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REGION WIELOCHS WIRRE WELT (140):

Pokémon-Jäger buddeln unterirdische Leitung zur Milseburg-Hütte – Kritik von Künast

"Wielochs wirre Welt" erscheint bei OSTHESSEN|NEWS heute am 140. Freitag in Folge. Jochen Wieloch blickt dabei (39) pointiert, humorvoll und teilweise mit einer gehörigen Portion Ironie auf die Ereignisse, die die Menschen in der Region und im Land bewegen. Der Petersberger kennt sich als selbstständiger Redakteur in den Medien Print, TV und Internet bestens aus, ist Buchautor und als Spezialist für Unterhaltungselektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Außerdem berät und betreut der 39-Jährige Unternehmen in allen Fragen der Presse- und Öffentlichkeits-arbeit. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete Jochen Wieloch unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München.

22.07.16 - Der Frankfurter Arzt und Psychiater Heinrich Hoffmann muss sich in diesen Tagen im Jenseits ins Fäustchen lachen: Seine Geschichte „Hans Guck-in-die-Luft“ aus dem „Struwwelpeter“ erlebt zurzeit eine digitale Renaissance. Anders als der Junge, der damals mit Dauerblick zum Himmel erst einen Hund über den Haufen rannte und anschließend im Wasser landete, prallen zurzeit tausende Pokémon-Jäger gegen Laternenmaste, Briefkästen und fahrende Autos. Grund: Sie starren stur auf ihre Smartphones in der Hoffnung, virtuelle Monster in der Nähe zu entdecken.

So viel Blödheit hat sich jetzt ein Landwirt in der Rhön zunutze gemacht. Anstatt in mühseliger Arbeit die Kartoffeln auf seinem 320 Hektar großen Areal selbst zu ernten, hat der Bauer Spielsüchtige zur „Pokémon-Potatoe-Jagd“ auf den Acker geladen. „Findet mit Eurem Handy die verborgenen Knollen-Monster“, heißt es in der Ankündigung. Pro Teilnehmer kostet der Spaß 15 Euro. Knapp 11.000 Personen sind gekommen, die stundenlang bei strömendem Regen im knöcheltiefen Matsch mit bloßen Händen graben und dabei auf ihre Smartphones glotzen. „Krasse Organisation, die ganzen Viecher da in der Erde zu verbuddeln“, lobt ein 15-Jähriger aus Lauterbach den Veranstalter. „Was ist das für Material? Fühlt sich voll 3D an“, fragt eine Auszubildende aus Künzell beim Anblick eines Erdapfels.

Als sich mehrere Tonnen Kartoffeln zu einem riesigen Berg auftürmen, beendet der Landwirt die Veranstaltung. In seinem Souvenirshop bietet er Pokémon-Potatoe-Puzzles (ein Kilo Bratkartoffeln) für 29 Euro/Stück an, die reißenden Absatz finden. Am Imbisswagen werden Monstersalat, Monstergratin, Monstersuppe und Monsterchips verkauft, darüber hinaus vertilgen die Besucher tausende Pellmonster. Wenige Stunden später will Grünen-Politikerin Renate Künast wissen: „Wieso konnten die Monster nicht angriffsunfähig geschossen werden???? Fragen!“

Landrat Bernd Woide hat derweil verlauten lassen, dass der Landkreis dutzende Pokémons an schwer zugänglichen Stellen zwischen Danzwiesen und Milseburg-Hütte versteckt habe. Es dauert keine 30 Minuten, und schon sind unzählige Smartphone-Jünger ausgerückt. Sie fluchen, weil sie nicht auf Anhieb fündig werden. Doch dann wird gegraben, gewühlt, geharkt, gebuddelt und gebohrt. Nach knapp 19 Stunden ist das Geotop ausgehöhlt, ohne dass nur ein Monster zu Tage befördert wurde. Der Landkreis spricht von einem bedauerlichen Missverständnis und schickt die Jäger und Sammler wieder nach Hause. „Eine Bohrung für eine mögliche Versorgungsleitung zur Hütte auf dem Gipfel der Milseburg hätte uns mehrere zehntausend Euro gekostet, die Pokémon-Pfeifen haben das für uns glücklicherweise zum Nulltarif erledigt“, freut sich der Landrat. (Jochen Wieloch)+++


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