Filmen statt Erste Hilfe leisten: Gesuchte Gaffer (33 & 36) stellen sich der Polizei

29.07.16 - Die Fotofahndung des Polizeipräsidiums Südhessen und die Geschichte hinter dem veröffentlichten Bild sorgten in den vergangenen Tagen für viel Aufregung und Verständnislosigkeit. Das Foto zeigt zwei Männer, die einen Unfall lieber mit dem Handy filmten, statt zu helfen. Nun haben sich die Männer, die aus dem Main-Kinzig-Kreis kommen, freiwillig der Polizei gestellt - vermutlich konnten sie dem großen Druck der bundesweiten Fotofahndung und dem riesigen medialen Aufschrei nicht mehr standhalten. Vor allem in den sozialen Medien verbreitete sich das Bild wie ein Lauffeuer. Gegen die Männer wurde gehetzt und geschimpft.

Bei dem Unfall am 8. Juli auf der A60 in Höhe der Anschlussstelle Ginsheim-Gustavburg (Landkreis Groß-Gerau) war ein 59 Jahre alter Lkw-Fahrer in seinem Führerhaus verbrannt. Zwei Ersthelfer hatten vergeblich versucht, den Eingeklemmten aus dem brennenden Wrack zu befreien. Sie hatten einen Feuerlöscher geholt und an den Türen des Lkw gerüttelt, konnten letztlich aber nicht verhindern, dass der Lkw-Fahrer verbrannte.

Die beiden 33- und 36-jährigen Männer aus dem Main-Kinzig-Kreis dachten augenscheinlich nicht daran, den Ersthelfern behilflich zu sein. Stattdessen filmten sie die Rettungsversuche mit ihren Mobiltelefonen. Unklar ist, ob eine Befreiung des eingeklemmten Fahrers mit weiteren Ersthelfern möglich gewesen wäre. Dies wird im Polizeipräsidium Südhessen derweil geprüft.

Nachdem die Polizei am Dienstag mit dem Foto an die Öffentlichkeit gegangen war, gingen insgesamt acht Hinweise zu den Gesuchten ein. Dann stellte sich der 36-Jährige selbst. Seins und das Mobiltelefon des zweiten Mannes werden jetzt ausgewertet. Sie erwartet nun eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung. Bei einer Verurteilung droht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. (Suria Reiche/Julius Böhm) +++