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- Frank May / dpa/lhe

ROTENBURG/F. Zwischen sexuellem Verlangen & Mord

Kommt der Kannibale von Rotenburg 2017 wieder frei? - "Bin zuversichtlich"

27.07.16 - Er trifft Bernd Jürgen B., der aus Berlin nach Rotenburg an der Fulda kommt. Beide haben sich in einem Internetforum kennengelernt. Es ist März 2001. Armin Meiwes, später soll er unter dem Namen "Kannibale von Rotenburg" weltbekannt werden, sucht einen jungen Mann, den er bei lebendigem Leib verspeisen kann - Bernd Jürgen B. hatte sich genau dafür angeboten. Der 43-jährige Berliner schluckt 20 Schlaftabletten und trinkt eine halbe Flasche Schnaps. Dann schneidet ihm Meiwes sein Geschlechtsteil ab. Am nächsten Morgen ersticht Meiwes den 43-Jährigen, zerlegt die Leiche und bereitet sich zwei Tage später, am 12. März, die erste Mahlzeit aus Menschenfleisch zu.

Schon im Jahr 2017 könnte der "Kannibale von Rotenburg" wieder auf freiem Fuß sein.

Im Mai 2006 wird Armin Meiwes wegen Mordes in Tateinheit mit Störung der Totenruhe zu lebenslanger Haft verurteilt. Seit Dezember 2002 saß Meiwes in Untersuchungshaft, später im regulären Vollzug. Nach deutschem Recht kann ein lebenslänglich Verurteilter nach 15 Jahren hinter Gittern freigelassen werden. Sofern das Sicherheitsinteresses der Allgemeinheit gewahrt ist.

"Es besteht keine Wiederholungsgefahr. Da bin ich mir sicher", sagt sein Anwalt Harald Ermel. Er hat noch regelmäßigen Kontakt zu seinem Mandanten - per Telefon oder Brief, zuletzt vor sechs Wochen. "Meiwes ist ein Mustergefangener. Er ist höflich, umgänglich, hilfsbereit und nicht aggressiv. Seit Jahren macht er eine Therapie, die in meinen Augen auch Früchte trägt. Er ist geläutert, er wird so etwas nie wieder tun."

Ermel beschreibt Meiwes' Kannibalismus als "sexuelle Paraphilie", die ein Mensch nicht einfach ablegen können. "Armin Meiwes findet es sexuell anziehend, Menschenfleisch zu essen. Das wird wohl immer so bleiben. Man kann in einer Therapie lernen, die Vorlieben in Gedanken und nur in Gedanken abzuspielen und eben nicht in die Tat umzusetzen."

Vor dem Kasseler Landgericht wurde Meiwes wegen Totschlags zunächst zu achteinhalb Jahren verurteilt. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hob dieses Urteil wieder auf. Ermel plädierte darauf, dass Armin Meiwes Bernd Jürgen B. nicht kaltblütig ermordet habe, sondern ihn auf sein Verlangen hin tötete. Doch auch eine Verfassungsklage und der Gang zum Europäischen Gerichtshof waren zwecklos. Meiwes wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Am 13. März 2001 sucht er sofort nach einem weiteren Gleichgesinnten im Internet. Ein User aus Österreich meldet im Juli 2002 Meiwes' Webseite der Polizei. Das Bundeskriminalamt ermittelt, durchsucht im Dezember 2002 das Haus in Rotenburg. Dort finden sie Fleisch und Knochen in der Tiefkühltruhe, eine Kreissäge und jede Menge Speichermedien mit 12.000 E-Mails und über 1.600 Bilddateien. "Mittags gegen 13 Uhr rief er mich an", erinnert sich Harald Ermel, " 'Würden Sie mich auch vertreten, wenn es um die Tötung eines Menschen geht?' hatte er mich gefragt. Ich antwortete, zugegeben etwas salopp, ob er etwa eine Leiche im Kühlschrank habe - die Antwort ist bekannt."

Ermel empfiehlt Meiwes sofort, sich zu stellen. Um einen medialen Spießrutenlauf zu verhindern, werden sie beim Gericht damals noch in Rotenburg vorstellig, um den Haftbefehl entgegen zu nehmen. "Die Presse hatte natürlich Wind davon bekommen, stand aber in Bad Hersfeld", erklärt Ermel den Schachzug. Dutzende Anwälte hatten sich angeboten, wollten Armin Meiwes vertreten, hatten sogar Geld geboten. "Er wollte aber von mir vertreten werden."

Theoretisch könnte Meiwes ab 2017 wieder auf freiem Fuß sein, aber eben nur, wenn er eine erfolgreiche Therapie durchlaufen hat. Harald Ermel glaubt daran, dass Meiwes das Gefängnis verlassen kann, aber nicht so zeitnah. "Nach 15 Jahren Haft beginnt zunächst die Überprüfung - das kann sich über Jahre hinziehen. Ich bin aber zuversichtlich." Meiwes wolle gern wieder ein freier Mann sein. "Er möchte in Ruhe und Abgeschiedenheit leben - weit weg vom Trubel der Öffentlichkeit." (Julius Böhm) +++


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