10. Deutscher Behindertentag: AndersSein vereint! Viele Organisationen dabei

11.07.16 - Miteinander leben – voneinander lernen wurde als Motto für den ersten Behindertentag am 23. Juni 2007 schnell gefunden und nunmehr zum 10. Mal mit Leben gefüllt. Zum Jubiläum erstreckte sich die Veranstaltung erstmals auf zwei Tage – bereits am Freitag gab es eine tolle Premiere: barrierefreies Kino in der Schilde-Halle mit dem preisgekrönten Film „Ziemlich beste Freunde“ zugunsten des Deutschen Behindertentages, der am Samstag wieder alle Erwartungen erfüllte.

„Wenn Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam Spaß haben, ist das Motto umgesetzt und der Tag gelungen“, betont Manfred Wiedemann, der gemeinsam mit Annika-Groh-Gollmer Ideengeber und Organisator des Deutschen Behindertentages ist, für den ihr Arbeitgeber, das Klinikum Bad Hersfeld, von Anfang an als Veranstalter fungiert. Er erinnert sich: „Als wir im Jahr 2006 in einer Arbeitsgruppe zusammensaßen, deren Ziel ein Projekt zum Thema „Integration“ sein sollte, hätte keiner gedacht, wie viel daraus entstehen würde – ein deutschlandweit einzigartiger Tag!“

ROTPUNKT stellte sich eine Sonder-Edition her...

Die Organisatoren Annika Groh-Gollmer und Manfred Wiedemann

10 Jahre Deutscher Behindertentag – 10 Jahre sind die „Stolpersteine“ dabei. ...

Die Idee und Umsetzung eines Aktionstages mitten in der Stadt bietet betroffenen Menschen die Möglichkeit, auf Probleme, Hindernisse und Barrieren im Alltag, aber auch auf Stärken behinderter Menschen aufmerksam zu machen und Berührungsängste abzubauen. Am Samstag informierten an 31 Teilnehmerständen von 10.00 bis 16.00 Uhr Selbsthilfegruppen über Schlafapnoe, Multiple Sklerose oder Schlaganfall, der Landkreis Hersfeld-Rotenburg war mit der Seniorenberatung vertreten, der Kreisverband des Sozialverbandes VdK Hessen-Thüringen stellte seine Arbeit vor und auch Vertreter der August-Wilhelm-Mende-Schule, einer Förderschule für geistige und körperliche Entwicklung, zeigten Präsenz. In dieser Schule engagieren sich Jugendliche im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres mit Volunta. Es werden dringend noch weitere Freiwillige gebraucht.

Unter dem Slogan „AndersSein vereint“ sollte zum Jubiläum keine einzelne Gruppe im Vordergrund stehen, sondern erneut ein deutliches Zeichen des Miteinanders und der Inklusion von Menschen mit Behinderung gesetzt werden. „Gerade der Austausch untereinander, die Vernetzung miteinander und die gemeinsame Gestaltung des Umfeldes zeigt, dass dadurch die Entwicklungsmöglichkeiten für alle ausgeweitet werden können“, betont Stefan Grüttner, Hessischer Minister für Soziales und Integration, in seinem abgedruckten Grußwort im Programmheft. Dieser Aufgabe sehen sich auch Landrat Dr. Michael Koch und Bürgermeister Thomas Fehling verpflichtet, der aufforderte: „Wir alle müssen uns fragen, was jeder beitragen kann, das Leben behinderter Menschen und ihrer Angehörigen einfacher zu machen“.

Beste Unterhaltung wurde auf und vor der Hauptbühne am Linggplatz geboten. Die „Stolpersteine“, eine Band behinderter Musiker, die seit dem ersten Deutschen Behindertentag in Bad Hersfeld auftritt, sorgten mit einem deutlich erweiterten Musikrepertoire wieder für beste Unterhaltung. Schwungvolle Volkstänze präsentierte die Tanzgruppe „Kunterbunt“, der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung, und auch der Auftritt der Theater AG der August-Wilhelm-Mende Schule, deren Mitwirkende als Regenbogenkobolde ihr Unwesen trieben, kam sehr gut an. Tabea, eine aus Fulda stammende Sängerin, präsentierte ihren Song „Anders“ mit der Botschaft: „Sei du selbst, denn jeder ist anders“ gemeinsam mit einigen Darstellern und Mitwirkenden aus dem dazu gehörenden Clip beziehungsweise der Fuldaer Organisation „Antonius-Netzwerk Mensch“. Dann war Party angesagt. Reiner Irrsinn, der singende Friseur aus Hessen, hatte nicht nur bekannte Party-Songs und seinen Flokati im Gepäck, sondern begeisterte auch mit eigenen Hits. Barbara zündete als Helene Fischer Double ein Feuerwerk an Lebensfreude und überzeugte mit großer Stimme. Die Lachmuskeln des Publikums beanspruchte Lilli mit schneller und frecher Klappe.

Der Stand der Brücke, Verein für psychosoziale Hilfen

Zu den besonderen Aktionen am 10. Deutschen Behindertentag gehörte das Christoffel Blindenmission-Erlebnismobil, in dem die BesucherInnen mit einer Simulationsbrille und einem Langstock blind durch einen Hindernisparcours im CBN-Mobil gehen mussten und so die Welt aus der Perspektive blinder Menschen erleben konnten. Die blinde Langstreckenläuferin und CBM-Botschafterin Regina Vollbrecht stellte außerdem im Beisein der Kinder und Jugendlichen die herausragenden Arbeiten beim bekannten Nachwuchswettbewerb „Jugend forscht“ und in der Juniorensparte „Schüler experimentieren“ vor und überreichte die Sonderpreise für innovative Ideen. Ausgezeichnet wurden Erfindungen und Untersuchungen von Schülerinnen und Schülern ab der vierten Klasse bis zum Alter von 21 Jahren, die sich mit Behinderung und Rehabilitation auseinandersetzen.

Seinen Ostsee-Urlaub unterbrochen hat Wolfgang Schneider, ein langjähriger Mitstreiter und ehemaliger Geschäftsführer der Aktion für behinderte Menschen (AfbM), um seinen Rückzug aus seinen zahlreichen Ehrenämtern mit einem letzten Einsatz beim Deutschen Behindertentag amtlich zu machen. Wie schon in den
vergangenen Jahren waren es die Reservisten aus der Kreisgruppe Osthessen mit Stabsunteroffizier d.R. Wolfgang Schneider als Beauftragter für soziale Aufgaben an der Spitze, die mit viel körperlichem Einsatz auch den Auf- und Abbau der Einheiten und Zelte beim 10. Deutschen Behindertentag übernahmen.

Der Dank der Veranstalter galt allen Sponsoren, namentlich genannt der Firma Rotpunkt, die zudem eine ihrer bunten Kannen in einer Sonder-Edition mit dem Aufdruck „Miteinander leben – voneinander lernen“ versehen hat. Beim Stand des Technischen Hilfswerks Bad Hersfeld konnte jeder, der es wollte „Spielend helfen lernen“. Diese Aktion wurde von GLS, einem der führenden Unternehmen in der Paketlogistik, unterstützt. Manfred Wiedemann und Annika Groh-Gollmer freuen sich über den Erfolg: „Der Behindertentag ist als feste Veranstaltung im Bewusstsein der Bad Hersfelder und auswärtigen Gäste verankert“. (Gudrun Schmidl) +++