67 Jahre nach Uraufführung: Ergriffenheit in ausverkauften Publikumsreihen

02.07.16 - 67 Jahre lang lag es auf dem Dachboden des Hilderser Pfarrhauses, bevor Pfarrer Michael Möller das Drehbuch, in dem Pfarrer Josef Nüdling einst die Leidensgeschichte Jesus festschrieb, an sich nahm. Ein Glück, denn hätte er es nicht getan, wäre dem kleinen Rhöner Städtchen etwas entgangen: An diesem Wochenende finden sie statt, die Hilderser Passionsspiele - und die Resonanz darauf ist einmalig.

Über hundert Aktive hatten über mehrere Monate viel Mühe, aber vor allem Leidenschaft und Herz, in die Entstehung des Schauspiels gelegt. Es wurde geprobt, geschneidert, gehämmert und gesägt. Einige Frauen aus dem Ort nähten die alten Kostüme, die ebenfalls auf dem Dachboden gefunden wurden, um. Pfarrer Michael Möller veränderte den Text so, dass er besser in die heutige Zeit passt. Ein paar Hilderser Handwerker bauten die Kulisse vor der Sankt Bartholomäus-Kirche. Und gut 50 Schauspieler lernten ihre Texte auswendig. Am Freitag war es dann endlich so weit: Vor ausverkauften Publikumsreihen wurde das Stück aufgeführt.

Dass es ankam, und die monatelange Arbeit die Zuschauer genauso sehr begeisterte wie ergriff, zeigte sich schon bei der verkauften Generalprobe am Mittwoch: "Einige der Zuschauer hatten Tränen in den Augen", erzählt Michael Zentgraf. Er spielt den Herodes. Besonders die Szene, in der Jesus ans Kreuz genagelt wird, sei für jeden einzelnen in den Zuschauerreihen bewegend gewesen.

Fotos (2): privat

Michael Zentgraf

So auch am Freitagabend. Während die Sonne langsam hinter den Rhöner Hügeln und Bergen verschwand, sahen die rund 300 Menschen, wie sich der Leidensweg Jesu Christi einst zugetragen haben soll. Eine Geschichte, die auch heute noch wunderbare Dinge bewirkt: In Hilders sorgte sie zum Beispiel dafür, dass die Gemeinde enger zusammenrückt. "Vorher kannten wir uns nur vom Sehen. Während der Proben sind nun richtige Freundschaften entstanden", sagte einer der Schauspieler. (Suria Reiche) +++