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Schwester Hildegard Wolters - Foto: Suria Reiche

FULDA Für die Ewigkeit geschaffen

Schwester HILDEGARD im Ruhestand: Ein letztes Mal "Tomatensalat"

25.07.16 - Es ist ein Werk für die Ewigkeit, das Schwester Hildegard Wolters in ihren 34 Jahren Dienstzeit geschaffen hat: Wer schon einmal in irgendeiner Form mit der Marienschule oder einer ihrer Schülerinnen zu tun hatte, dem ist es hinlänglich bekannt. Immerhin ertönt es ja seit über drei Jahrzehnten mindestens ein Mal jährlich durch die Gemäuer des Mädchengymnasiums. Die Rede ist vom "Tomatensalat-Lied". Einem Silbenspiel, das Schwester Hildegard bei jeder Begrüßung der neuen Fünftklässlerinnen zusammen mit den Schülerinnen gesungen hat. Nach den Sommerferien wird sie es ein allerletztes Mal tun. Danach geht sie in Ruhestand.

Das Adventskonzert - fast schon eine Tradition. Archivfotos

"Wenn ich irgendwo erscheine, dann sagen die Leute nicht meinen Namen, sondern sie sagen Tomatensalat", so die 66-Jährige lachend. Wie oft sie das Lied in ihrer 34-jährigen Dienstzeit an der Marienschule gesungen hat, kann sie gar nicht genau sagen: "Nachdem sie es bei der Begrüßung gehört hatten, wollten die Schülerinnen es auch immer wieder im Unterricht singen." Eine Freude für die 66-Jährige: Mit anderen Menschen zusammen zu singen, ist für sie mit das Schönste überhaupt. "Gemeinsam etwas klanglich zu erarbeiten und es dann in den Raum zu stellen, ist toll."

Und es ist etwas, das Schwester Hildegard Wolters in der nächsten Zeit missen wird. Mit 66 Jahren hat sie den Schuldienst an der Marienschule verlassen. "Den Caritas-Chor 65+ behalte ich zwar, aber die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist schon etwas anderes", sagt sie. Immerhin war es ein großer Teil ihres Lebens: Als sie vor 34 Jahren an die Marienschule kam, war sie gerade mit ihrem Referendariat in Münster fertig. Vorher hatte sie an der Musikhochschule in Köln studiert. 

"Dass ich zur Musik gekommen bin, habe ich einer Ordensschwester im Kindergarten zu verdanken." Diese habe musikalische Früherziehung gemacht, als es diese eigentlich noch gar nicht gegeben habe. "Und sie hat meinem Vater gesagt, er solle mich Klavierspielen lernen lassen. Ich bin der Frau bis heute dankbar." Der Wunsch, auch beruflich irgendetwas mit Musik zu machen, kam schnell: Schwester Hildegard Wolters lernte auch das Spiel mit der Querflöte und der Orgel und wurde schließlich an der Musikhochschule in Köln aufgenommen. Damals zählte sie zu den gerade einmal 25 Bewerbern, die die Aufnahmeprüfung bestanden. "Ich denke heute oft, dass das einer der Glücksfälle meines Lebens war."

Dank ihres Studiums konnte Schwester Hildegard Wolters an der Marienschule den Musikunterricht halten und den Chor leiten. "Das Fach Musik ist Mangelware, und Lehrerinnen und Lehrer werden händeringend gebraucht." Ihrem zweiten Unterrichtsfach Französisch zum Nachteil. "Von den 34 Jahren gab ich nur acht Jahre Französisch." Neben den normalen Unterrichtsstunden leitete die 66-Jährige bis zuletzt den Chor der Marienschule. Was als reiner Schülerinnenchor begann, wurde über die Jahre größer und größer. "Es kamen Eltern, Lehrerinnen und auch Lehrer dazu. Zum Glück: Denn an einer reinen Mädchenschule ist es schwierig, vierstimmig zu singen."

Den Chor wird nun ihre Nachfolgerin übernehmen. "Es kam ja Gott sei Dank nicht überraschend, dass ich gehe." Trotzdem dauerte es, bis eine würdige Vertreterin gefunden wurde. "65 bin ich ja schon im vergangenen Jahr geworden. Damals habe ich gesagt, ich mache die Arbeit ein halbes Jahr länger, weil doch keine Vertretung für mich gefunden wurde. Als dann immer noch keine Nachfolge da war, habe ich um weitere sechs Monate verlängert." Es konnten sich also alles lange genug darauf einstellen, dass es bald eine Marienschule ohne Schwester Hildegard geben würde.

Trotzdem wird nach den Sommerferien eine Lücke aufklaffen. "Ich selbst kann im Augenblick noch gar nicht sagen, wie sich der Abschied anfühlt. Im Moment ist es so, als wäre ich nur in die Sommerferien gegangen." Zunächst einmal wird Schwester Hildegard nun Urlaub machen. "Ja, und dann muss ich mich wohl ein bisschen neu orientieren. Hier im Kloster habe ich ja einige Aufgaben. Zum Beispiel den Oblatenkreis. Das sind Menschen, die sich geistlich an unserem Kloster orientieren, und ich bin froh, dass ich nun mehr Zeit für sie habe. Außerdem habe ich in der Abtei den Orgeldienst und werde wahrscheinlich verstärkt in die Gästearbeit einsteigen."

Ein Mal wird Schwester Hildegard Wolters jedoch noch an den Ort des Geschehens zurückkehren. Nämlich dann, wenn nach den Sommerferien die neuen Fünftklässlerinnen begrüßt werden. "Tja, und dann wird ein letztes Mal das Tomatensalat-Lied durch die Gemäuer der Schule klingen." (Suria Reiche) +++


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