektionen“ (heute Zweigvereine). Die Zahl der „Sektionen“ und die Zahl der Mitglieder wuchsen ständig. Ein besonderes Anliegen war es dem Präsidenten, allen Bewohnern der Rhön zu dienen. Die Zugehörigkeit zu den drei Ländern Preußen, Bayern und Thüringen, warf erhebliche Probleme auf, doch der Rhönklub verbinde bis heute die Bewohner.

Wanderer

Die Idee zum Toten-Ehrenmal auf dem Heidelstein entstand 1923, es wurde im selben Jahr eingeweiht. Jährlich im September wird dort der Verstorbenen des Rhönklubs im Rahmen der „Heidelsteinfeier“ gedacht. Im Jahre 1926 zählte der Rhönklub 70 Zweigvereine. Ein großes Wanderwegenetz war aufgebaut worden, auf den Bergen entstanden Rhönklubhütten. Der Volksschullehrer Karl Straub hatte 1929 erstmals im Auftrag des Hauptvorstandes des Rhönklubs einen Rhönkalender herausgegeben, der bis heute jährlich aufgelegt wird. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges übernahm Oswald Milker die Vereinsführung und er rettete den Rhönklub über die Zeit des Nationalsozialismus. Er musste sich 1941 in „Rhönbund“ umbenennen und das eigenständige Vereinsleben kam zum Erliegen, aber er überlebte.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit ruhte jegliche Vereinstätigkeit in Deutschland. Bereits 1946 erschien die erste Nummer der Rhönwacht als einfaches Doppelblatt. Nur noch 3.000 Mitglieder zählte der Gesamtverein. 16 Zweigvereine in Thüringen wurden in der DDR als „faschistische Vereine“ verboten. Der „Eiserne Vorhang“ trennte den Verein. Ostflüchtlinge kamen in die Rhön, ihnen gab der Verein eine neue Heimat. Der fünfte Präsident Josef Hans Sauer schuf den Posten des Hauptkulturwartes. Der Rhönklub dürfe nicht nur ein Wanderverein sein, sondern müsse sich auch um die Erhaltung der traditionellen Kulturgüter der Rhönheimat bemühen.

Postkarte zum 25 jährigen Bestehens des Deutschen Touristenvereins in 1908 ...

Postkarte zum 25. jähriges Bestehen des Rhönklubs 1901

1976 zählte der Rhönklub in 71 Zweigvereinen über 15.000 Mitglieder. Alfons Lühn, der sechste Präsident, steigerte die Mitgliederzahl. Er setzte eine Satzungsänderung durch, der zufolge dem Naturschutz eine größere Bedeutung beigemessen werden konnte. Nach seinem Ausscheiden übernahm 1989 mit Regina Rinke erstmals eine Frau aus dem bayerischen Teil der Rhön die Leitung des Rhönklubs. 1989 vollzog sich die politische Wende, für den Rhönklub bedeutete die Einheit Deutschlands die Öffnung nach Thüringen. Spontan entstanden in 19 Orten Thüringens neue oder auch alte Rhönklub-Zweigvereine.

Dr. Justus Schneider. Gründer des Rhönklubs

Gedenkstein für Fritz Fuchs, dem Vater der einheitlichen Wegemarkierung in der Rhön ...

Vom 26. bis 30. Juni 2008 veranstaltete der Rhönklub in Fulda und der Rhön den 108. Deutschen Wandertag unter dem Motto „Wandern & Mehr“. Die bisherigen Gaue wurden ebenfalls im Jahr 2008 in Regionen umbenannt. 2011 fusionierten die Regionen Saale und Sinn zur Region Saale/Sinn. So gibt es nun die Region Werra, Region Fulda, Region Saale/Sinn, Region Ulster. (me) +++


Eckpunkte in der Geschichte des Rhönklubs

6. August 1876 Gründung des Rhönklubs Dr. Justus Schneider 1. Präsident
1877 Erstauflage „Schneiders Rhönführer“
1879 Bau eines Schutzhauses des Rhönklubs auf der Wasserkuppe 29. Juni 1884 Einweihung der Schutzhütte auf der Milseburg 8. April 1904 Tod des Rhönklubgründers Dr. Justus Schneider 15. Juli 1906 Einweihung des Schneider-Denkmals auf der Milseburg
1912 eigene Mitgliederzeitschrift „Die Rhön“
1913 Aufteilung der Rhön in Gaue
1923 Heidelsteindenkmal für gefallene Rhönklubmitglieder errichtet
1924 Grundsteinlegung des Fuldaer Hauses
1926 Einweihung des Fuldaer Hauses
1936 60-Jahrfeier des Rhönklubs mit großer Werbefahrt durch die Rhön
1942 Umbenennung von Rhönklub in Rhönbund
1945 Kriegsende und Verbot des Rhönklubs durch die Amerikaner 27. März 1946 Wiedergründung des Rhönklubzweigvereins Fulda durch Wilhelm Will 2. Juni 1957 Einweihung des Jugendheims an der Maulkuppe
1958 Deutscher Wandertag in Fulda
1976 100 Jahre Rhönklub
1989 Durch die Einheit Deutschland Öffnung nach Thüringen
2008 Deutscher Wandertag in Fulda
2016 140. Hauptversammlung in Gersfeld

Präsidenten des Rhönklubs

Von 1876 bis 1904 Justus Schneider
Von 1904 bis 1913 Karl Wegener
Von 193 bis 1939 Hugo Pfeiffer
von 1939 bis 1961 Oswald Milker
von 1961 bis 1976 Josef Hans Sauer
Von 1976 bis 1989 Alfons Lühn
Von 1989 bis 2011 Regina Rinke
Von 2011 bis 2013 Ewald Klüber
Seit 2014 Jürgen Reinhardt

 


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